28.12.2008 | 1. Mannschaft

Halbjahresbilanz der 3. Liga

Mehr als 1,1 Millionen Zuschauer sehen in der 3. Liga über 500 Tore

Mehr als 1,1 Millionen Zuschauer, über 500 Tore: Die neue 3. Liga fand in der ersten Halbserie ihrer Premieren-Saison großen Zuspruch und bot an den bisher ausgetragenen 20 Spieltagen bis zur Winterpause einen insgesamt hohen Unterhaltungswert. "Hier spielen viele Clubs auf Augenhöhe", hat Norbert Meier, Chefcoach der Fortuna, einen der Gründe für die Attraktivität ausgemacht und kommt gleichzeitig zu dem Schluss, "dass es in dieser Liga keine einfachen Gegner gibt."Auffällig war in der Hinrunde, dass in etlichen Begegnungen die Gastvereine für Überraschungen sorgten - wie der WSV, der bei "Wintermeister" Paderborn mit 1:0 gewann. Auch die Fortuna sah auf des Gegners Plätzen nicht schlecht aus und rangiert zur Winterpause auf Platz 3 der Auswärtstabelle.

 

Heiko Weber, Teammanager beim FC Erzgebirge Aue, kommt zu der Einschätzung: "Bei einer so ausgeglichenen Liga ist es auch fast schon egal, ob man zu Hause oder auswärts spielt."Damit scheint der Ex-Profi nicht falsch zu liegen, denn bei insgesamt 198 Partien gab es zwar 83 Heimsiege, aber auch 64 Unentschieden und immerhin 51 Auswärtserfolge.

 

Dennoch haben sich - erwartungsgemäß - Clubs herauskristallisiert, die sich im Rennen um den Aufstieg in die 2. Bundesliga für das neue Jahr 2009 beste Chancen ausrechnen können. Wie beispielsweise Spitzenreiter SC Paderborn 07 (42 Punkte), der 1. FC Union Berlin (40) und Kickers Emden (38), die sich einen leichten Vorsprung erspielt haben. Doch auch die nachfolgend Platzierten werden auf ihre Chance lauern: Allen voran die Fortuna (34), Kickers Offenbach, SpVgg Unterhaching (je 32) und Rot-Weiß Erfurt (31).

 

Auf den Abstiegsplätzen müssen der Wuppertaler SV Borussia (18), die Reserve des SV Werder Bremen (16) und die Stuttgarter Kickers (14) überwintern. Der Abstand zum "rettenden Ufer" ist jedoch so gering, dass auch der Kampf um den Klassenverbleib große Spannung verspricht.

 

Recht rasant drehte sich bereits das Trainerkarussell. Im Mittelpunkt stand dabei vor allem der VfR Aalen. Der aktuelle Trainer Petrik Sander war am 17. Spieltag bereits der bereits vierte Verantwortliche an der Seitenlinie des VfR in der laufenden Saison. Seine Vorgänger waren Interimstrainer Kosta Runjaic (16. Spieltag), Weltmeister Jürgen Kohler (5. bis 15. Spieltag) und Edgar Schmitt (1. bis 4. Spieltag). Ex-Nationalspieler Kohler hatte die Aalener nach einem Fehlstart auf Tabellenplatz 14 übernommen und führte sie, bis zur Bekanntgabe seines Rücktritts aus gesundheitlichen Gründen, zumindest auf Rang elf. Kohlers Dienste scheinen bei den Schwaben unumstritten, denn er arbeitet weiterhin als als Sportdirektor beim VfR. Sein Vorgänger "Euro-Eddy" Schmitt war bereits nach vier Saisonspielen entlassen worden, heuerte aber bereits am 8. Spieltag bei den Stuttgarter Kickers an, die sich nach einem Fehlstart von Ex-Fortuna-Spieler Stefan Minkwitz getrennt hatten.

