02.07.2017 | Verein

Als Fortuna erstmals in der Intertotorunde antrat

Yesterday Spezial: Vor genau 50 Jahren…

Für die Fortuna war 1966/67 eine besondere Spielzeit. Einerseits spielten die Rot-Weißen erstmals nach dem geglückten Aufstieg in der Fußball-Bundesliga; andererseits gehörten sie in der anschließenden Sommerpause zu den Gründungsmitgliedern des neu geschaffenen Intertoto-Cups. Am 2. Juli 1967 traten die Flingeraner beim dänischen Erstligisten Vejle Boldklub an - und verloren in einem spektakulären Spiel mit 3:5.

Zweifelsohne hatte die Fortuna schon in früheren Jahren bei Turnieren oder freundschaftlichen Duellen im Ausland gespielt. Stellvertretend dafür seien die Ghana-Reise 1959 oder das Freundschaftsspiel Anfang desselben Jahres in Madrid gegen eine gemischte Auswahl der beiden Stadtrivalen Real und Atlético genannt. Doch bei der Teilnahme am Intertoto-Cup handelte es sich um die erste Teilnahme der 95er an einem internationalen Wettbewerb im Gruppensystem.

Damals wurde der Intertoto-Cup ins Leben gerufen, um in der Sommerzeit Spiele für die nationalen Toto-Gesellschaften anbieten zu können; zudem sollte auch kleineren Vereinen die Möglichkeit gegeben werden, internationale Spiele zu bestreiten. Der Intertoto-Cup war Nachfolger des 1967 letztmals ausgetragenen International Football Cup (IFC), den Eintracht Frankfurt gewann, und bestand aus terminlichen Gründen bis 1994 ausnahmslos aus Gruppenspielen, bei denen es stets mehrere Sieger gab. Im Jahr 1995 wurde er zum UEFA Intertoto-Cup (kurz UI-Cup) und seit diesem Zeitpunkt von der UEFA ausgerichtet.

Internationale Spiele als optimale Vorbereitung auf die heimische Liga

Zwar war die Fortuna wenige Wochen zuvor nach ihrer ersten Spielzeit wieder aus dem deutschen Fußball-Oberhaus abgestiegen, doch der Verein hatte sich frühzeitig um die Teilnahme beworben, die somit für den neuen Trainer Ernst Melchior „unter dem Aspekt der Vorbereitung stand“ (Auszug aus den Vereinsnachrichten vom August 1967). Damit sollten vor allem die Neuzugänge hinsichtlich einer „Idealelf“ besser und schneller integriert werden, zumal aufgrund vieler Neuzugänge Melchior „die Punktejagd ja unter erschwerten Bedingungen vorbereiten“ musste. Weitere deutsche Teilnehmer waren im Sommer 1967 Hannover 96 (die Niedersachsen wurden ebenfalls Gruppensieger), Werder Bremen und der FC Schalke 04. Aus der DDR-Oberliga waren Dynamo Dresden, der 1. FC Union Berlin, 1. FC Lokomotive Leipzig und FC Carl Zeiss Jena dabei.

Nach misslungenem Auftakt folgte ein starker Endspurt

Im ersten Spiel in Dänemark kamen mit Jürgen Papies, Alfred Brecht, Gerd Klier und Klaus Iwanzik gleich vier „Neue“ zum Einsatz. Klier war vom Freiburger FC an den Flinger Broich gewechselt; nach einer Saison kehrte der Angreifer aber wieder in den Schwarzwald zurück. Papies kam vom benachbarten Wuppertaler SV an den Rhein und spielte als Halbstürmer. Iwanzik hatte zuvor sechs Jahre lang für den VfL Osnabrück in Abwehr und Mittelfeld agiert; Stürmer Brecht kam aus Mainz.
Die Begegnung fand nur vier Tage nach dem Trainingsauftakt statt. Entsprechend war den Fortunen bei brütender Hitze nach der frühen Führung durch Neuzugang Klier mit zunehmender Spieldauer die fehlende Kondition bei der 3:5-Niederlage deutlich anzumerken. So schrieben die Düsseldorfer Nachrichten: „Es hatten ohnehin nur die größten Optimisten erwartet, daß die Mannschaft auf Anhieb bestehen würde“.

Auch das zweite Gruppenspiel in Österreich beim Linzer ASK ging mit 1:2 verloren, wobei Nasdalla und Papies an Pfosten und Latte scheiterten. Doch im weiteren Verlauf des Wettbewerbs gewann die Fortuna die restlichen vier Spiele. Zunächst gab es einen 2:0-Erfolg bei Jednota Zilina (damals: Tschechoslowakei) durch Treffer von Gerhardt und Lungwitz. Es folgten Heimsiege gegen Zilina (1:0 / Gerhardt) und gegen Vejle (3:2 / Gerhardt, Papies, Lungwitz), wobei die Rheinische Post orakelte: „Der neue Anzug sitzt noch längst nicht knitterfrei.“

Zum Abschluss wurde beim 2:1 gegen Linz (durch die Tore von Gerhardt und Hoffer) immerhin noch im Endspurt der Gruppensieg perfekt gemacht. Als Siegesprämie gab es dafür von der UEFA 10.000 Schweizer Franken. Das Fazit fiel jedoch ernüchternd aus. So schrieb die Neue Rhein Zeitung: „So erfreulich der Erfolg … ist. Das letzte Spiel… vergißt man am besten schnell wieder.“

Und so brachte der Intertoto-Cup außer dem Preisgeld in der folgenden Zeit keinen weiteren sportlichen Ruhm. Das angestrebte Saisonziel wurde ein knappes Jahr später mit dem 6. Platz in der Regionalliga West deutlich verfehlt. Erst 1971 sollte den Rot-Weißen (dann unter Trainer Heinz Lucas) der zweite Aufstieg in die Bundesliga gelingen.

Aufstellung Fortuna am 2. Juli 1967 in Vejle:
Helmar „Felix“ Schwarzbach - Fred Hesse, Werner Biskup, Werner Lungwitz, Gerd Wünsche, Klaus Iwanzik (46. Jürgen Papies), Willi Hetfeld, Waldemar „Waldi“ Gerhardt, Hilmar Hoffer, Alfred Brecht, Gerd Klier. Trainer: Ernst Melchior.

Tore:
0-1 (18.): Klier
1-1 (37.): Andersson
2-1 (42.): Eigentor Biskup
2-2 (55.): Gerhardt
3-2 (62.): Martinssen
3-3 (70.): Gerhardt
4-3 (81.): Bilde
5-3 (83.): Le Fevre

Zuschauer: 3.200

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