Zündprobleme im Audi-Sportpark
Der FC Ingolstadt sucht noch nach der überragenden Form der Rückrunde
Alljährlich bricht während der Sommervorbereitungen der höchsten Spielklassen das große Fachmenscheln aus. Munter kategorisiert man selbst in der engsten Zweiten Liga aller Zeiten nach bereits vor Saisonbeginn felsenfeststehenden Aufsteigern, grauen Mäusen und grellrot leuchtenden Laternen. Besonders überfüllt ist traditionell die Kaste der "Geheimfavoriten".
Für ebenjene Rolle der unverhofft auftrumpfenden Überraschungsmannschaft hat nämlich meist jeder Fachmann einen eigenen Kandidaten in petto. Ein Schicksal, das sowohl der Fortuna als auch ihrem kommenden Gast im Vorfeld der Spielzeit nicht erspart blieb. In so mancher Expertenrunde raunte man sich nämlich halblaut den Namen "Ingolstadt" als dann gar nicht mehr so klammheimlichen Bewerber für die oberen Tabellenregionen zu - in Anbetracht der blendenden Rückrunde, die den FCI von den Abstiegsrängen bis ins gesicherte Mittelfeld hob, schien das womöglich nicht einmal vermessen. Dank der soliden Neuzugänge erwartete die Fachwelt nun die nahtlose Fortsetzung des sportlichen Aufwärtstrends. Auf den ersten Blick sind die ersten Meter der neuen Saison allerdings mit klebrigem Fliegenpapier tapeziert, denn so richtig kamen Möhlmann & Co. bislang noch nicht vom Fleck. Mit lediglich einem Zähler und 0:2 Toren rangieren die "Schanzer" wieder im altbekannten Sumpfgebiet des Klassements. Allerdings kann man natürlich am Millerntor beim Bundesliga-Absteiger auch als Ensemble gehobener Qualität durchaus einmal ohne Beute heimreisen. Und gegen den Sicherheitsdienst aus dem Erzgebirge sind schließlich schon ganz andere Mannschaften ohne eigenen Torerfolg geblieben.
Man muss den FCI also weiterhin auf dem Zettel haben, denn die Auswahl individueller Könner, aus denen sich die Elf rekrutiert, zählt zur gehobenen Ausstattungsklasse. Kein "Unverzichtbarer" verließ den Verein im Laufe der kurzen Sommerpause. Möhlmann durfte vielmehr noch punktuell nachlegen - Leonhard Haas ist einer der Neuen. Vom Ligakonkurrenten aus Fürth zu den Schanzern gestoßen, dürfte Haas die Torgefahr aus dem Mittelfeld erhöhen. Vielleicht ein neuralgischer Punkt bei den Schanzern, denn ebendort tat sich im Audi-Sportpark bislang nur ein Akteur so recht hervor, dies allerdings umso nachdrücklicher. 13 Treffer und neun Vorlagen steuerte allein Kapitän Stefan Leitl nämlich 2010/2011 bei. Der erfuhr seine Ausbildung einst in der Jugendabteilung des FC Bayern und bildet mit all der Erfahrung seiner 34 Lebens- und 15 Profijahre nicht nur das sportliche, sondern auch das charakterliche Herzstück des Teams von Benno Möhlmann.
Leitl war es als etatmäßigem Standardschützen denn auch vorbehalten, beim letzten Aufeinandertreffen des FCI mit der Fortuna einen Foulelfmeter zum zwischenzeitlichen 1:1 zu veredeln. Weil sein Pendant im rot-weißen Hemd, Jens Langeneke nämlich, ihm aber wenig später in nichts nachstand und darüber hinaus ein weiteres Mal ins Schwarze traf, behielt die gastgebende Fortuna im Februar 2011 mit 3:1 die Oberhand. Ein knappes halbes Jahr zuvor hatte es im Hinspiel für das Team von Norbert Meier noch ordentlich Prügel gesetzt - das düstere 0:3, mit dem man geduckt aus dem Audi-Sportpark geschlichen war, bedeutete seinerzeit das fünfte Kapitel in der rätselhaften Startmalaise, die man erst zwei Spieltage später in Osnabrück zu kurieren wusste.
Da dies die bisher einzigen Vergleiche zwischen dem FCI und der Fortuna sind, steht eine - aufgrund der niedrigen Fallzahl statistisch natürlich reichlich wacklige - Erfolgsquote von satten 100% für die jeweilige Heimmannschaft in den Zahlenkolonnen. Am Rhein würden sicherlich keine Proteststürme losbrechen, wenn dies auch am Samstagmorgen noch der Fall ist.