 

Einen weiteren Wechsel auf dem Trainerstuhl gab es beim FC Carl Zeiss Jena, der als Zweitliga-Absteiger eigentlich die direkte Rückkehr in die 2. Liga angestrebt hatte. Nach einem schwachen Saisonstart musste Henning Bürger nach dem 6. Spieltag Abschied nehmen. Der Niederländer René van Eck übernahm das Trainer-Amt und führte die Thüringer zumindest aus der Abstiegszone. Auch beim SSV Jahn Regensburg gab es einen Wechsel an der Seitenlinie, wo Markus Weinzierl für Thomas Kristl die Regie übernahm und den SSV mit einer Erfolgs-Serie ins untere Tabellen-Mittelfeld führte.

 

Dass der SC Paderborn 07 mit um den Aufstieg spielen würde, war vielen Fußball-Experten schon vor der Saison klar. Die wenigsten hatten jedoch damit gerechnet, dass die Ostwestfalen derart dominant auftreten. Schließlich gab es im Sommer eine große personelle Zäsur mit 17 Zu- und nicht weniger als 21 Abgängen. Paderborn holte trotzdem die bislang meisten Siege (13) aller Mannschaften, erzielte die meisten Treffer (38) und stellt mit Frank Löning (elf Tore) den aktuellen Top-Torschützen der 3. Liga. Dies verdeutlicht umso mehr die Wertigkeit des Punktgewinns der Flingeraner am letzten Spieltag des alten Jahres. Mit jeweils zehn Toren bis zum Jahreswechsel folgen Löning Karim Benyamina (1. FC Union Berlin) und Anton Fink (SpVgg Unterhaching), während mit jeweils sechs Treffern Ranisav Jovanovic und Axel Lawarée die Goalgetter der Fortuna waren.

 

Mit erheblichen Startschwierigkeiten hatten die Mannschaften aus der Mitte und dem Osten Deutschlands zu kämpfen. Während Union Berlin im Rennen um die Aufstiegsplätze eine gewichtige Rolle einzunehmen scheint und sich auch Rot-Weiß Erfurt zumindest in der oberen Tabellenhälfte festgesetzt hat, kam neben Jena auch der FC Erzgebirge Aue zu Beginn der Saison nicht richtig in Schwung. Trotz eines Positivtrends am Ende der Hinrunde ist das Ziel Wiederaufstieg schon in ganz weite Ferne gerückt. Bei Dynamo Dresden war eine entgegen gesetzte Entwicklung während der Hinrunde zu beobachten. Nachdem es lange danach aussah, dass sich die Elbstädter wenigstens im gesicherten Mittelfeld der Tabelle etablieren könnten, gerieten die Dresdner in den letzten Spielen immer mehr in den Bereich der Abstiegsplätze. Gerade einmal die um fünf Treffer bessere Tordifferenz gegenüber dem Wuppertaler SV Borussia trennt Dynamo nunmehr von Platz 18, der am Saisonende den Abstieg in die Regionalliga, die neue 4. Liga, bedeuten würde. Auf den erst vor der Saison eingestellten Trainer Ruud Kaiser wartet in der Rückrunde also noch viel Arbeit.

 

Der Hinrundenverlauf der drei Reserve-Teams fällt uneinheitlich aus. Bayern München II kassierte zwar neben Union Berlin die wenigsten Niederlagen aller Mannschaften (2), kam aber wegen der zahlreichen Unentschieden (12/Liga-Höchstwert) nie in den Bereich der Spitzengruppe. Das U 23-Team des VfB Stuttgart präsentierte sich in der Hinrunde mit sehr schwankenden Leistungen. Das wird durch die nahezu ausgeglichene Bilanz von Siegen, Unentschieden und Niederlagen der Truppe von Trainer Rainer Adrion deutlich. Einerseits gelang ein sehenswerter 6:0-Auswärtssieg bei Carl Zeiss Jena, andererseits auch eine 0:4-Heimpleite gegen die Fortuna. Insgesamt unter ihren Möglichkeiten geblieben ist Werder Bremen II. Es lag aber sicherlich auch am Verletzungspech, warum die Werderaner seit dem 9. Spieltag stets einen Abstiegsplatz einnahmen. Das magere Abschneiden der rot-weißen Düsseldorfer ausgerechnet bei dieser nicht gerade von Erfolg verwöhnten Mannschaft soll hier nicht weiter beleuchtet werden. Bemerkenswert ist allerdings, dass die Grün-Weißen kaum Unterstützung aus dem Profi-Kader in Anspruch nahmen. Martin Harnik und Peter Niemeyer kommen zusammen gerade mal auf sechs Einsätze. Aber auch die beiden anderen Reserve-Teams verzichten nahezu gänzlich auf die Hilfe "von oben".

