Die richtigen Dinge zu den richtigen Zeitpunkten
Nach Plan gelaufen ist an den ersten beiden Spieltagen der neuen Regionalliga-Saison wenig. Nach zwei enttäuschenden Auftritten fand sich die Zwote bereits früh im Tabellenkeller wieder und der nächste Gegner war mit dem SC Wiedenbrück in den letzten beiden Spielzeiten in vier Aufeinandertreffen ein Niederlagengarant. Grund genug für Trainer Nico Michaty, in der Startelf gleich sechs Änderungen und Umstellungen vorzunehmen.
Unter diesen Änderungen befand sich ein besonderes Comeback, denn der ehemalige Zwote-Kapitän und mittlerweile feste Bestandteil des Profi-Kaders Tim Oberdorf sammelte nach auskuriertem Pfeifferschem Drüsenfieber erste Pflichtspielminuten in dieser Saison. Ebenfalls nach einem Monat Verletzungspause feierte Angreifer Kilian Skolik sein Pflichtspieldebüt. Beide Akteure sollten einen ganz entscheidenden Anteil am Spielverlauf haben. Zu Beginn sah es jedoch so aus, dass sich die Negativserie fortsetzen würde, denn die Gastgeber aus Westfalen starteten druckvoll ins Spiel. Allen voran Stürmer Emre Aydinel bereitete der Abwehr der Zwoten große Sorgen. Eine erste Annäherung (4.) grätschte Oberdorf im letzten Moment ab, einen Distanzsschuss (8.) setzte er links am Tor vorbei. Zwar spielte sich das gesamte Geschehen in den ersten 20 Minuten in der eigenen Hälfte ab, merkte man doch, dass das zentrale Gespann mit Torwart Dennis Gorka sowie Kapitän Tim Corsten und Oberdorf in der Innenverteidigung langsam Sicherheit ins Team brachte, wenn auch Torchancen fehlten – das größte Problem der ersten Spiele bestand also weiterhin. Daher war es wohl dringend nötig, dass eine der wenigen Offensivsituationen einfach zu einem Tor aus dem Nichts führen würde und genau diesen Moment erlebte die Mannschaft endlich: Nach einer Flanke von Kevin Brechmann stieg Skolik (26.) am allerhöchsten und köpfte zum 1:0 ein. Im direkten Gegenzug wäre die Freude zwar beinah schnell vorbei gewesen, doch Gorka bewies bei einem Dropkick von Amedick (29.) all seine Klasse und kratzte den Ball noch aus dem Winkel. Nachdem die Rot-Weißen in der Anfangsphase noch viele kritische Situationen ohne klare Torchancen überstehen mussten, legte sich dies nun langsam, auch wenn nach vorn immer noch wenig ging. Die richtigen Nadelstiche in den richtigen Momenten sollten aber im Rest des Spiels weiterhin gelingen, so nämlich auch kurz vor der Pause. Eine Flanke von Robin Bird konnten die Wiedenbrücker nicht richtig klären, sodass Oberdorf (45.) gedankenschnell in den Ball rutschen und zum so vielzitierten wichtigen Zeitpunkt auf 2:0 erhöhen konnte. Einen großen Wermutstropfen gab es in diesem Moment allerdings auch, denn der bereits kurz zuvor behandelte Daniel Bunk hatte sich doch schwerer verletzt und musste zur Pause das Spiel verlassen.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit schienen die Gastgeber derart auf Wiedergutmachung des Spielstands aus gewesen zu sein, dass sie sofort alles nach vorne für einen Anschlusstreffer werfen wollten. Dies mutete für den Beobachter etwas seltsam an, denn die Fortunen liefen so früh erhebliche Überzahlsituationen, wie man sie ansonsten eher aus Schlussphasen kennt. Zwar gab es einen kurzen Schreckmoment bei einem Kopfball von Böhmer (47.), der den Pfosten nur knapp verpasste, danach aber erlebte die Zwote ihre wohl besten zehn Minuten seit längerer Zeit. Zuerst verpasste Bird (48.) aus kurzer Distanz das Tor mit einem strammen Schuss, danach setzte er den Ball mit einer immer länger werdenden Flanke (48.) auf das Lattenkreuz. Die Vorentscheidung ergab sich dann aus einer flach ausgeführten Ecke, die Oberdorf (53.) wohl entscheidend mit der Hacke an Hölscher vorbeidrückte, auch wenn dem Schützen des Eckballs, Brechmann, das Tor offiziell gutgeschrieben wurde. Damit war es der nun für einen kurzen Moment wie entfesselt auftretenden Zwoten nicht genug. Nachdem Brechmann (54.) eine weitere gute Chance hatte, bekam Bird den Ball nach einem Block seines eigenen Schusses zurück, er legte ihn dieses Mal quer zu Soufiane El-Faouzi (56.), der aus zentraler Position locker nun bereits das 4:0 erzielte. Selbst die leiderfahrensten Zwote-Supporter atmeten nun durch und sahen dem Ende des Spiels deutlich entspannter als sonst entgegen. Dieses setzte sich auch hauptsächlich aus Ergebnisverwaltung zusammen. Der völlig überzogene Einsatz von Wiedenbrücks Böhmer, der zurecht die Rote Karte sah, und der Ehrentreffer der Gastgeber durch einen Freistoß von Tuma (89.) blieben somit eher Randnotizen aus Sicht der Zwoten. Somit war nach einem verkorksten Start der erste dreifache Punktgewinn perfekt, der vielleicht etwas hoch, durch die Effektivität aber nicht unverdient ausfiel. (PL)
SCW-Trainer Daniel Brinkmann: „Ich habe in den ersten 25 Minuten nur uns als aktive Mannschaft wahrgenommen. Beim Gegentor verteidigen wir es dann nicht gut, das zweite kassieren wir dann, wie Nico es sagte, zu einem blöden Zeitpunkt. So gehen wir mit 0:2 in die Kabine, obwohl wir das Gefühl hatten, dass wir führen müssten. Nach den zwei weiteren Gegentoren reagieren wir insgesamt noch einmal gut, aber die Rote Karte ist natürlich sehr bitter für uns.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
SC Wiedenbrück
HölscherBöhmerSzeleschus (73. Friesen)Aboagye (40. Tuma)KaptanAmedickAydinel (14. Karahan)Domroese (62. Rohwedder)Özer (62. Hüning)LiehrBrosowski
Gelbe Karten
Kaptan, Szeleschus
Rote Karten
Böhmer (77.)Fortuna Düsseldorf U23
GorkaNishiCorstenAdamskiBird (62. Manu)BodzekHirschbergerBunk (46. El-Faouzi)Skolik (70. Kalonji)Oberdorf (62. Monteiro)Brechmann (79. Yilmaz)
Gelbe Karten
Nishi (69.), El-Faouzi (87.)Stadion:
Jahnstadion
Zuschauer
402
Schiedsrichter
Tobias Esch