Ohne Anlaufphase in die Vollen
Es hat schon etwas Trauriges, dass Petrus ausgerechnet in der Geisterspielzeit sein schönstes Herbst- und Fußballwetter im Programm hat. Das Spiel der Zwoten gegen einen der Aufstiegskandidaten, das nichts für schwache Nerven war, hätte jedenfalls ein gut besuchtes Paul-Janes-Stadion verdient gehabt.
Dass die Flingeraner auf einigen Positionen wieder anders besetzt waren als noch gegen Wegberg-Beeck, ist keine Überraschung mehr und hat bei der Zwoten auch Tradition. Diesmal stand wieder Anton Mitryushkin im Tor, die Außenverteidigung übernahmen Jamil Siebert und Michel Stöcker und Tim Köther spielte im Mittelfeld. Wie bereits in den vorherigen Spielen dieser Saison hatte dieser Formationswechsel keinerlei negative Auswirkungen auf die Homogenität der Mannschaft, die bis zum Abpfiff eine geschlossene Einheit bildete. Ein Vorteil dieser häufig wechselnden Aufstellungen ohne Leistungsabfall ist auch, dass die Zwote für die Gegner schwieriger auszurechnen ist.
Das Spiel nahm ohne Vorgeplänkel sofort Fahrt auf und Siebert (1.) zeigte mit einem langen Pass auf Lex-Tyger Lobinger, dem SC-Torwart Kevin Rauhut den Ball gerade noch wegschnappen konnte, die Richtung an, in die es gehen sollte. Die Gäste waren ebenfalls sofort im Spiel und versuchten, die Flingeraner durch einen robusten Einsatz schon früh einzuschüchtern. Diese nahmen den Kampf aber ungerührt an, ließen sich von der optischen physischen Überlegenheit des Gegners nicht beeindrucken und kamen auch bald zu ihrem ersten Erfolgsergebnis. Davor Lovren (14.) schlug einen Freistoß aus dem linken Halbfeld in den Kölner Strafraum, Steffen Meuer schoss aus einem Gerangel im 5-Meter-Raum erst Rauhut an und netzte dann im Nachschuss zur Führung ein. Ein schneller Konter nur wenige Minuten später wurde ebenfalls erfolgreich abgeschlossen. Lobinger (21.) spurtete über die linke Seite bis fast an die Torauslinie, passte dann präzise auf den mitgelaufenen Meuer, der den Ball nur noch zu seinem mittlerweile achten Saisontreffer einschieben musste. Die Kölner Fortunen reagierten mit einer immer härteren Gangart auf diesen Rückstand, so dass das Spiel von immer mehr Nickeligkeiten und Unterbrechungen geprägt war. Im Mittelfeld verwickelten sich der wuselige Tim Köther und auch Oliver Fink in viele Zweikämpfe, und der Druck der Gäste nahm stetig zu. Eine erste Chance für die Kölner hatte Julian Günther-Schmidt (33.) auf Vorlage von Francis Ubabuike, doch dessen Schuss landete knapp am langen Pfosten vorbei im Toraus. Trotz der intensiven Defensivarbeit der Zwoten kamen die Domstädter schließlich durch eine Standardsituation zum Anschlusstreffer. Maik Kegel (40.) schoss einen Freistoß vom linken Strafraumrand flach in die Box, und Torjäger Roman Prokoph lenkte den Ball ins Tor. Bereits im direkten Gegenzug hätte Lobinger (42.), der frei vor Rauhut zum Schuss kam, den alten Abstand wiederherstellen können, doch der Kölner Keeper blieb Sieger. Die Halbzeitpause kam den Flingeranern sichtlich entgegen, denn sie gab ihnen die Gelegenheit, einmal durchzuatmen und sich neu zu orientieren.
