"Wir können Perspektiven bieten"
Markus Hirte, der Leiter des SYSTAIC-Nachwuchsleistungszentrums, im Interview
Seit dem 1. Juli vergangenen Jahres ist Markus Hirte Leiter des SYSTAIC-Nachwuchsleistungszentrums der Fortuna. Als solcher ist er für die Jugendarbeit im Verein verantwortlich und hat damit eine wichtige Schlüsselposition in der weiteren sportlichen Entwicklung der Rot-Weißen inne. "Fortuna Aktuell" sprach mit dem 47-Jährigen, der - unüberhörbar - seine Wurzeln in der Bundeshauptstadt hat.
Ihr Telefon steht ja gar nicht mehr still. Was steht derzeit bei Ihnen auf der Tagesordnung?
Wir sind in einer ganz heißen Phase der Saison, denn wir stehen in Vertragsverhandlungen mit unseren Jugendtrainern, führen in Hinblick auf die neue Spielzeit zahllose Gespräche mit Vereinen, Spielern, deren Eltern und Beratern. Meistens geht es dabei um ein Probetraining bei einer unserer Mannschaften. Das ist das eine. Aber zudem sind wir nach wie vor dabei, unsere Ausbildungskonzeption weiterzuentwickeln und Vorgaben des Verbandes zu realisieren.
Können Sie das näher beschreiben?
Wir verfeinern unseren Leitfaden für die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen und entwickeln Zielvorgaben. Die Frage, die wir uns dabei stellen, lautet: Welche Altersstufe erfährt welche Ausbildung? Ein Beispiel: In der D-Jugend ist das "Eins gegen Eins" ein entscheidender Schwerpunkt im Training. Wir müssen uns überlegen, wie die Spieler z. B. im Dribbling, in Finten, in der Ball-An- und -mitnahme auf ein ähnlich hohes Niveau gebracht werden, dass Trainer des älteren Jahrgangs exakt wissen, wo sie ansetzen und was sie voraussetzen können.
Wenn Sie nach einem dreiviertel Jahr bei Fortuna ein Fazit ziehen möchten, wie beurteilen Sie die bisherige Entwicklung?
Im Großen und Ganzen sind wir zufrieden. Aber es gibt natürlich noch Unzähliges zu tun. In den ersten Monaten haben wir viel Zeit in die Anerkennung als DFB-Leistungszentrum investiert. In diesem Zuge entwickelt sich auch die Kooperation mit den Düsseldorfer Schulen rasant. Der nächste große Meilenstein ist unsere Zertifizierung im Herbst. Ein riesiges Projekt, an dem man unendlich lang arbeiten kann. Die folgenden Schritte wären beispielsweise das Scouting auszuweiten und ein Mentaltraining zu konzeptionieren.
Stichwort Mentaltraining - ein Gebiet, dem immer größere Bedeutung beigemessen wird...
Völlig zu Recht. In diesem Bereich sehe ich das größte Potential zur Leistungssteigerung junger Spieler. Unsere Aufgabe ist es, ein entsprechendes Konzept für die einzelnen Altersstufen zu entwickeln. Wichtig dabei: Mentaltraining darf nichts Klinisches anhaften, die Spieler sollen nicht denken, sie müssten "auf die Psycho-Couch". Vielmehr sollen die Spieler lernen, wie sie sich am besten entspannen, Probleme verarbeiten und mit Schwierigkeiten umgehen.
Fähigkeiten, die ihnen auch aktuell weiterhelfen würden. Immerhin spielen die U18, die U16 und die U15 um die Meisterschaft, die U17 kämpft gegen den Abstieg aus der Bundesliga.
Die Saison der B-Jugend, der U17, wird spannend bis zum Schluss bleiben, ein echtes Geduldsspiel also. An den letzten drei Spieltagen spielen die Jungs gegen die drei direkten Abstiegskonkurrenten. Aber wir sind guter Dinge, dass sie den Klassenerhalt packen. Bei den anderen stellt sich die Situation natürlich äußerst positiv dar. Auch waren wir lange nicht in der komfortablen Lage, dass die U19 den Klassenerhalt in der Bundesliga frühzeitig gesichert hat und auf einem hervorragenden 6. Platz steht. Wie auch die U 23 in der Regionalliga eine überraschend gute Rolle spielt.
