"Immer wieder die Schärfe entwickeln, ein Spiel zu gewinnen"

Chefcoach Norbert Meier vor der Reise nach Braunschweig

Alle Welt erinnert sich vor der schweren Auswärtsaufgabe bei Eintracht Braunschweig an den 10. Mai 2009. Zwei Zahlen, ja, eigentlich eine einzige Ziffer reichen aus, um diesen Tag zu beschreiben: 5. So viele Treffer erzielten beide Teams beim letztmaligen Aufeinandertreffen, seinerzeit im Aufstiegsrennen in der Dritten Liga. Der Cheftrainer der Fortuna, Norbert Meier, hat an dieses Spiel, so aufwühlend es war, in der ihm eigenen sachlichen Art längst einen Haken gemacht. Denn was ist wertloser als ein Erfolg von gestern?

"Jedes Spiel ist ein Test und ein neuerlicher Beweis dafür, ob Du mit kritischen Situationen umgehen kannst", mahnt Meier und ergänzt: "Wichtig ist, dass Du immer wieder die Schärfe entwickelst, ein Spiel zu gewinnen. Es zählt nicht, was am 10. Mai war. Montagabend in Braunschweig, da zählt’s. Das ist entscheidend." Keinerlei Wehmut, Nostalgie oder Ewiggestrigkeit, der Blick des obersten Übungsleiters ist einzig und allein aufs nächste Spiel gerichtet. Eine Nervenschlacht wie in den letzten Begegnungen möchte er im Eintracht-Stadion natürlich tunlichst nicht mehr miterleben müssen. Allerdings äußert er Verständnis dafür, dass seine Mannschaft nach dem 2:3-Anschlusstreffer der Cottbuser in der Vorwoche ins Schwimmen kam: "Das ist doch eine normale und menschliche Reaktion, dass in so einer Situation das Denken losgeht. Schauen Sie sich Manchester United an", verweist er auf den jüngsten Spieltag in der Champions League, "die führen zur Halbzeit 2:0 gegen Basel - und plötzlich liegt auch eine Weltklassemannschaft mal 2:3 hinten!" Es gebe eben im Fußball nun einmal auch noch den Gegner, der in der Lage ist, gefährliche Situationen heraufzubeschwören. Ohnehin klage man auf hohem Niveau: "Wer sagt denn, dass wir eine Mannschaft sein müssen, die in der Lage ist, jeden Gegner 90 Minuten lang zu dominieren? So weit sind wir noch lange nicht."

 

Man darf also gespannt sein, welche Lehren Meier und seine Jungs aus den Partien der letzten Wochen gezogen haben - immerhin wartet mit Eintracht Braunschweig ein dicker Brocken. Der Fortuna-Trainer hat viel Lob parat für die Arbeit der Niedersachsen. "Da ist mit viel Ruhe und Bedacht eine Mannschaft aufgebaut worden, die weitestgehend zusammengeblieben ist und punktuell verstärkt wurde", weiß Meier und fügt an: "In den letzten Jahren gab es in Braunschweig eine kontinuierliche positive Entwicklung." Ähnliches kann man mit Fug und Recht ebenso von der Fortuna behaupten, und auch der Düsseldorfer Chefcoach sieht die Parallelen: "Die sorgen - ähnlich wie wir seinerzeit - nach dem Aufstieg derzeit für Furore!" Meier hat die - wohlbekannte - Euphorie in und um den blau-gelben Verein registriert, vergisst darüber aber selbstverständlich nicht, vor allem die sportlichen Vorzüge der Elf von Torsten Lieberknecht herauszustellen. "Eine sehr homogene, sehr kompakte Truppe mit einem sehr, sehr guten Umschaltspiel" hat er beobachtet - daraus ergeht an seine Schützlinge der Auftrag, "in jeder Phase des Spiels wach zu sein und entgegenzuwirken!" In den Augen Meiers wird die Braunschweiger Eintracht nichts mit dem Abstieg zu tun haben, "das zeigt der Verlauf der Saison auch ganz deutlich."

 

Personell wiegt der Ausfall des gelbgesperrten Adam Bodzek sicherlich schwer. Dafür konnte allerdings mit Jules Schwadorf, Thomas Bröker und Oliver Fink ein Trio wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Ob sie schon wieder ein Thema für die Startformation sind? "Wir müssen abwarten, wie die Reaktionen auf das Training sind", wägt Meier vorsichtig ab. "Das ist eine andere Belastung als die Reha, und wir müssen sehen, wie sie mit den Zweikampfsituationen fertig werden." Und gerade den Schlüsselqualifikationen Robustheit, Einsatzwillen und Leidensfähigkeit werden am Montagabend entscheidende Rollen zukommen - das weiß der Fortuna-Coach.