Wie erwartet setzten die Gäste ihr druckvolles Spiel auch nach dem Wiederanpfiff fort. Ihr Schwerpunkt lag aber mehr auf den wuchtigen Einsatz ihrer Physis, dem die Flingeraner aber problemlos gewachsen waren. Ein flüssiges Kombinationsspiel war aufgrund der vielen kleinen Fouls im Mittelfeld und den damit verbundenen Unterbrechungen natürlich auf beiden Seiten nicht mehr möglich. Schiedsrichter Nico Fuchs hatte alle Hände voll zu tun, verteilte die Gelben Karten mit fünf für die Flingeraner und nur einer für die anderen Fortunen aber nicht wirklich gleichmäßig. In der Mitte des zweiten Durchgangs kam es überraschend in kurzer Folge doch zu drei hochkarätigen Torchancen. Zunächst passte Ubabuike (73.) in den Strafraum der Zwoten, doch Nico Brandenburger verzog knapp, dann stieß Prokoph (74.) frei durch, traf aber nur das Außennetz, und kurz darauf hatte Lobinger (76.) eine fast deckungsgleiche Chance wie in der 42. Minute, scheiterte aber erneut an Rauhut. Fast zehn Minuten später leitete der Zwote-Stürmer (85.) dann aber mit einer wunderschönen Kopfballvorlage den entlastenden dritten Treffer durch Oliver Fink ein. Man kann nur hoffen, dass die Pechsträhne von Lobinger beim Torabschluss bald ein Ende findet. Seine Schnelligkeit, Kopfballstärke und unermüdliche Bereitschaft, auch lange Wege zu gehen und die Abwehr zu unterstützen, haben einen großen Anteil am derzeitigen Erfolg der Zwoten. Eine bessere Abschlussquote wäre ihm daher zu wünschen, aber zwei Assists von ihm sind sicherlich eine für ihn „tröstliche“ Bilanz aus diesem Spiel. Der Vorsprung von zwei Toren hatte keinen langen Bestand, denn ein abgefälschter Ball landete bei Prokoph (87.), der zog von der linken Seite ab, und Siebert lenkte den Ball bei seinem Abwehrversuch unglücklich ins Tor. Trotz einer sechsminütigen Nachspielzeit mit wuchtigen Angriffen der Gäste, in der sich auch Mitryushkin (90.) durch eine Glanzparade nach einem Schuss von Prokoph noch auszeichnen konnte, brachten die Flingeraner ihren insgesamt verdienten Sieg nach Hause und festigten damit ihre Position im oberen Tabellendrittel. (RR)
Zwote-Trainer Nico Michaty: „Es war wie erwartet ein sehr intensives, packendes Spiel, das man wirklich auch als Spitzenspiel bezeichnen kann, das bis zum Schluss hart umkämpft war. Wir sind früh in Führung gegangen, aber man hat auch die Qualität der Kölner als Aufstiegsaspirant gesehen. Sie sind eine richtig gute Mannschaft, aber wir haben toll dagegen gehalten und hätte durch gute Kontersituationen, wie durch Tyger Lobinger, der durch seine Wucht und Schnelligkeit immer unangenehm für den Gegner ist, das dritte Tor sicherlich schon früher machen können. Das Spiel war, wie gesagt, hart umkämpft, aber meiner Meinung nach haben wir es verdient gewonnen. Der Schlüssel zu diesem Sieg war eine sehr gute Mannschaftsleistung und die Art, wie wir die Tore herausgespielt und verteidigt haben. Wir hatte eine reife Spielanlage und große mannschaftliche Geschlossenheit. Das macht uns in dieser Saison stark. Ein großes Plus für uns in dieser Saison ist unsere große Variabilität, die uns Umstellungen in der Mannschaft ohne Qualitätsverlust erlaubt.“
Oliver Fink: „Heute haben wir uns für unseren großen Aufwand belohnt. Wir spielen hier gegen gestandene Männermannschaften und damit ist klar, dass es zwischendurch auch einmal Druckphasen gibt, die wir überstehen müssen. Gegen Wiedenbrück haben wir kurz vor Schluss noch den Ausgleich kassiert, heute konnten wir den Vorsprung gut verteidigen. Natürlich können wir nicht jede Chance verwerten, aber wir sind auf einem guten Weg. Die häufigen Wechsel in den Aufstellungen sind manchmal ein Problem, aber eigentlich auch unsere große Stärke, weil alle ans Spielen kommen und dadurch die Moral passt und die Stimmung gut ist. Das sieht man dann auf dem Platz, auf dem der eine für den anderen da ist. Wir freuen uns, dass wir in der Tabelle so weit oben stehen und gegen eine gute Kölner Mannschaft gut haben bestehen können. Dadurch wächst das Selbstvertrauen und kann man im nächsten Spiel mit einer noch breiteren Brust auftreten.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
MitryushkinMontagTomiakStöckerKöther (58. Siadas)FinkOberdorf (C)Meuer (80. Euschen)Lobinger (90.+2 Heric)Lovren (58. Lofolomo)Siebert
Trainer
Nico Michaty
SC Fortuna Köln
RauhutRumpfProkophUbabuikeOwusu (65. Salman)Günther-SchmidtOchojskiBender (56. Poggenberg)Löhden (C)Brandenburger (74. Brock)Kegel (71. Hölscher)
Trainer
Alexander Ende
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
- keine Angabe -
Schiedsrichter
Nico Fuchs