Alphabetisierungsprojekt am Freitag zu Gast bei Fortuna

Lesen und Schreiben - keine Selbstverständlichkeit

Über 27.000 erwachsene Düsseldorfer können nicht richtig lesen und schreiben. Anlass genug für Fortuna Düsseldorf, sich zusammen mit dem Projekt "F.A.N. - Fußball. Alphabetisierung. Netzwerk." für mehr Lese- und Schreibkurse und eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit einzusetzen.

Als Andreas Brinkmann der Fortuna das Projekt vorstellte, stieß er sofort auf offene Ohren. Denn den Verantwortlichen des Vereins war bereits bekannt, dass viele Jugendliche und Erwachsene - gerade im Berufsleben - Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben. Insgesamt sind es jährlich ca. 90.000 Jugendliche in der Bundesrepublik Deutschland, die die Schule ohne Abschluss abbrechen - das entspricht ca. 10% eines Schuljahrgangs.
"Das große Problem sehe ich darin, dass kaum jemand weiß, dass in Deutschland über vier Millionen Menschen unzureichende Lese- und Schreibkenntnisse haben", meint Vorstandsmitglied Werner Sesterhenn. "Vorurteile wie ‘Du bist wohl zu dumm und zu faul, sonst könntest du ja richtig lesen und schreiben’ sind nicht nur unzutreffend, sondern erschweren es den Betroffenen auch, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen und Hilfe zu suchen".
Daher unterstützt nicht nur die VHS Düsseldorf, sondern auch die Fortuna das F.A.N.-Netzwerk. Dadurch wird die lokale Alphabetisierungsarbeit gefördert und über die Situation funktionaler Analphabeten informiert. Auch Pressesprecher Tom Koster findet es wichtig, Betroffene zur Teilnahme an Lese- und Schreibkursen zu motivieren: "Da helfen wir gerne mit! Wir wollen vor allem die Angehörigen erreichen, damit sie die Infos weitergeben. Es sollten mehr Menschen die Kurse nutzen". Die Fortuna hat zum Heimspiel gegen Union Berlin am 20.10.06 in der LTU-Arena den Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung, die VHS Düsseldorf und einige Lernende eingeladen. Gemeinsam mit dem Alfa-Mobil informieren sie am Stadioneingang Nord über das Thema.

Stadionsprecher Ilja Ludenberg wird kurz vor dem Anpfiff den Fachbereichsleiter der VHS Düsseldorf, Rainer Hartmann, interviewen und zu den Kursangeboten befragen. Zudem erklärt Andreas Brinkmann vom Projekt F.A.N. danach, warum Fußball als Ansatzpunkt gewählt wurde und nennt Ursachen, Ausmaß und Auswirkungen von funktionalem Analphabetismus. Weil derzeit deutschlandweit nur 0,5% der Betroffenen die Möglichkeiten nutzen, in Kursen Lesen und Schreiben zu lernen, wird auch auf das bundesweite Serviceangebot des auch aus Fernsehspots bekannten Alfa-Telefons für Menschen mit Lese- und Schreibproblemen hingewiesen, bei dem man Beratung und Informationen über ortsnahe Weiterbildungseinrichtungen mit Lese- und Schreibkursen bekommen kann.
"Wir vermuten im Fußballstadion nicht mehr oder weniger Menschen mit Schreibproblemen als woanders. Wir finden aber beim Fußball ein Publikum, das die Augen und Ohren vor dem Problem nicht verschließt, sondern sich engagiert", meint Andreas Brinkmann. "Wir gehen auf die Fans zu, weil wir Stadien als Spiegelbilder der Gesellschaft sehen und hier viel Aufmerksamkeit bekommen." Mit Stadionaktionen, einer Fernsehserie und neuen Unterrichtsmaterialien wird die Öffentlichkeit informiert. Durch die Unterstützung des Projektes F.A.N. zeigen die Fortuna und die VHS, dass Bildung und Fußball in einer Liga spielen.
Kleiner Tipp: Am Sonntag, 22. Oktober, läuft im Düsseldorfer Kino "Black Box" um 15:00 Uhr der Film "Das G muss weg". Er zeigt, was es heißt, im "Land der Dichter und Denker" sein Leben als Analphabet zu meistern. Einfühlsam werden im Dokumentarfilm drei Lernende aus Düsseldorf erstmals ein Jahr lang im Alltag filmisch begleitet.
Kursanbieter in Düsseldorf ist die VHS, Bertha-von-Suttner-Platz 1, 40227 Düsseldorf. Ansprechpartner: Rainer Hartmann, Tel. (02 11) 8 99 49 96.
Mehr Informationen gibt es auch unter www.alphabetisierung.de oder beim Alfa-Telefon unter 02 51 / 53 33 44.