05.05.2007 | 1. Mannschaft

Emden wird immer noch viel zu oft belächelt

Uwe Weidemann vor dem Spiel gegen die Kickers

Sichtlich aufgeräumt zeigte sich Uwe Weidemann beim wöchentlichen Pressegespräch, das wie immer im Mannschaftsquartier abgehalten wurde. "Wir konnten unseren leichten Aufwärtstrend nach den Spielen gegen Union Berlin und Wilhelmshaven fortsetzen und haben gegen Leverkusen den lang ersehnten Sieg einfahren können", resümierte der Chefcoach, um sogleich zu betonen, dass dies keine Eintagsfliege bleiben dürfe. Vielmehr müsse man diesen Trend fortsetzen, um den verlorenen Kredit bei den Fans zurückzuholen. Letztlich sei der Sieg auch wichtig für das Selbstvertrauen und die Psyche gewesen - zumal die Rot-Weißen nun auch (fast) aller Sorgen, möglicherweise doch noch gegen den Abstieg spielen zu müssen, entledigt sein dürften.

Mit dem BSV Kickers Emden treffen di Flingeraner nun auf eine Mannschaft, die häufig belächelt wird. "Sie spielen aber sehr diszipliniert und sind unangenehm zu spielen", was nicht zuletzt daran liegen mag, dass nicht einzelne Stars die Stärken der Ostfriesen ausmachen, sondern dass die Mannschaft als Kollektiv auftritt. Da die Emder immer noch Chancen haben auf den Aufstieg - es trennen sie gerade einmal drei Punkte von einem der beiden begehrten "Plätze an der Sonne" - "werden sie wohl kaum abwartend spielen, sondern ihre Chance suchen, um oben weiter mitzumischen." Bei Beobachtungen und Begegnungen in der Vergangenheit dürfte den Düsseldorfern bewusst sein, dass das Team von Trainer Marc Fascher sehr giftig in den Zweikämpfen auftritt und schon beim ersten Gastspiel in der LTU arena wenig Respekt zeigte. Damals verlor die Fortuna mit 1:2 und erst am grünen Tisch (wegen eines Dopingvergehens) wurde die Partie zugunsten der Flingeraner entschieden. "Wir sind gut beraten, wenn wir den Kampf annehmen und dann versuchen, Fußball zu spielen."
Ein erneuter Umbau der Startformation wird unvermeidbar, denn einerseits sind David Krecidlo (nach seiner Roten Karte in Leverkusen) und Hamza Cakir (nach seiner fünften Verwarnung) gesperrt, Yusuf-Muri Adewunmi und Pat Deuß fallen durch Verletzungen aus. Den Keeper wird - zumindest für die Dauer der Rehabilitation - neuerdings Kenneth Kronholm vertreten, und der Schlussmann der Reserve, Patrick Nettekoven, wird derweil auf der Bank Platz nehmen.
Oliver Barth ist zwar nach seiner Wiedergenesung ins Training zurückgekehrt, wirkte zuletzt aber noch müde. Überdies hatten die Fortunen, bedingt durch das Sonntagsspiel gegen Bayer 04 II, einen Tag weniger Regeneration, was den Rhythmus aber nicht all zu sehr stören sollte, da die Kicker am Maifeiertag frei hatten.
"So, wie in der 2. Halbzeit am Wochenende, so stelle ich mir vor wie wir am Samstag auftreten sollten." Ob des Trainers Scherz, man solle vielleicht gleich in Unterzahl beginnen, um ein Spiel erfolgreich zu gestalten, ernst gemeint ist, darf indes bezweifelt werden, auch wenn nicht nur die Partie gegen Leverkusen, sondern auch die Begegnung in Lübeck trotz des Handicaps jeweils einen Dreier zeitigten.
Man darf davon ausgehen, dass der oberste Übungsleiter, wie bei Heimspielen nicht unüblich, mit zwei Spitzen operieren will - ob der in dieser Saison doch weit von seinen Leistungen entfernte Marcel Podszus zum Einsatz kommt, darf bezweifelt werden. Denn zuletzt hatte Andreas Lambertz des Öfteren offensive Talente aufblitzen lassen, während mit Ahmet Cebe über die rechte Seite Gefahr ausging. Und auch Sebastian Kneißl konnte man unter der Woche ansehen, dass bei ihm durch das Tor in der Fremde ein Riesenballast abgefallen ist. Sehr zur Freude von Coach Weidemann, der dem Ex-Burghausener diese Qualitäten schon im Vorfeld zugesprochen hatte.
Auch wenn es für Fortuna nach aller Wahrscheinlichkeit nur noch um die "goldene Ananas" in 2006/2007 gehen dürfte, ist jeder Akteur, dessen Vertrag im Juni endet, gut beraten, noch einmal volle Leistung abzurufen. Denn Wolf Werner und Uwe Weidemann stellen jedem der Kandidaten in Aussicht, "sich auch zum Schluss hin noch für einen neuen Vertrag empfehlen zu können." Dass dies dann auch zur Freude beim Fortuna-Anhang gereichen könnte, sollte nicht nur unter diesen Rahmenbedingungen selbstverständlich sein.

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