28.10.2011 | 1. Mannschaft

Weltmeister, Sprinter, Umschulende

Der FSV von F bis V

Am Sonntag erwarten Hans-Jürgen Boysen und sein Team die Fortuna am legendären Bornheimer Hang. Vorab ein ganzer Haufen Wissenswertes über den FSV Frankfurt - und zwar buchstäblich!

F wie Frankfurter Volksbank Stadion: Auf diesen Namen hört das altehrwürdige "Stadion am Bornheimer Hang" seit nunmehr über fünf Jahren. Mit 11.000 Zuschauern verfügt es über das geringste Fassungsvermögen aller aktuellen Erst- und Zweitligastadien. Dass ein Geldinstitut bei der Taufe Pate stand, darf in der Bankenmetropole Frankfurt niemanden verwundern. Denn auch der Heimspielstätte des schwarz-roten Lokalrivalen lieh schließlich ein Unternehmen aus der Finanzbranche seinen Namen.

 

S wie Sprinter: Der zweifache Olympiasieger Armin Hary lief als erster Mensch die 100 Meter in 10,0 Sekunden. 1960 war das, und Hary befand sich in Diensten der Leichtathletikabteilung des FSV. Bis zu seinem 16. Lebensjahr hatte er sich zunächst im Fußballsport versucht. Und hätte Mutter Hary nicht aus Sorge um die Knochen des Sprösslings interveniert, wer weiß, ob man David Odonkor heute nachsagen würde, den schnellsten Außenbahnflitzer aller Zeiten zu markieren.

 

V wie Vize: Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der FSV zu einer Spitzenmannschaft im deutschen Fußball. Zu einem großen Titel sollte es trotz zweier Finalteilnahmen allerdings nicht reichen. Zunächst zog man im Finale um die Deutsche Meisterschaft 1925 gegen den 1. FC Nürnberg den Kürzeren. 1939 dann traf man im Endspiel um den Tschammerpokal, den Vorläufer des heutigen DFB-Pokals, auf die hochfavorisierte Elf von Rapid Wien - ein knappes Jahr zuvor war Österreich durch das Deutsche Reich annektiert worden. Trotz großem Kampf unterlag der FSV schlussendlich mit 1:3.

 

F wie Frauenfußball: In der Damenabteilung des FSV lernten Größen wie Birgit Prinz, Sandra Smisek und Birgitt Austermühl ihr Hand- bzw. Fußwerk von der Pike auf. Als Gründungsmitglied der Frauen-Bundesliga gestartet, räumten die Ladys knapp zwei Jahrzehnte lang in schöner Regelmäßigkeit so ziemlich alles an Pokalen ab, was die nationalen Wettbewerbe hergaben. Mit dem Aufkommen des Stadtrivalen 1.FFC sank der Stern allmählich nieder. Am Ende der Saison 2005/2006 stand die Auflösung der Abteilung aufgrund finanzieller Probleme.

 

R wie Richard Herrmann: Der gebürtige Pole fiel den Scouts von Derby County im britischen Kriegsgefangenenlager als passionierter Kicker ins Auge. Über Umwege kam er nach Frankfurt zum FSV und schnürte ab 1947 insgesamt dreizehn Jahre lang die Töppen für die Schwarz-Blauen. 1948 überzeugte er in einem "Repräsentativspiel", bei dem eine süddeutsche und eine nordwestdeutsche Auswahl gegeneinander antragen - packende Duelle lieferte Herrmann sich dabei mit einem gewissen Paul Janes. Der Lohn für überzeugende Leistungen war die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1954, bei der er sogar gegen die Ungarn zum Einsatz kam. Zwar handelte es sich lediglich um die 3:8-Schlappe in der Vorrunde, Herrmann erzielte hier allerdings den Treffer zum Endstand.

 

A wie Aufstieg 2008: Um die Jahrtausendwende stand der Traditionsklub aus Bornheim kurz vor dem Aus. Mit vereinten Kräften entkam man der Insolvenz und konsolidierte sich - der Lohn für die Mühen war im Jahre 2008 der Aufstieg als Meister der Regionalliga Süd in die 2. Bundesliga. Seither beendete man die Spielzeiten im Unterhaus auf den Rängen 15, wieder 15 und 13.

