Fortuna entführt die Punkte vom Betzenberg
Hut ab vor dieser Leistung! Kaum jemand hatte der Fortuna etwas auf dem Betzenberg zugetraut, doch nach großem Kampf entführten die Düsseldorfer drei Punkte aus Kaiserslautern.
Auf dem Feld musste ein Wiedersehen mit Marcel Gaus zunächst verschoben werden: Der Offensiv-Akteur, der bei der Fortuna den Sprung vom Jugend- in den Profibereich geschafft hatte, saß bei den Gastgebern zunächst auf der Bank.
Umgekehrt gelang bei den Düsseldorfern in dieser Partie auf dem Betzenberg einem für sein Alter ebenfalls hoffnungsvollen Nachwuchsspieler genau dieser beschriebene Schritt, nämlich Tugrul Erat. Dabei stand, für nicht wenige eher überraschend, der Rechtsfuß von Beginn an auf dem Feld. Doch war dies nicht die einzige Personalie, die für Aufmerksamkeit sorgte: Auf der gegenüberliegenden Offensivseite startete der Australier Ben Halloran, während in der Zentrale Erwin Hoffer eingesetzt war, der einst das FCK-Trikot getragen hatte. Auf der linken Abwehrseite, auch dies ein Novum, feierte Dustin Bomheuer nach überstandener Knie-Verletzung sein Startelf-Comeback. Oliver Reck, der an diesem Montagabend seine erste Partie als Chef an der Seitenlinie der Flingeraner verantwortlich zeichnete, hatte also einige Umstellungen gegenüber den Aufstellungen in dieser Spielzeit vorgenommen.
Das schützte die Rheinländer jedoch nicht davor, dass die Gastgeber von Anfang an das Heft in die Hand zu nehmen versuchten. Schon nach vier Minuten tauchte Innenverteidiger Marc Torrejón nach einer Freistoß-Flanke am zweiten Pfosten auf, traf den Ball aber nicht voll, so dass diese Aktion letztlich kein ernsthaftes Problem für Fabian Giefer, der nach abgesessener Rotsperre ins Tor zurückkehrte, darstellte. Aber die Lauterer setzten ihr Spiel mit unvermindertem Offensivdruck fort und suchten nach einem raschen und vor allem erfolgreichen Abschluss. Nach einer Flanke von Mohammadou Idrissou kam Kostas Fortounis zum Abschluss, doch wiederum war Giefer zur Stelle (10.) und parierte. Nur kurz darauf versuchte es Mittelstürmer Idrissou selbst, der aber verzog (12.). Seine ganze Klasse unter Beweis stellen konnte Giefer, als er einen platzierten Distanzsschuss von Enis Alushi über die Latte lenken konnte (20.).
Zwei Minuten nach diesem Paukenschlag konnten auch die Düsseldorfer endlich die erste nennenswerte Szene verbuchen: Nach einer Ecke von Christian Gartner stieg Oliver Fink hoch, doch sein Kopfball landete über dem Gehäuse. Man merkte allerdings, dass die Fortuna sich allmählich aus der Umklammerung zu befreien konnte. Nach einem sehenswerten Angriff über Charlison Benschop und Erat konnte Hoffer erst im letzten Moment abgeblockt (22.) werden. Doch neun Minuten später konnte den Österreicher niemand mehr stoppen: Levels eroberte sich den Ball, spielte ihn gedankenschnell auf Benschop, der das Spielgerät mit viel Gefühl auf Hoffer durchsteckte. Für den Stürmer wurde es ein Sololauf gegen Keeper Sippel und er behielt die Nerven: Mit einem präzisen Schuss überwand er den Schlussmann und erzielte die 1:0-Führung gegen seinen Ex-Club (31.). Hoffer genoss seinen ersten Treffer im Trikot mit dem F95-Logo, doch hielt sich mit seinem Jubel weitestgehend zurück - schließlich war er in seiner aktiven Zeit (2010/2011 und 2012/2013) auf dem Betzenberg einer der Publikumslieblinge.
