20.05.2011 | 1. Mannschaft

Saisonrückblick, Teil II: Die magische Nacht des Ken Ilsø

Wie Fortuna Düsseldorf ein Sixpack gegen den FSV Frankfurt zauberte

Im zweiten Teil des Homepage-Spezials lässt Fortuna Düsseldorf die funkensprühende 6:0-Entladung gegen den FSV Frankfurt Revue passieren - es war der höchste Zweitliga-Sieg in der Geschichte der Rot-Weißen.  Ein frostiger Freitagabend im Januar ist mitunter ein Termin, an dem selbst ein hartgesottener Fußballfreund die heimische Couch oder das warme Wirtshaus dem Besuch im Stadion vorziehen mag. Das rührende Lustspiel, das eine entfesselte Fortuna der niedrigsten Heimkulisse der Saison - unerschütterliche 18.000 Zuschauer hatten den Weg in die ESPRIT arena nicht gescheut - allerdings am 20. Spieltag servierte, brachte trotz Minusgraden die Herzen einer ganzen Stadt zum Schmelzen. Das hatte sich vor der Partie nicht einmal der kühnste Tippspielteilnehmer zu orakeln getraut: Satte sechs Mal klingelte es im Kasten des FSV Frankfurt - und "Danish Dynamite" Ken Ilsø katapultierte sich mit einem Dreierpack hinauf zu den Sternen.

Robert Palikuca hatte eine Eingebung. Mit Filzstift schrieb der Ex-Fortuna-Profi unter der Woche "5:1" hinter sein Namenskürzel RP. Und zwar auf den großen Papierbogen, der das geschäftsstelleninterne Tippspiel beheimatet. In Klammern stand dahinter in kleinerer Schrift "Hattrick Ilsø!". Und wie so oft galt der Prophet im eigenen Lande genau gar nichts: Der Rest der Tipprunde lachte dreckig ob der rosa Brille, die der frühere Verteidiger offenbar aufhatte, und trug die üblichen feigen Standardtipps ein: 1:0, 1:1, 2:1, 2:0. Im Gefühl der Gewissheit, dass ein Ergebnis davon schon stimmen werde.

 

Zwar sollte auch der Prophet am Ende knapp danebenliegen. Und doch mutete es gespenstisch an, wie nahe seine Prognose der Realität gekommen war. Das galt vor allem für die Weissagung, die das kroatische Orakel für Ken Ilsø aus der Glaskugel gefischt hatte. Der dänische Neuzugang brauchte nur neunzig Minuten Anlauf, um mit seinen gelb lackierten Siebenmeilenstiefeln in die Herzen aller Fortuna-Fans zu springen. Die Gala vom 28. Januar - hier noch einmal zum Mitjubeln.

 

17. Minute: Eine Anfangsphase, zäh wie heißer Teer. Der FSV bleibt in der Mitte klemmen. Dann fährt Rot-Weiß einen Konter, zu dem man eigentlich "Sie" sagen müsste. Ilsø überlässt im Mittelkreis für den fleischgewordenen Marschflugkörper Sascha Dum und zündet dann selber den Nachbrenner. Dum schießt mit Mach 2 in Richtung Strafraum und filetiert 20 Meter vor dem Tor den bulligen Gledson mit einer Körpertäuschung. Der FSV-Hüne fällt drauf ein, gerät ins Torkeln und kann nicht mehr eingreifen, Dum legt sofort perfekt zurück in den Lauf von Ilsø. Der erste Torschuss des Dänen in der ESPRIT arena saust am zur Salzsäule erstarrten Keeper Klandt vorbei links in den Giebel.

 

42. Minute: Schlicke versucht’s an der Seitenlinie spielerisch gegen Dum, der bekommt den Fuß noch in den Pressschlag. Das Leder tropft die Linie entlang, Schlicke scheint eine Bleiweste unter dem Trikot zu tragen. Der Düsseldorfer Turbo überläuft ihn jedenfalls mit der Anmut einer Antilope, biegt an der Grundlinie nach rechts ab und hat wieder den feinen Blick für Ilsø. Auch der zweite Torschuss, der den gelben Schlappen von Ilsø verlässt, schlägt zur 2:0-Pausenführung an Klandt vorbei im Netz ein.

 

49. Minute: Röslers Eckstoß von links senkt sich auf die Grenze des Fünfmeterraums. Dort bohrt sich der zweite Winterzugang, Adam Bodzek, mit eiserner Vehemenz in den Luftkampf gegen Cinaz und rammt den Ball mit der Stirn in die Glückseligkeit. Was ist hier los?

 

56. Minute: Die Fortuna spielt tiki-taka über links, als hätten Xavi und Iniesta mal kurz das rot-weiße Jersey anprobiert. Über acht, neun, zehn Stationen flitzt die Kugel durch die Reihen; der FSV steht staunend daneben wie eine Gruppe Touristen. Wieder ist es der überragende Dum, der mittlerweile mit zwei Zentimeter Luft unter den Sohlen durchs Stadion schwebt und seinen Gegenspieler stehen lässt, als wäre er ein Pylon auf dem Verkehrsübungsplatz. Diesmal veredelt Maxi Beister den Rückpass via Innenpfosten - zum vierten Mal muss der bemitleidenswerte Klandt die Kugel aus dem Netz holen und zum Anstoßpunkt bolzen. Die Frankfurter waren als heimlicher Anwärter auf den Relegationsplatz nach Düsseldorf gereist. Jetzt zerpflückt die Fortuna den Gast wie ein Gourmet einen Hummer - nach allen Regeln der Kunst.

 

81. Minute: Erneut donnert der ICE "Fortuna" über die linke Seite in Richtung Frankfurt. Diesmal übernimmt van den Bergh für Dum die Rolle des Flügelflitzers und gibt schließlich flach in die Mitte. Dort kann Olli Fink das Leder mit dem Rücken zum Tor mit pastoraler Ruhe festmachen und kurz für Ilsø antippen. Klandt sieht nur den Kondensstreifen, Ilsø lässt zum dritten Mal an diesem Abend das Telefon nach Kopenhagen klingeln - und der Fortuna-Block zerspringt vor Glückseligkeit zu rot-weißem Sternenstaub.

 

89. Minute: Rechts hinten ist der FSV morsch wie nasses Holz. Fortuna jetzt mit Konsolenfußball, als hätte Norbert Meier das Gamepad in der Hand. Diesmal flaniert Schwertfeger zur Grundlinie und legt quer. Beister schaltet rasend schnell und zieht am indisponierten Schlicke vorbei zum Ball, den er aus kürzester Distanz zum Endstand in die Maschen schiebt. Kurz darauf pfeift Peter Sippel die verrückteste Party der Saison ab und gibt den Startschuss für eine lange, unvergessliche Jubelnacht in der Landeshauptstadt. 18.000 Fans hatten eines dieser Spiele gesehen, an dem alles aus Gold ist und alles gelingt - sogar die spontane Humba von Ken Ilsø.

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