 

N wie Neuzugänge: Vor der laufenden Saison musste der FSV mehrere schmerzliche Abgänge verkraften. Mit Sascha Mölders (FC Augsburg), Jürgen Gjasula (MSV Duisburg), Mike Wunderlich (Viktoria Köln) und Christian Müller (RB Leipzig) verließ eine ganze Achse das Frankfurter Ostend. Trainer Hans-Jürgen Boysen schnappte sich allerdings veritable Ersatzmänner auf dem Transfermarkt. Karim Benyamina (Union Berlin), Macauley Chrisantus (KSC), Daniel Gordon (RW Oberhausen) und nicht zuletzt Marcel Gaus, der nach fünf Jahren bei der Fortuna eine Veränderung suchte, stehen für ordentliche Zweitligaqualität. Und Zafer Yelen (Trabzonspor) machte bereits in der Bundesliga für Hansa Rostock als gefürchteter Standardschütze auf sich aufmerksam.

 

K wie Kickers Offenbach: Die Kickers aus der Nachbarstadt Offenbach hegen nicht nur zur Frankfurter Eintracht eine gesunde Rivalität. Auch mit dem FSV legt man sich gerne mal an, nicht zuletzt als Hans-Jürgen Boysen vor zwei Jahren das Traineramt bei den Kickers zurückgab, um nur zwei Tage später das Büro am Bornheimer Hang zu beziehen. OFC-Geschäftsführer Thomas Kalt sprach damals von einer "Ungeheuerlichkeit". Mittlerweile hat man sich aber wieder vertragen: Im Oktober trugen beide Mannschaften gar ein Testspiel unter dem Motto "In aller Freundschaft" aus.

 

F wie Feierabend im Pokal: Apropos Boysen. Zu dessen Leidwesen wiederholt sich Geschichte doch nicht so häufig wie gewünscht. Unter der Woche war für ihn und seine Bornheimer Kicker Schluss in der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals, der VfB Stuttgart erwies sich als eine Nummer zu groß. 1995 war das noch anders, als die Schwaben dem damaligen Regionalligisten SV Sandhausen sensationell im Cupwettbewerb unterlagen. Beim SVS seinerzeit an der Seitenlinie: Hans-Jürgen Boysen.

 

U wie Umschulung: Marcel Gaus schoss als Angreifer für Fortuna Düsseldorf in vierzig Ligaspielen fünf Treffer. Im Sommer zog es ihn in die Mainmetropole zum FSV. Dort erkannte Hans-Jürgen Boysen offenbar einige verschüttete Qualitäten, denn er funktionierte den schnellen Gaus flugs zum Außenverteidiger um. Seither steht "Gausi" auf der defensiven Außenbahn seinen Mann und freut sich, dass er regelmäßig spielt. Das Toreschießen hat er trotz der neuen Rolle nicht verlernt: Beim Gastspiel am Millerntor gelang ihm sein erster Treffer in Schwarz-Blau.

 

R wie Revanchegelüste: Das letzte Aufeinandertreffen endete mit einer herben Packung für den FSV. Als eine der defensivstärksten Teams der Runde nach Düsseldorf angereist, setzte es sechs Stück in den Kasten des bedauernswerten Patric Klandt. Der FSV dürfte darauf brennen, diese Scharte auszuwetzen. Immerhin ist der Alptraum der Defensivreihe vom 28. Januar 2011 diesmal verhindert: Ken Ilsø, der vor neun Monaten mit drei Treffern ein paradiesisches Heimdebüt feierte, fehlt mit einer Sprunggelenksverletzung.

 

T wie Traditionsverein: Der FSV Frankfurt besteht in seiner heutigen Form seit seiner Gründung am 20. August 1899 quasi unverändert. Seither ist man weder fusioniert noch aufgekauft worden, ging nicht insolvent, musste nicht neugegründet werden und gliederte sich auch nicht in dubiose Rechtsformen aus. Lediglich die Kriegswirren gingen auch an den Bornheimern nicht völlig spurlos vorbei. Kurzzeitig bildete man mit der Eintracht eine sogenannte Kriegsspielvereinigung, und wie alle Sportvereine wurde auch der FSV nach Kriegsende kurzzeitig aufgelöst - doch noch im selben Jahr trat man bereits wieder unter dem heutigen Namen an. Ein wahrer Traditionsverein also.

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