28.11.2003 |

Als Albrecht neben Berthold stürmte [1928]

Vor 75 Jahren: Fortunas erster Nationalspieler

"Das Wunder von Bern" hat es gezeigt: Fortuna hinterlässt auch bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Spuren. Toni Turek und Masseur Erich Deuser gehörten zum Team des Weltmeisters von 1954. Insgesamt 25 Akteure aus Flingern wurden 240 Mal in die Auswahl berufen und erzielten dabei 38 Tore. Es ist genau 75 Jahren her, als ein Fortune zum ersten Mal das Trikot Deutschlands tragen durfte: Ernst Albrecht.

Vereinigung von Schwungkraft und Beherrschtheit


Der war gerade einmal 20 Jahre alt, als ihn Bundestrainer Otto Nerz bei seinem Verein in Flingern entdeckte. Albrecht war ein Dribbler par excellence. Eine Rückschau beschrieb seinen Stil einmal so:
"Es gab für den schnellen Düsseldorfer kein Zurückdribbeln, kein Zögern, es gab nur eins - nach vorne in höchstem Tempo und (darin lag das Geheimnis seiner Erfolge) trotzdem den Kopf klar zu halten und stets konzentriert das Richtige zu tun. Diese Vereinigung von Schwungkraft und Beherrschtheit kennzeichnen seinen schwer kopierbaren Stil. Besonders wirkungsvoll war die verblüffende Art, in der er in Sprintertempo den heranfliegenden halbhohen Ball mit der Brust abfing, ihn ohne Tempoverzögerung im Lauf den Körper heruntergleiten ließ, um ihn ohne Schwierigkeiten vor die Füße zu zwingen..."
Worte, die auf der Zunge zergehen.

 

Albrecht verwundert in Bern


Offenbar hatte dies auch Nerz so sehr beeindruckt, dass er den Youngster in die Schweiz einlud. Dort sollte die deutsche Elf zur Vorbereitung auf das olympische Fußballturnier gegen den Gastgeber in Bern antreten. Bern? Richtig, da war doch mal was . . . wenn auch erst 26 Jahre später.

Endlich war es soweit: Am 15. April 1928 streifte zum ersten Mal ein Spieler der Düsseldorfer Fortuna das Trikot mit dem Adler über. Und Ernst Albrecht führte sich vor 20000 Besuchern hervorragend ein. Keine Spur von Nervosität, kein Anflug von Lampenfieber neben erfahrenen Recken wie dem Würzburger Müller oder einem gewissen Berthold, der allerdings Rudolf, nicht Thomas mit Vornamen hieß und sächselte. So waren auch die "Düsseldorfer Nachrichten" voll des Lobes: "Noch zwei Leute verdienen, weil wir doch schon mitten beim Spiel sind, Erwähnung: Hornauer und Albrecht. In der ersten Hälfte gingen von diesen beiden die gefährlichsten Vorstöße aus. Sie hatten den besten Mann der Schweizer Elf, Ramseyer, gegen sich, (...) Albrecht bekam zuerst beim Kampf um den Ball etwas ab, spielte aber trotzdem weiter, bei einem erneuten Zusammenprall musste er ausscheiden, trat aber später wieder ein." Eine kuriose Geschichte.

 

Der Ausgewechselte kam wieder


Denn Albrecht hatte verletzt bereits das Spielfeld verlassen, für ihn kam Kießling. Soweit so gut. Doch Auswechslungen gab es "damals" noch gar nicht. Also protestierten die Schweizer gegen die "Regelbeugung". Und so zog Albrecht sein Trainingsjäckchen wieder aus und humpelte zurück aufs Feld. Kießling setzte sich schlecht gelaunt auf die Reservebank.
Doch das dürfte der gelernte Schlosser aus Flingern verschmerzt haben, denn am Ende jubelte er nicht nur über den deutschen 3:2-Sieg, sondern auch über sein Tor zum zwischenzeitlichen 3:0, bei dem selbst die Eidgenossen applaudierten.

 

Nur vier Fortunen spielten öfter


Zu den Olympischen Spielen nach Amsterdam durfte er fahren, insgesamt trug er noch 16 weitere Mal das Trikot der Nationalmannschaft und nimmt damit in der Fortuna-internen Statistik hinter Paul Janes (71 Spiele), Erich Juskowiak (30), Stanislav Tau Kobierski (26) und Klaus Allofs (21) Rang fünf ein. Viermal traf er ins gegnerische Netz. Nach seiner Laufbahn, die er 1944 nach 21 Jahren beendete, versuchte er sich zwischen 1947 und 1949 auch als Trainer des SC Holzhausen. Am 26. März 1976 starb Ernst Albrecht.

 

Statistik:
Schweiz - Deutschland 2:3 (0:1)
Schweiz:
Séchehaye, Facchinetti, Ramseyer, Baltensberg, Heinrich, Heine II, Tschirren, W. Jäggi, Passello, Abegglen II, Bailly
Deutschland: Wentorf (Altona 93), J. Müller (FV Würzburg), Kutterer (Bayern München), Knöpfle, Leinberger (beide SpVgg. Fürth), Berthold (Dresdner SC), E. Albrecht (Fortuna Düsseldorf), Hornauer (1860 München), Pöttinger (Bayern München), R. Hofmann (Meerane 07), L. Hofmann (Bayern München)
SR: Rous (England)
Zuschauer: 20 000
Tore: 0:1 R. Hofmann (18.), 0:2 Pöttinger (47.), 0:3 E. Albrecht (61.), 1:3 W. Jäggi (80.), 2:3 W. Jäggi (82.)

 

Alle Länderspiele mit Ernst Albrecht:

 

1928 Schweiz-Deutschland 2:3
1928 Deutschland - Schweiz 4:0
1928 Deutschland -Uruguay 1:4
1928 Norwegen - Deutschland 0:2
1928 Schweden-Deutschland 2:0


1929 Italien - Deutschland 1:3
1929 Deutschland - Schweden 3:0
1929 Deutschland - Finnland 4:0

 

1930 Deutschland - Italien 0:2
1930 Deutschland - Ungarn 5:3
1930 Deutschland - Norwegen 1:1

 

1931 Holland - Deutschland 1:1

 

1932 Ungarn - Deutschland 2:1
1932 Deutschland - Holland 0:2

 

1933 Deutschland - Belgien 8:1
1933 Deutschland - Norwegen 2:2

 

1934 Luxemburg - Deutschland 1:9

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