01.04.2009 | 1. Mannschaft

Nicht gegen die kleinen, sondern die jungen Bayern

Chefcoach Norbert Meier vor dem Spiel gegen FC Bayern II

Eine ganz reguläre "englische" Woche wartet zwischen Spieltag 28 und 30 auf die Liga und Fortuna hatte eine der weiter entfernten Auswärtsfahrten zu bestreiten, um bei der Verteilung der nächsten Meisterschaftspunkte ein Wörtchen mitzureden. FC Bayern München heißt der Gastgeber und Norbert Meier hütet sich davor, die Süddeutschen als "Kleine Bayern" zu verniedlichen. Der Respekt rührt aber nicht nur vom klangvollen Namen des Clubs, der zu einem der besten in Europa zählt. Vielmehr weiß Fortunas Chefcoach um die Qualität der von Hermann Gerland trainierten "Jungen Bayern", was sich auch an den bisherigen Saisonergebnissen nachlesen lässt.

 

Wegen der früheren Abreise am Dienstag hatte Norbert Meier bereits zu Wochenanfang in die BAR 95, die neu gestaltete Club-Gastronomie am Flinger Broich, zum turnusgemäßen Pressegespräch eingeladen. Dabei eröffnete der ehemalige Nationalspieler die Gesprächsrunde mit einem Rückblick auf die Partie gegen den BSV Kickers Emden - auch, um den Bogen zu schlagen zur nächsten Aufgabe. "Es war das erwartet schwere Spiel mit einer Emder Mannschaft, die darauf aus war, alles zu zerstören, was wir aufzubauen versucht haben." Dies ging auch aus der Spielstatistik  hervor, die die Fortuna im Spielaufbau klar vorne sah. Dass zwingende Torchancen dementsprechend einmal mehr Mangelware waren und sich einige seiner Spieler noch steigern könnten, war eine Schlussfolgerung, der niemand widersprechen mochte. Dennoch hatten sich seine leichten Zornesfalten über den Führungstreffer der Ostfriesen auch 48 Stunden nach dem Match noch nicht ganz geglättet. "Das war eine Verkettung von Fehlern. Solche Tore dürfen einer Spitzenmannschaft einfach nicht passieren." Weiterhin sah Meier, der das Spiel wie üblich noch einmal per Videoanalyse hatte Revue passieren lassen, dass so manche gut angelegte Kontersituation nicht konsequent genug nach vorne getragen wurde. Dafür habe dann aber beim 1:1 alles zusammengepasst - ein Spielzug, den man Training im Übrigen des Öfteren geübt hatte. Doch auch mit dem Schützen des Ausgleichtores, Ahmet Cebe, haderte der oberste Übungsleiter, weil Cebes Chance in Minute 88 durchaus verwertbar gewesen wäre ("Da kann man das Spiel auch durchaus mal gewinnen.") und zwei Punkte mehr beschert hätte.

 

Einen solchen Dreier erhofft sich Norbert Meier natürlich umso mehr beim nächsten Gegner, auch weil er im Vorfeld des Triples von "sieben bis neun Punkten als Optimum" gesprochen hatte. Doch den FCB zu bezwingen, wird "nicht nur spielerische Elemente erfordern, sondern auch Kampf, Willen und hohe Konzentration." Seine Schutzbefohlenen werden viel investieren müssen, um dieses Spiel erfolgreich zu gestalten. Da schadet auch ein Blick auf die Statistik nicht, die der Nachwuchs-Mannschaft von der Säbener Straße zuletzt ein 4:1 gegen Aalen attestieren, nachdem zuvor auch Paderborn in die Knie gezwungen werden konnte. Persönlich überzeugt von der Konstitution der Zweitvertretung des FCB hatte sich der Trainer noch am Sonntag beim torlosen Unentschieden in Stuttgart. Knappes Fazit: "Das ist einfach eine gute Mannschaft!" Dabei sei es unerheblich, ob von den Profis, die an diesem Tag spielfrei haben, Akteure abgestellt werden. "Darauf haben wir doch sowieso keinen Einfluss."

 

Die Aufstellung wird nicht die gleiche wie gegen Emden sein. Dies liegt in dem simplen Umstand begründet, dass mit Marco Christ und Olivier Caillas zwei Rot-Weiße nach der 5. bzw. 10. Gelben Karte in dieser Saison eine Zwangspause einlegen müssen. Dafür kann Andreas Lambertz. dem das gleiche Ungemach zum letzten Spiel widerfuhr, wieder die Fußballschuhe schnüren, denn Meier verriet: "Er wird spielen."

 

Nachdem das Team am Dienstagvormittag Düsseldorf-Lohausen in Richtung Erdinger Moos verlassen und in der Sportschule Oberhaching Quartier bezogen hatte, stand am Nachmittag noch eine Trainingseinheit auf dem Programm. Am Mittwochvormittag ist eine weitere leichte Übungsrunde vorgesehen, ehe sich der Tross am Mittwochnachmittag in Richtung Grunwalder Straße aufmacht.

 

Keinen Diskussionsbedarf sieht Norbert Meier in Sachen Torhüter. Schlussmann Michael Melka war in Augen der Kritik in den vergangenen Spielen nicht ohne Fehl und Tadel geblieben. Doch Meier nimmt seine Nummer 1 in Schutz: "Melka galt vor Wochen noch als einer der besten Torhüter der Liga. Ich stehe hinter ihm, denn wir wissen, was wir an ihm haben." Meier betonte aber gleichzeitig, "dass dies keine Abwertung  gegenüber dem zweiten Mann sein soll und wir froh sein können, Michael Ratajczak zur Verfügung zu haben, der ebenfalls mein Vertrauen genießt, weil er jederzeit spielen kann." Es sei, so der Fußballlehrer weiter, eine grundsätzliche Problematik, die sich beim Austausch des letzten Mannes gegenüber einem normalen Feldspieler ergibt. "Ich kann mich an Beispiele erinnern, wo der Keeper während einer Spielzeit mehrfach gewechselt wurde, was aber auch nichts gebracht hat."

 

"Artenschutz" will Meier aber dennoch nicht gelten lassen. Folglich werden auch weiterhin keine Stammplatzgarantien gewährt. Schließlich gebe es immer wieder einmal verletzte oder gesperrte Spieler, auf deren Platze die Akteure aus der zweiten Reihe hoch motiviert schauen. Und vieldeutig klang es, als Meier anfügte: "Ich bin dafür bekannt, dass ich auch schon mal Dinge mache, die man nicht unbedingt von mir erwartet."

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