Aggressiver in die Standards gehen!
Uwe Weidemann vor dem Spiel gegen Leverkusen II
Fortuna Düsseldorf zu Gast bei der Zweitvertretung von Bayer 04 Leverkusen - was vor einigen Wochen noch nach einer eindeutigen Angelegenheit ausgesehen hätte, wird eine Vorentscheidung für beide Vereine bringen: Ob nämlich der eine, Bayer, sich noch gegen den Abstieg wehren kann und ob der andere, Fortuna, entgegen allen Erwartungen mit dem Thema Abstieg tatsächlich noch konfrontiert werden könnte. Denn da die beiden Clubs die letzte Begegnung des 33. Spieltags bestreiten, sind die Folgen des Endresultats in der BayArena relativ leicht auszurechnen.
Beim zwei Tage vor dem Match stattgefundenen Pressegespräch hatte Chefcoach Uwe Weidemann großes Verständnis dafür, "dass die Enttäuschung groß ist - nicht nur im Umfeld. Aber auch bei uns sieht dies nicht anders aus." Denn dass die Rot-Weißen, statt weiterhin eine dominierende Rolle im Kampf um die Aufstiegsplätze zu behaupten, nunmehr erstmals sogar den Blick nach ganz unten richten müssen, ist die Folge einer Misserfolgsserie, die sich keiner so recht zu erklären vermag. Eine der Fehlerquellen ist sicherlich die mangelnde Chancenverwertung, so wie der Umgang mit Standardsituationen an sich zu wünschen übrig lässt: "Wir müssen noch aggressiver in dieses Standards reingehen. Denn in diesen Situation kassieren wir zu viele Gegentreffer und machen umgekehrt zu wenige Tore draus." Kein Wunder, dass der oberste Übungsleiter unter der Woche verstärkt eben diese Spielform praktizieren ließ und ob dies von Erfolg gekrönt sein wird, werden nicht nur die Anhänger der Flingeraner am Sonntag ab 14 Uhr begutachten können. "Es ist wichtig für die Fans, für das gesamte Umfeld, aber auch uns, endlich den Bock umzustoßen", hofft der Ex-Profi, dessen Alptraum sein dürfte, dass sein Team die letzten verbleibenden Spiele "herschenken wird." Schließlich mache es einen Unterschied, ob Fortuna am Ende auf einem 12., 13., 14. Platz oder auf Rang sechs, vielleicht noch gar auf dem Fünften landet, womit man immerhin das Ergebnis des Vorjahres wiederholen würde. Kein wirklicher Trost für eine Mannschaft, die sich mit teilweise herausragender Spielweise und gelungenen Auftritten zumindest einen Spieltag auf einen Aufstiegsrang zu katapultieren vermochte.
Und so wurde Weidemann erneut nicht müde, vor dem aktuellen Gegner zu warnen. "Wie üblich bei den Amateuren werden wir auch bei Bayer auf technisch starke, gut geschulte Spieler treffen, die sich für die Erste Mannschaft empfehlen wollen." Denn auch wenn das Team von Ulf Kirsten, mit dem die Leverkusener unlängst den Vertrag verlängert haben, von vielen schon abgeschrieben wurde, scheinen die Nachbarn weiterhin ihre Chance zu suchen. Wie am vergangenen Wochenende beim VfL Osnabrück, wo man ein mehr als achtbares 3:3 erreichte. "Wir dürfen bloß nicht den Fehler machen und in ihre Konter laufen."
Dennoch ist Weidemann verhalten optimistisch, weil nicht nur er in den letzten beiden Spielen einen leichten Aufwärtstrend erkannt hat. "Wir müssen für eine Bündelung des Positiven aus den beiden Partien sorgen." Um sogleich zu warnen: "Wir können nur dann einen Dreier einfahren, wenn wir auch etwas dafür tun. Wir werden bestimmt nichts geschenkt bekommen."
Personell hat sich der Trainer mittlerweile in der Torwartfrage entschieden: Patrick Deuß wird auch in Leverkusen zwischen den Pfosten stehen und Kenneth Kronholm erneut auf der Bank Platz nehmen müssen. Gleichzeitig werden Tim Kruse, Jens Langeneke und Oliver Barth (den aber ohnehin muskuläre Probleme plagen) gesperrt sein und Yusuf-Muri Adewunmi nach einer Meniskusreizung erst aber der nächsten Woche wieder dabei sein. Da könnte es ein Vorteil sein, dass die zuvor angeschlagenen Markus Anfang, Sebastian Kneißl, Henri Heeren und David Krecidlo im Training wieder Vollgas geben konnten und somit aller Wahrscheinlichkeit zumindest zeitweise einsatzfähig sein werden. "Somit haben wir ein paar Alternativen mehr als in den vergangenen Wochen", scheint Weidemann einen Hoffnungsschimmer zu erblicken. Denn auch wenn der Coach es nicht als eine Entschuldigung (miss)verstanden sehen möchte: Die Rot-Weißen hatten in der jüngsten Vergangenheit auch personell ziemliches Pech. Gegen einen glücklichen dreifachen Punktgewinn am Sonntag hätte insofern gewiss niemand etwas einzuwenden.