Aggressiv und diszipliniert Torgefahr entwickeln

Uwe Weidemann vor dem Spiel gegen Wilhelmshaven

Uwe Weidemanns Ansprache gegenüber den Medienvertretern erfolgte - wie berichtet - unter dem Eindruck der aktuellen Ereignisse einen Tag früher als gewohnt. Der 43-Jährige war am späten Mittwochnachmittag über den nächtlichen Ausflug einiger seiner Spieler informiert worden und sah von daher vorgezogenen Gesprächsbedarf. Allerdings beschränkten sich die Ausführungen des Chefcoachs auf die Disziplinarmaßnahmen gegen vier Spieler des Kaders auf knappe, aber eindeutige Ausführungen.

Doch auch die Aussicht auf die bevorstehende Meisterschaftspartie gegen den SV Wilhelmshaven wusste er in relativ dürre Worte zu kleiden: "Ich habe es schon vor einigen Wochen gesagt, dass wir genug gequatscht haben. Die Antwort muss auf dem Platz kommen!" Zwar stimmte der oberste Übungsleiter der Flingeraner der Einschätzung zu, dass beim Auswärtsspiel gegen Union Berlin bereits ein leichter Aufwärtstrend zu beobachten war, "aber unter dem Strich steht eine weitere Niederlage." Nicht nur er kommt zu dem Schluss, dass die mangelnde Chancenverwertung die Wurzel wenn nicht allen Übels, aber zumindest manches Punktverlustes in den vergangenen Wochen gewesen ist.
Den Gegner aus dem hohen Norden sollte man nicht unterschätzen, denn auch wenn die Mannschaft vom Jadebusen auf einem Abstiegsplatz steht, hat sie in der jüngsten Vergangenheit - nicht zuletzt mit einem Sieg gegen den VfL Osnabrück - ein deutliches Lebenszeichen gegeben. "Es wird keine leichte, aber eine lösbare Aufgabe", rechnet sich Weidemann aus, dem nicht entgangen ist, dass der SVW in der Winterpause mit mehr als einem halben Dutzend Neuverpflichtungen den Kampf um den Verbleib in der Dritten Liga nicht vorzeitig aufgegeben hat.
Und es würde kaum zur Spielzeit 2006/2007 passen, wenn nicht wieder einmal einige verletzungsbedingte Sorgen ein Meisterschaftsspiel bestimmten: So wird Oliver Barth, der sich am Donnerstag noch einem Test mit Physiotherapeut Zissis Vassiliadis unterzogen hatte, definitiv nicht im Kader stehen. Das gilt auch für den in der Winterpause zur Fortuna gewechselten Sebastian Kneißl, der über Fußprobleme klagt. Da auch David Krecidlo weiterhin ausfällt und ebenso wie Markus Anfang erst frühestens in der nächsten Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen wird, dürfte der Coach erleichtert zur Kenntnis genommen haben, dass entgegen ersten Befürchtungen Marcus Feinbier und Henri Heeren zur Verfügung stehen werden. Auch bei Tim Kruse, der am vergangenen Sonntag beim 8:1-Kantersieg der Zweiten Mannschaft über 60 Minuten unter Wettkampfbedingungen mitgespielt hatte, ist ein Einsatz höchst wahrscheinlich.
Am Samstag werden Kardinaltugenden gefragt sein, die Uwe Weidemann eigentlich kaum mehr zu wiederholen braucht, weil sie seinen Schutzbefohlenen wie im Schlaf geläufig sein sollten: Mit couragiertem Spiel von der ersten Sekunde an die Regie zu übernehmen, dem Gegner, der kompakt stehend auf Konter lauern wird, den Schneid abzukaufen und, bitte schön, endlich etwas mehr Torgefahr zu entwickeln. Denn das war vor Wochenfrist, trotz aggressiver und mannschaftsdienlicher Einstellung, erneut eines der wesentlichen Defizite beim Spiel an der "Alten Försterei". Man kann Samstag ab 14 Uhr in der LTU arena Augenzeuge werden, ob der Schwerpunkt in den Übungseinheiten der vergangenen Tagen - nämlich die Stärkung der Abteilung "Sturm und Drang" - fruchtbare Ergebnisse zu zeitigen weiß.
Der Fehltritt des Quartetts kam zum Schluss dann doch noch einmal zur Sprache - ob nämlich hinsichtlich der ohnehin dünnen Personaldecke eine Suspendierung kein Risiko darstelle. Sehr unaufgeregt wusste Weidemann da zu kontern, dass von einem Ausschluss aus dem Kader nie die Rede gewesen sei. "Dies soll ein Denkzettel für sie sein. Aber ganz gewiss ist die Tür jetzt nicht verschlossen." Beruhigend - nicht nur für die direkt Betroffenen, sondern auch für die Fans.