05.02.2024 | Traditionsmannschaft

Was macht eigentlich … Sepp Weikl?

Interview mit dem langjährigen F95-Profi und DFB-Pokalgewinner

Mitte Januar feierte Josef „Sepp“ Weikl seinen 70. Geburtstag. Zehn Tage später kam der gebürtige Niederbayer für ein Wochenende aus seiner Wahlheimat Liechtenstein nach Düsseldorf. Es war der erste Besuch in seiner alten Heimat nach fast fünf Jahren anlässlich eines damaligen Legendentreffens 40 Jahre nach dem Europapokalendspiel in Basel gegen den FC Barcelona. Am Freitagabend gab es eine große Geburtstagsfeier im Vereinsheim vom TV Grafenberg. Einen Tag später stand der Besuch des Zweitliga-Spitzenspiels der Fortuna gegen den FC St. Pauli an. Im Interview sprach Sepp Weikl über seine Rückkehr nach Düsseldorf, die aktuelle Situation im Verein, sein Leben in Liechtenstein und vieles mehr.

Sepp, wie hat sich denn der 70. Geburtstag am 15. Januar angefühlt?
Naja, eigentlich fühle ich mich gesund und munter, aber jetzt geht es immerhin schon auf die 80 zu (lacht).

Das freut uns zu hören! Wie war dann anderthalb Wochen später die Rückkehr nach Düsseldorf?
Es war eine tolle Sache, dass ich von meinem Bruder und meinem Sohn, die den Aufenthalt, den Flug, das Hotel, die Feier und den Stadionbesuch organisiert haben, eingeladen worden bin und bis zuletzt nichts davon geahnt hatte. Es war fantastisch, nach längerer Zeit meine ehemaligen Mitspieler wie Klaus und Thomas Allofs, Gerd Zewe, Wilfried Woyke und Dietmar Grabotin wiederzusehen.

Einen Tag nach der Feier stand der Besuch des Heimspiels der Fortuna gegen St. Pauli auf dem Programm. Wie siehst Du die Fortuna heute?
Die Niederlage gegen St. Pauli war schon bitter. Aber dennoch sieht man von Jahr zu Jahr die Handschrift des Trainers sowie spielerische Fortschritte. Ein paar Tage später habe ich mir dann das Pokalspiel in Hamburg im Fernsehen angeschaut. Da hat mir die Mannschaft viel besser gefallen, war konzentriert, defensiv stark und kompakt. Wenn sie dieses Niveau halten, dann ist im Halbfinale im DFB-Pokal selbst gegen einen Bundesligisten das Erreichen des Endspiels drin. Und in der Liga ist auch noch einiges möglich.

Blicken wir noch einmal in die Vergangenheit. Wie bewertest Du Deine Zeit als Profi bei der Fortuna im Rückblick?
Ich hatte damals das Glück, dass ich die wohl erfolgreichste Zeit in der Vereinsgeschichte mitgemacht habe! Die drei DFB-Pokalendspiele, das Europapokalfinale und gleich im ersten Jahr der Gewinn der Deutschen Amateurmeisterschaft 1977. Wahnsinn!

Gab es bei diesen herausragenden Ereignissen im Rückblick für Dich ein ganz besonderes Spiel?
Besonders und aufregend waren sie natürlich alle. Aber sehr gefreut habe ich mich über den DFB-Pokaltriumph 1980, weil wir uns erfolgreich gegen den 1. FC Köln (2:1, Anm. d. Red.) für die unglückliche Niederlage (0:2, Anm. d. Red.) zwei Jahre zuvor revanchieren konnten. Und 1979 gegen Hertha BSC war es ein Krimi. Wir hatten schon Angst, dass wir nur drei Tage später in ein Wiederholungsspiel müssen, was damals noch so üblich war. Viele von uns hatten ja schon ihren Urlaub gebucht (lacht). Aber dann hat uns zum Glück der Wolfgang Seel mit seinem späten Treffer zum 1:0-Erfolg in der Verlängerung erlöst!

Ein Triumph des Willens, zumal nur kurz vor diesem Finale das Endspiel im Europapokal der Pokalsieger gegen den FC Barcelona mit 3:4 n.V. unglücklich verloren ging.
Ja, da war schon eine große Enttäuschung nach diesem Wahnsinnsspiel in einer damals unglaublichen Zeit. In Basel hatten wir leider etwas Pech mit dem Schiedsrichter, weil die Spanier gleich zwei Spieler von uns, den Dieter Brei und den „Zimbo“ (Gerd Zimmermann, Anm. d. Red.), zusammengetreten haben.

Es war eine aufregende Zeit und für Dich bestimmt die beste Zeit in Deiner Karriere.
Selbstverständlich! Immerhin war ich zwölf Jahre bei der Fortuna und mein Sohn Björn wurde in Düsseldorf geboren (spielte von 2000 bis 2002 auch selbst für die Fortuna, Anm. d. Red.). Das war für mich als kleiner Bursche aus Bodenmais im bayrischen Wald ein Glücksfall.

Der Wechsel zur Fortuna war eher glücklichen Umständen zu verdanken, richtig?
Richtig. Mein Freund und Jugendtrainer, Hans Haller, der mich zunächst zum SC Zwiesel geholt hatte, hat damals eine gebürtige Düsseldorferin geheiratet. Somit war der Kontakt zur Stadt schon vorhanden, aber auch zum Verein. Denn der Egon Köhnen hatte im Vorjahr hier Urlaub gemacht, sodass wir uns persönlich kannten. So entstand der Kontakt zur Fortuna und dann ging alles ganz schnell. Heutzutage ist dies fast undenkbar, denn da spielen die meisten talentierten Fußballer ja schon mit zehn, elf Jahren in den Nachwuchsleistungszentren.

Insgesamt warst Du 22 Jahre in Düsseldorf und hast dann hier Deine Zelte abgebrochen. Warum eigentlich?
Ich habe nach meiner Profi-Zeit als Spieler-Trainer im Amateurbereich bei der TuRu, beim DSC 99 und dem 1. FC Wülfrath vor den Toren der Landeshauptstadt gespielt. Wahrscheinlich würde ich heute noch spielen, wenn das Angebot aus Liechtenstein nicht gekommen wäre (lacht). Dort wurde ich vom neuen Nationaltrainer und Ex-Fortunen Ralf Loose, mit dem ich in der Saison 1987/88 zusammengespielt hatte, in den Juniorenbereich geholt. Außerdem hat mir das Land gut gefallen, also habe ich das Angebot angenommen und nie bereut. Und nach 22 Jahren in einer Großstadt wollte ich einfach wieder zurück in eine ländliche Gegend.

Wie ging es dann weiter?
Bis 2009 war ich beim Fußball-Verband. Danach habe ich mich als Tennis-Lehrer selbständig gemacht und bin seit einem Jahr Rentner, wobei ich immer wieder noch auf dem Platz stehe und an Hobby-Turnieren teilnehme. In der Wintersaison war ich dazu noch vom Jahr 2000 bis zum Ausbruch von Corona 2020 als Ski-Lehrer von Schulklassen tätig. Vielleicht würde ich sonst heute noch auf den Skiern stehen (lacht).

Info: Josef „Sepp“ Weikl kam zur Spielzeit 1976/77 vom bayrischen Amateurverein SC Zwiesel zur Fortuna. Nach einer Saison bei der Zwoten, mit der er 1977 Deutscher Amateurmeister wurde, stieg er in den Profi-Kader auf und brachte es in den nächsten elf Jahren (1977 bis 1988) auf 420 Pflichtspiele für die Rot-Weißen, in denen der Defensivspezialist 38 Tore erzielte.

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