Der FCK setzte nun natürlich dagegen und das Team um Oliver Fink, der an diesem Tag die Kapitänsbinde für den erkrankten Andreas Lambertz trug, war in der Folge durchaus mit Glück gesegnet: Nachdem Matmour glänzend freigespielt worden war, landete sein Schuss in den Armen von Giefer (40.). Kurz vor der Pause hatte das Heimteam eine weitere dicke Chance, als Olivier Occéan im Strafraum zum Abschluss kam, aber knapp am Pfosten vorbeischoss (45.). Als der Ball schließlich im Netz hinter Giefer lag - Idrissou hatte den Ball aus kürzester Distanz eingenickt - gab es unmittelbar Entwarnung, da der Kameruner im Abseits gestanden hatte (45.). So blieb es zur Pause bei der hauchdünnen Führung für die Fortunen, wobei Fink nach einem Foul im Mittelfeld noch seine fünfte Gelbe Karte erhalten hatte, so dass er am kommenden Samstag beim wichtigen Auswärtsspiel bei FC Energie Cottbus pausieren muss.
Die Pfälzer, die in dieser Saison vor eigenem Publikum bis dato ungeschlagen waren, begannen auch nach dem Seitenwechsel mit Hochdruck. Die erste Chance gehörte wiederum Idrissou, der aber den Ball aus etwa 17 Metern über das Tor von Giefer schlug (52.). Die Hausherren machten zwar weiter ordentlich Druck, doch die Fortunen agierten sehr gut organisiert und dicht gestaffelt. Konterchancen ergaben sich zwar ebenfalls, doch wurden diese oftmals nicht konsequent genug zu Ende gespielt. Wobei Erat noch die Chance auf das 2:0 hatte, als er nach feinem Zuspiel von Gartner mit einer Volleyabnahme an FCK-Schlussmann Sippel (69.) scheiterte. Auf der anderen Seite musste sich Giefer einmal mehr strecken, als er einen Drehschuss von Alushi entschärfte (73.).
Im Gegenzug wäre dem Torschützen des Tages, Hoffer, beinahe ein weiterer Treffer gelungen, als er nach einer zu kurzen Abwehr der Gastgeber auf das Tor des Gegners zustürmte. Doch der weit herausgeeilte Sippel konnte gerade noch vor dem Österreicher klären - ansonsten wäre Hoffer alleine aufs leere Tor zugelaufen (78.). Wie sich auch für den eingewechselten Reisinger noch eine Großchance ergab, doch dem zu den Profis zurückgekehrten Akteur versprang der Ball in Nähe des 5-Meter-Raums (82.).
Fünf Minuten vor Abpfiff gab es dann eine Schrecksekunde für das Team von Oliver Reck, als der eingewechselte Simon Zoller zum vermeintlichen Ausgleich traf. Das Schiedsrichtergespann verweigerte jedoch wegen Abseitsstellung die Anerkennung - eine durchaus knifflige Situation. Wiederum war es dann Zoller, der in der dreiminütigen Nachspielzeit den Ball am langen Pfosten vorbeizirkelte, doch mit dem darauf folgenden Abschlag von Giefer beendete Schiedsrichter Tobias Schmidt die Begegnung.
Damit gab es nicht nur einen perfekten Einstand für Oliver Reck als Chef an der Seitenlinie, sondern es war der der dritte Auswärtssieg der Fortuna auf dem Betzenberg überhaupt - seit der Spielzeit 1966/1967. Für die Fortuna war dieser Dreier nicht zuletzt deshalb so eminent wichtig, weil das Team vom Relegationsplatz 16 auf Rang 12 emporkletterte und sich nun wieder auf Tuchfühlung mit dem Mittelfeld befindet.
Spiele der Teams
Aufstellung:
1. FC Kaiserslautern
SippelDick (65. Zoller)Simunek (83. Gaus)TorrejónLöweKarl (74. Orban)AlushiMatmourFortounisOccéanIdrissou
Gelbe Karten
SimunekTrainer
Kosta Runjaic
Fortuna Düsseldorf
GieferLevelsLatkaMalezasBomheuerGartnerFinkEratBenschop (67. Paurevic)Halloran (90. Soares)Hoffer (79. Reisinger)
Gelbe Karten
Fink, LatkaTrainer
Oliver Reck
Stadion:
Fritz-Walter-Stadion
Zuschauer
29579
Schiedsrichter
Markus Schmidt