 

Spitzenreiter SC Paderborn 07 weist mit 38 Treffern auch die beste Offensiv-Bilanz auf. In 14 von 20 Spielen erzielte die Mannschaft von Trainer Pavel Dotchev zwei oder mehr Tore. Der in der Tabelle zweitplatzierte 1. FC Union Berlin folgt auch in der Rangliste der erzielten Tore auf Rang zwei (33 Tore). Mit 28 Toren haben Kapitän Andreas Lambertz und Co. die fünftmeisten Tore geschossen - somit weniger als Stuttgart II (32) und der SV Sandhausen (29), ist aber damit immerhin auch in den Spitzenrängen vertreten.

 

Umgekehrt waren die Landeshauptstädter im Strafraum mit nur 16 kassierten Gegentreffern umso besser - lediglich der 1. FC Union Berlin hat in den ersten 20 Spielen ein Tor weniger kassiert. Deren Keeper Jan Glinker gelang es, seinen Kasten in neun Begegnungen gänzlich sauber zu halten - nur Michael Melka war besser, der sogar zehn "Zu-Null-Spiele" aufweisen kann.

 

Bei Partien mit den Stuttgarter Kickers wurden den Zuschauern die meisten Tore geboten. In 20 Spielen mit Beteiligung des früheren Bundesligisten fielen 66 Treffer. Das macht einen Schnitt von 3,3 Toren pro Spiel. Mit 42 Gegentoren haben die Schwaben auch den schlechtesten Wert in dieser Kategorie inne. Dahinter folgen Werder Bremen II und Wacker Burghausen mit je 35 kassierten Treffern.

 

Insgesamt wurden in 198 Spielen 506 Tore bejubelt, was einem Schnitt von 2,56 Treffern pro Partie entspricht. 292 davon fielen in der zweiten Halbzeit (57,71 Prozent). Ebenfalls bezeichnend für die Ausgeglichenheit der Liga: Die häufigsten Ergebnisse waren das 1:0 (34-mal) und das 1:1 (32-mal). Einen Negativrekord gab es am letzten Spieltag vor der Winterpause mit nur zehn Toren in zehn Spielen und gleich fünf "Nullnummern" (insgesamt 19). Am häufigsten mussten die Torhüter am 5. und 8. Spieltag hinter sich greifen - an diesen Tagen wurden je 34 Tore erzielt.

 

Zu einem "Dauerbrenner" unter den Feldspielern in der 3. Liga hat sich Abwehrspieler Benjamin Schöckel vom VfR Aalen entwickelt. Alle bisherigen vier Trainer an der Seitenlinie der Aalener sprachen dem ehemaligen Bundesliga-Spieler das volle Vertrauen aus und ließen den 28-Jährigen in allen 20 Partien die gesamte Spielzeit (1.800 Minuten) auf dem Platz. Sieben weiteren Feldspielern gelang dieses Kunststück ebenfalls: Daniel Göhlert (1. FC Union Berlin), Rudi Zedi (Kickers Emden), Oliver Fink (SpVgg Unterhaching), Martin Hysky, Alexander Huber (beide Kickers Offenbach), Marcel Throm (SV Sandhausen) und Robert Müller (FC Carl Zeiss Jena). Hinzu kommen noch gleich zwölf Torhüter, darunter natürlich auch Michael Melka, die keine einzige Minute verpasst haben. Jens Langeneke fehlen zu dieser Bestmarke 14 Spielminuten - er wurde am 11. Spieltag in Stuttgart in der 76. Minute ausgewechselt. Ebenfalls an 20 Spielen teilgenommen hat Ahmed Cebe - wurde jedoch sechsmal ein- bzw. ausgewechselt.

