02.06.2011 | Verein

"Was macht eigentlich... Wolfgang Kleff?"

Interview mit dem ehemaligen Fortuna-Torhüter

Zwei Jahre lang hütete Wolfgang "Otto" Kleff das Tor bei der Fortuna. In 59 Begegnungen kam er von 1982 bis 1984 in der Bundesliga zum Einsatz. Besonders in Erinnerung sind seine spaßigen Einlagen während vieler Spiele, die ihm nicht nur aufgrund einer gewissen Ähnlichkeit mit dem "Blödelbarden" aus Ostfriesland den Spitznamen eingebracht haben. Vor allem sein Abgang aus Düsseldorf sorgte für Schlagzeilen, wobei er im Interview, das er unserer Redaktion vor kurzem am Rande einer Autogrammbörse gab, einige Dinge klar stellt.

Den Großteil seiner Karriere hat Wolfgang Kleff von 1968, als er von seinem Heimatverein VfL Schwerte an den Niederrhein wechselte, bis 1982 bei Borussia Mönchengladbach verbracht. Dazwischen lag ein einjähriges Gastspiel (1979/80) bei Hertha BSC Berlin, weil er in der Saison 1976/77 seinen Stammplatz nach einer Leistenverletzung an Wolfgang Kneib verloren hatte. Nach einem Jahr an der Spree holte ihn sein langjähriger Mitspieler Jupp Heynckes als Trainer an den Bökelberg zurück. Mit der Borussia errang Kleff seine großen Erfolge, wurde viermal Deutscher Meister (1970, 71, 75 und 76), holte einmal den DFB-Pokal (1973) und gewann sogar den UEFA-Pokal (1975). Mit der Fortuna erreichte er 1983 einen 9. Platz und ein Jahr darauf nach einem spektakulären Saisonverlauf am Ende den 14. Rang.

Insgesamt kommt Kleff auf 433 Bundesliga-Spiele. Genau sechsmal (zwischen 1971 und 1974) stand er für die deutsche Nationalmannschaft im Tor. 1987 beendete er seine Profi-Karriere im Alter von 39 Jahren beim Zweitligisten FSV Salmrohr, nachdem er zuvor noch bei RW Oberhausen und dem VfL Bochum zwischen den Pfosten gestanden hatte. Danach stand er noch bei einigen Amateurvereinen im Tor, so auch im Jahr 2000 als 54-Jähriger Ersatztorhüter des damaligen Regionalligisten KFC Uerdingen!

 

Herr Kleff, was machen Sie eigentlich heute?

 

Kleff: Ich arbeite für Borussia Mönchengladbach und betreue die Postbank-Kunden bei den Heimspielen. Das ist genau meine Welt, obwohl ich auch viele bittere Niederlagen gesehen habe... Aber ich bin halt gerne mit Menschen zusammen. Und meine Aufgabe ist es, dass ich die Leute auf meine Art unterhalte und Fragen beantworte, wobei sich nicht alles um Fußball dreht.

 

Die Leute unterhalten war auch schon während Ihrer aktiven Laufbahn eine Ihrer Spezialitäten...!?

 

Kleff: Ja, und vielleicht war ich da meiner Zeit ein wenig voraus. Zuallererst wollen die Leute natürlich Fußball sehen und am besten noch eine erfolgreiche Mannschaft dazu, aber sie möchten auch eine Form der Unterhaltung und zu ihren Stars eine gewisse Nähe haben. Wenn ich zum Beispiel mal einen Ball aus dem Seitenaus geholt habe, dann habe ich auch mal auf Zurufe geantwortet. Ich war immer dazu in der Lage, dass ich in solch einer kleinen Unterbrechung unterhaltsam sein konnte, um mich dann wieder voll und ganz auf das Spiel zu konzentrieren.

 

Der Spitzname "Otto" ist längst in Fleisch und Blut übergegangen?

 

Kleff: Auf jeden Fall. Der Otto Waalkes ist doch ein toller Komiker mit Geist und ein sehr sympathischer und intelligenter Mensch. Wir haben ja auch einen Film zusammen gedreht. Oder er hat ihn vielmehr mit mir gedreht! Letztendlich haben wir beide davon profitiert. Deshalb war das völlig in Ordnung, dass wir miteinander verglichen wurden. Ich sehe diesen Vergleich und den Spitznamen von daher als Kompliment an.

 

Sie haben noch lange nach Ihrer Profi-Karriere bei unterklassigen Clubs gespielt. Stehen Sie denn ab und an noch mal im Tor?

 

Kleff: Nein, jetzt nicht mehr. Vor zwei Jahren hatte ich eine Operation am Herzen und habe jetzt ein Gerät da drin, so dass das heute viel zu gefährlich wäre, wenn ich einen Ball davor bekomme Ich würde es gerne noch machen, aber dann würde ich auch nur noch im Tor stehen. Es heißt ja schließlich Torsteher (lacht)!

 

Wie sind Ihre Erinnerungen an die Düsseldorfer Zeit?

 

Kleff: Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt. Allerdings muss ich sagen, dass Gladbach damals etwas profihafter geführt wurde. Aber hier in Düsseldorf waren natürlich die beiden 4:1-Siege Anfang 1984 gegen Bayern München und Borussia Mönchengladbach phantastisch, auch wenn es gegen die Borussia war! Aber letzten Endes wollte ich - egal für welchen Verein ich gespielt habe - immer den Erfolg. Dazu war ich zu sehr Fußball-Profi, und dafür werden wir alle bezahlt. Deshalb waren auch die Siege gegen Gladbach toll.

 

Ihr Abgang aus Düsseldorf war - ganz Ihre Art - nicht unspektakulär. Das Bild von Ihnen mit heruntergelassener Hose sorgte für reichlich Unterhaltungswert!

 

Kleff: Ja, aber das wurde immer falsch interpretiert. Ich hatte mit niemandem im Verein Stress. Vielmehr wollte ich zu diesem Zeitpunkt nach Afrika. Nach dem letzten Spiel war es dann so, dass ich eine Verletzung vorgetäuscht habe, um ausgewechselt zu werden. Ich wollte einfach selbst bestimmen, wann meine Karriere für mich beendet ist... Dass ich später noch woanders gespielt habe, war zu dem Zeitpunkt noch gar nicht ersichtlich. Und nach meiner Auswechslung habe ich dann den Fans halt gegeben, was sie haben wollten: Meine Handschuhe, Trikot, Schuhe und und und. Dann stand ich mit nacktem Oberkörper da und habe gerufen: "Wollt Ihr die Hose auch noch?" Alle haben "Ja" geschrien, aber ganz ausziehen wolle ich sie dann doch nicht...

 

Herr Kleff, vielen Dank für das Gespräch!

bundesliga.de

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