In wie weit gehen denn die sportlichen Erfolge der Profis und mit denen des Nachwuchses einher?
Es gibt diese Floskel "Geht´s den Profis gut, geht´s allen gut". Da ist was dran. Das wird im Moment weniger im Etat - der ist identisch mit dem des Vorjahres - als eher in unseren Argumenten bei Verhandlungen spürbar.
Wie äußert sich das?
Spieler älterer Jahrgänge erreichen wir auf der rationalen Ebene. A- und B-Jugend der Fortuna spielen Bundesliga, die "Zwote" Regionalliga und die Erste ist auf dem besten Wege, sich in der 2. Bundesliga zu etablieren. Wir können Perspektive bieten. Bei jüngeren Spielern ist es eher die emotionale Ebene, mit der wir punkten können. Für die F- bis etwa zu den D-Jugendlichen ist es einfach wieder eine große Sache, bei Fortuna zu spielen.
Welches langfristige Ziel sehen Sie für Ihre Arbeit?
Ich möchte, dass in zwei bis drei Jahren unsere Jugendmannschaften in den jeweils höchsten Spielklassen starten. Nur so ist die Basis für eine kontinuierliche Ausbildung auf personell wie inhaltlich optimalem Niveau gewährleistet. Daraus folgt natürlich das Ziel, möglichst viele Spieler zu Lizenz-Spielern für die eigenen Profis auszubilden.
Aktuell sind dies Andreas Lambertz, Hamza Cakir, Marcel Gaus und Kai Schwertfeger, die als "unter 23-Jährige" den Sprung aus der eigenen Jugend in die Erste Mannschaft geschafft haben. Dennoch ist der Kader der Profis einer der Ältesten der gesamten 2. Bundesliga. Müsste Ihnen das nicht ein Dorn im Auge sein?
Überhaupt nicht. Das zeigt ja, dass wir mit unserer Arbeit noch sehr viel bewegen können. Das höhere Alter der Profis kann man auch niemandem vorwerfen, im Gegenteil, so läuft es nun mal: Mit dem Aufstieg werden erfahrenere Spieler verpflichtet, um den Klassenerhalt zu sichern. Und allein das hat ja schon perfekt funktioniert. Erst im nächsten Schritt werden junge Spieler an die Mannschaft heran geführt, um den Stammspielern Feuer zu machen - und im besten Fall das Niveau auf Dauer weiter zu erhöhen.
Eine große Bühne, auf der sich die jungen Spieler ebenfalls in Szene setzen können, ist die U 19-Champions Trophy des BV 04 Düsseldorf, die über Ostern stattfindet. Auch die A-Jugend er Fortuna ist am Start. Wie schätzen sie das Turnier ein?
In Diensten der Fortuna bin ich ja das erste Mal dabei, kenne es aber bereits aus meiner Zeit als Nachwuchsleiter beim Hamburger SV. Es ist ein überragendes Turnier, die Teilnahme ist für jeden Spieler etwas ganz besonderes. Gleichzeitig ist es aber auch für die Trainer kurz vor dem Saisonendspurt eine Spitzenplattform, Neues auszuprobieren.Die Saison der B-Jugend, der U17, wird spannend bis zum Schluss bleiben, ein echtes Geduldsspiel also. An den letzten drei Spieltagen spielen die Jungs gegen die drei direkten Abstiegskonkurrenten. Aber wir sind guter Dinge, dass sie den Klassenerhalt packen. Bei den anderen stellt sich die Situation natürlich äußerst positiv dar. Auch waren wir lange nicht in der komfortablen Lage, dass die U19 den Klassenerhalt in der Bundesliga frühzeitig gesichert hat und auf einem hervorragenden 6. Platz steht. Wie auch die U 23 in der Regionalliga eine überraschend gute Rolle spielt.
Wir wünschen Ihnen für Ihre Arbeit weiterhin alles Gute und bedanken uns für das Gespräch.