 

Für die beeindruckendsten Serien sorgten im bisherigen Saisonverlauf der SC Paderborn 07, der 1. FC Union Berlin und Bayern München II. Die Bayern erspielten sechs ihrer insgesamt zwölf Unentschieden zwischen dem 9. und 14. Spieltag direkt hintereinander. Union Berlin schaffte es in zwölf Partien in Serie, nicht als Verlierer vom Platz zu gehen, während die Paderborner sogar sechsmal nacheinander jeweils volle drei Punkte eingefahren haben. Dynamo Dresden, VfR Aalen, Werder Bremen II und die Stuttgarter Kickers konnten in dieser Saison noch keine zwei aufeinander folgenden Siege verbuchen.

 

Den bisher höchsten Sieg feierte ausgerechnet eine Auswärtsmannschaft. In der Partie beim FC Carl Zeiss Jena (6:0) machten die Kicker vom VfB Stuttgart das halbe Dutzend voll. Auch bei den beiden torreichsten Partien war der VfB Stuttgart II als Auswärtsteam beteiligt. Aus dem Neun-Tore-Spiel bei Werder Bremen II gingen die Schwaben 5:4 als Sieger hervor, das Stadt-Derby bei den Stuttgarter Kickers endete 4:4. Besonders bemerkenswert dabei ist die Fairness dieses Reserveteams. Kein Platzverweis und nur 22 Gelbe Karten sind absoluter Spitzenwert in der Fairness-Tabelle. Dagegen waren die Spieler von Rot-Weiß Erfurt wesentlich "fleißiger" beim Sammeln von Gelben Karten. Gleich 50 Mal musste der Schiedsrichter in die Brusttasche greifen, um einen Erfurter zu verwarnen. Hinzu kamen noch zwei Gelb-Rote und eine Rote Karte. Fortuna liegt mit 41 gelben Kartons, vier gelb-roten und keiner roten Karte im Mittelfeld.

 

Denn ganz weit vorne bei den "bösen Buben" sind andere Teams - allen voran der VfR Aalen mit je drei Roten und drei Gelb-Roten Karten. Auf insgesamt fünf Platzverweise kam die SpVgg Unterhaching (dreimal Gelb-Rot, zweimal Rot). Je zweimal mussten Angelo Vaccaro von den Stuttgarter Kickers (einmal Rot, einmal Gelb-Rot) und Fabian Hergesell (Fortuna Düsselsdorf/zweimal Gelb-Rot) vorzeitig unter die Dusche. Neben der Stuttgarter VfB-Reserve beendeten auch Eintracht Braunschweig, Kickers Offenbach und der SC Paderborn 07 alle bisherigen Partien mit elf Spielern.

 

Die Zuschauerzahlen bei den Begegnungen der neuen 3. Liga können sich sehen lassen. Nach 20 von 38 Spieltagen wurden 1.100.276 Zuschauer in den Stadien gezählt, was einen Schnitt von 5.557 zahlenden Besuchern ausmacht. Auffällig hierbei ist, dass insbesondere die Spielstätten der ehemaligen Regionalliga Nord gut besucht sind. Eintracht Braunschweig hat mit einem Schnitt von 13.567 Zuschauern den Spitzenwert in der Liga, gefolgt von der Fortuna (12.095) und Dynamo Dresden (10.062). Schlusslichter sind erwartungsgemäß die Reserve-Teams von Bayern München (1.943), VfB Stuttgart (1.100) und Werder Bremen. Bei den Weserstädtern kamen durchschnittlich nur 709 Besucher zu den Heimspielen.

 

Die acht Aufsteiger aus der ehemaligen Regionalliga Nord haben sich im Vergleich zu den acht Süd-Vereinen (die Zweitliga-Absteiger nicht eingerechnet) in der Tabelle besser behauptet. Durchschnittlich belegt ein Nordverein aus der Regionalliga-Saison 2007/2008 den 10. Tabellenplatz in der aktuellen 3.Liga-Hinrunde. Gut zwei Ränge schlechter, auf Position zwölf, ist im Durchschnitt eine Mannschaft aus der vergangenen Regionalliga Süd-Saison. Das bessere Ergebnis des Nordens kommt auch an der Tabellenspitze zum Ausdruck. Denn mit Paderborn, Union Berlin, Emden und Fortuna verfügen gleich vier Nord-Clubs über die besten Ausgangspositionen im Aufstiegsrennen. (MSPW/tk)

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