Wir wollen unbedingt etwas mitbringen
Uwe Weidemann vor dem Spiel bei HSV II
Hamburger Woche, Teil 2: Nach dem erfolgreichen Auftakt gegen den FC St. Pauli am vergangenen Samstag, tritt Fortuna Düsseldorf am Sonntag bei der Zweitvertretung des HSV an. Eine Herausforderung für den momentanen Tabellenvierten, die besonderer Konzentration bedarf, wie Uwe Weidemann beim Pressegespräch am Freitagnachmittag verlauten ließ.Dass die Hanseaten einen guten Saisonstart hingelegt und seit einigen Spieltagen einen deutlichen Abwärtstrend hinnehmen müssen macht den HSV nicht unbedingt zu einem leichteren Gegner. So hat das Team von Ex-Profi Karsten "Air" Bäron in den letzten sieben Spielen lediglich einen einzigen Sieg einfahren können - die Reserve als Spiegelbild der Probleme in der Bundesligamannschaft?
Uwe Weidemann, Chefcoach der Rot-Weißen, sieht den kommenden Gegner jedenfalls mit großem Respekt - nicht zuletzt vor dem Hintergrund des letzten Spieltags, bei dem die Rheinländer nicht nur mit einem dreifachen Punktsieg ihre Rolle im Quartett der Spitzenmannschaften unterstreichen konnten, sondern enorm beflügelt worden sein dürften durch die sensationelle Kulisse von knapp 25.000 Zuschauern. "Ich habe unter der Woche versucht, ein wenig provokativ die Spannung hochzuhalten." Bemerkbar machte sich auch für Dritte in einem schärfern Umgangston und entsprechender Gestik und Mimik. "Das hat die Jungs zwar ein wenig irritiert, aber ich habe einfach die Gefahr des Schlendrians gesehen, die nach dem tollen Match gegen Pauli hätte einziehen können." Keiner seiner Spieler solle glauben, dass es nun einfach so weitergehe. Was am Wochenende alleine aus optischen Gründen schwierig werden dürfte, denn die Kicker um Ersatz-Kapitän Marcel Podszus sind zum sportlichen Wettkampf auf einer Anlage aufgerufen, der noch vor zwei Jahren unter dem damaligen Trainer Massimo Morales lediglich als Trainingsplatz diente: Etwas mehr als 2.000 Plätze bietend ist das Ambiente des Wolfgang-Meyer-Sportplatzes eher mit einer Bezirkssportanlage zu vergleichen, was gedanklich vielleicht ein wenig dazu verführen könnte, den Anspruch eines Meisterschaftsspiels mit dem Charakter einer Freundschaftspartie zu verwechseln. Auch wenn es im Stadtteil Stellingen zu einem Heimspiel für die Fortunen kommen dürfte - erwartet werden ca. 1.000 Anhänger aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt - ist Weidemann sicher, dass "der HSV alles daran setzen wird, seinen Abwärtstrend zu stoppen."
Nicht zu vergessen die unwägbare Variable, welche Spieler des Profiteams in den Genuss eines Einsatzes in dieser Regionalliga-Partie kommen. "Wir werden mit den üblichen Tugenden vorgehen und von Anfang an den Kampf suchen." Denn, so Weidemann weiter, hierin könnte die größte Chance für die Flingeraner liegen, da die Hansestädter eher technisch, als körperbetont agierten. "Es wäre zumindest nicht untypisch für eine Truppe mit überwiegend jungen Spielern."
Eine Erkenntnis, die unterfüttert werden dürfte durch den Trainer der Zweiten Mannschaft, Goran Vucic, der den HSV II beobachtet hat, sowie eine DVD vom letzten Spiel der Nordlichter, die gegen Osnabrück mit 1:5 in allen Belangen deutlich ausfiel.
"Unser großes Ziel ist es, dass wir etwas mitbringen wollen." Seine Personalplanung überdenken wird der 43-Jährige allerdings auch an diesem Wochenende, weil sich der Kader zumindest auf einer Position verändert. Marcus Feinbier soll voraussichtlich ab Mitte bis Ende kommender Woche wieder ins Mannschafts-Training einsteigen - etwas, wovon Oliver Barth derzeit nur träumen kann, da er momentan, und auch dies nur unter latenten Schmerzen, leichte Laufübungen absolviert. Hamza Cakir bleibt ebenfalls im Rheinland und geht weiterhin seinen Reha-Maßnahmen nach, während Ahmet Cebe weiterhin seine Rot-Sperre abzusitzen hat. Hinzu kommt ein neuerlicher Ausfall von Jörg "Ali" Albertz, der unter der Woche eine schmerzhafte Prellung am großen Zeh erlitten hat. "Der dicke Onkel hat alle erdenklichen Farben angenommen und ‘Ali’ wird wohl noch bis zur Winterpause von dieser Blessur spüren", gab Weidemann die Einschätzung der medizinischen Abteilung der Fortuna wieder. Dass Albertz nach dem Ausrutscher von Tim Kruse, der unbeabsichtigt zur Verletzung führte, frustriert gewesen sei, hält der oberste Übungsleiter für normal. "Es war sicherlich etwas zu viel Schärfe bei ihm im Spiel, aber mir ist es lieber, wenn im Training eine gewisse Grundaggressivität vorhanden ist und nicht nur Spaß und Freude. So passiert das halt - wobei sich Ali direkt danach entschuldigt hat. Damit ist die Sache erledigt."
Am Samstagmorgen steht das Abschlusstraining auf dem Programm, worauf das Team die Fahrt nach Hamburg antreten wird. "Die Jungs haben bislang eine tolle Leistung abgeliefert - aber sie müssen wissen, worauf es jetzt ankommt. Ich habe ganz klar gesagt, dass die kommenden vier Wochen unheimlich wichtig sind - und sie sich mit einem Sieg in Hamburg belohnen können: Nämlich mit einer erneut tollen Kulisse in der LTU arena."
Uwe Weidemann wird die Reise im Übrigen nicht im Bus antreten, da er einen Abstecher nach Kiel, den übernächsten Gegner der Rot-Weißen, machen und dort die Partie der Störche gegen den VfL Osnabrück ansehen wird.