Achterbahnfahrt in Lippstadt
Nach dem Offensivspektakel der Vorwoche führte der 13. Spieltag der Regionalliga West die Zwote bei goldenem Herbstwetter in die Liebelt-Arena in Lippstadt. Personell ging die Mannschaft von Nico Michaty auf dem Zahnfleisch. Während Phil Sieben und Tim Oberdorf dem Profikader angehörten, fielen Tim Corsten, Daniel Ndouop und Georgios Siadas krankheitsbedingt aus, sodass gerade einmal 14 gesunde Feldspieler zur Verfügung standen. Dennoch sollte das Aufeinandertreffen mit dem SV Lippstadt in puncto „Spektakel“ nahtlos an den letzten Spieltag anknüpfen, nur diesmal mit dem falschen Ausgang aus Sicht der Zwoten.
Die Fortunen, bei denen nur ein einziger Spieler, der vor dem Jahr 2000 geboren wurde, in der Startformation stand, kamen mit ihrer mittlerweile altbekannten hohen Spielfreude auf den Platz. So gelang es dem Mittelfeldzentrum um Can Özkan, Tom Geerkens und Nico Hirschberger von Beginn an, die Gastgeber hinten einzuschnüren. Ein ums andere Mal kombinierten sich die Fortunen bis in den Strafraum, sie verpassten jedoch zu oft den richtigen Moment zum Abschluss. Aber auch die Situationen, bei denen sie zum Schuss kommen konnten, ließen dann nicht mehr lang auf sich warten. So verfehlten Direktabnahmen von Takashi Uchino (12.) und Hirschberger (14.) das Tor, ein Kopfball von Jamil Siebert (15.) kam zu zentral auf SVL-Torwart Balkenhoff und Özkan (18.) setzte einen Distanzschuss zu hoch an. Nach 20 Minuten hätte die Zwote also bereits mit zwei oder drei Toren in Front liegen können, vielleicht sogar müssen. Denn was sich im zweiten Teil dieser ersten Hälfte abspielte, hat wohl weder einer der 470 zahlenden Zuschauer, noch einer der Akteure auf und neben dem Rasen beider Seiten erahnen können. Nach einem Ballverlust im Aufbau kam die gesamte Zwote-Abwehr bei einem Flankenlauf nicht hinterher, den ersten Abschluss per Kopf parierte Dennis Gorka noch stark, beim Nachschuss von Maier (20.) konnte er nicht mehr eingreifen. Wenn die Bezeichnung „Wirkungstreffer“ einmal angemessen war, dann wohl für diese Szene. Die Fortunen verloren fortan vollkommen den Faden, leisteten sich einen leichten Abspielfehler nach dem anderen, während auch die Abwehr überhaupt keinen Zugriff mehr bekam. Dies rächte sich nur kurz später bei einem Freistoß der Lippstädter, den Henneke (26.) unbedrängt zum 2:0 einköpfte. Als die Zwote sich gerade wieder dem Tor der Gastgeber zaghaft näherte, wurden die Hoffnungen auf einen schnellen Anschlusstreffer jäh begraben, denn Maier (36.) schnürte mit einem Schuss aus kurzer Distanz einen Doppelpack zum 3:0. Doch damit war es in dieser Halbzeit immer noch nicht genug, die nun völlig konsternierte Zwote fing sich nach einem weiteren Standard durch Lübbers (40.) auch noch das 4:0.
Die Fortunen, denen man schon auf dem Weg in die Kabine die Wut über die eigene Leistung ansah, kamen bereits früh wieder aus den Katakomben raus, denn trotz des hohen Rückstands hatten sie sich noch nicht aufgegeben, was man von der ersten Sekunde nach Wiederanpfiff auch erkennen konnte. Bereits nach 30 Sekunden hätte Tim Köther verkürzen können, er entschied sich stattdessen aber für ein Abspiel im Strafraum, was die Gastgeber bereinigen konnten. Vier Minuten später war er dann erfolgreich, als er eine Hereingabe von der rechten Seite (50.) aus wenigen Metern verwandelte. Es war der Auftakt zu einer erneut furiosen Phase der Rot-Weißen, in der nur wenige Szenen später sogar die Halbierung des Rückstands gelang, denn Jona Niemiec (56.) traf im Fünfmeterraum per Drehschuss zum 4:2. Niemiec (61.) war es dann auch, der das Comeback tatsächlich in realistische Nähe hätte bringen können, als er Balkenhoff bereits umdribbelt hatte, bevor er dann das leere Tor mit einem Schuss ans Außennetz verfehlte. Die erneut erste Offensivszene der Halbzeit für die Gastgeber brachte die Vorentscheidung. Zum vierten Mal in Folge verursachte die Zwote einen Strafstoß gegen sich, den Evers (66.) zum 5:2 versenkte. Es war der verrückte Gipfel erratischen Spielverlaufs, von dem sich die Fortunen diesmal nicht mehr erholten. Passend zum Tag musste die Zwote dann mit der Gelb-Roten Karte gegen Siebert (77.) auch noch eine Unterzahl hinnehmen. Trotz dieses Ergebnisses und der vielen Fehler sowohl in Offensive und Defensive hat die Mannschaft, die heute effektiv beinah eine U21 war, bewiesen, dass sie auch bei vielen Ausfällen ein spielerisch starkes Team mit guter Mentalität ist. Behält sie ihre Einstellung bei, wird sie allen, die es mit ihr halten, weiterhin eine Menge Freude bereiten. (PL)
Lippstadt-Trainer Felix Bechtold: „Ich schließe mich der Analyse an. Wir haben einige Dinge umgestellt und sind schlecht ins Spiel gekommen, aber unsere Einstellung und Effektivität verdienen heute die Note 1. Mir war in der Halbzeit bewusst, dass wir noch nicht durch sind, denn ich sehe es genau wie mein Kollege, dass der Spielstand von 4:0 zur Halbzeit vom Spielverlauf her außergewöhnlich war. Die zwei Gegentore haben uns eindeutig nervös gemacht, aber das fünfte Tor kam dann genau zum richtigen Zeitpunkt.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
SV Lippstadt 08
Balkenhoff (C)SteringerEversLübbersHenneke (72. Matter)Maier (62. Altun)Karimani (68. Steinfeldt)Woitzyk (53. Mika)HalbauerHeiserholtSchlüsselburg
Trainer
Felix Bechtold
Fortuna Düsseldorf II
GorkaUchino Touglo (C, 72. Fink)ÖzkanGeerkensNiemiecSiebertHirschbergerKötherZorn (68. Mansfeld)Göckan
Gelb-Rote Karten
Siebert (77.)Trainer
Nico Michaty
Stadion:
Liebelt-Arena
Zuschauer
471
Schiedsrichter
Yannick Rupert