„Never change a running system“ lautet ein altbekanntes Sprichwort verschiedener Themengebiete. Zwote-Coach Jens Langeneke hielt sich im Heimspiel gegen den FC Gütersloh genau an diese Philosophie. Der gleiche Spieltagskader inklusive gleicher Startelf wie in der Vorwoche fand sich auf dem Spielberichtsbogen wieder. Und auch an diesem Spieltag bestachen die Flingeraner vor allem durch ein im Grunde fehlerloses Defensivspiel. Der Abwehrverbund um die Innenverteidigung Jan Boller und Adam Bodzek, unterstützt von Soufiane El-Faouzi, dem Mann mit dem endlosen Akku auf der Sechserposition, ließ die Gäste aus Westfalen in der gesamten ersten Halbzeit nicht zu einer ernstzunehmenden Chance kommen. Aber auch in der Offensive sind die ersten 45 Minuten der Zwoten schnell erzählt, da ihr diesmal die Durchschlagskraft vollkommen abhanden ging. Ein einziger Abschluss durch El-Faouzi (12.) stand letztlich zu Buche, der kein Problem für FCG-Keeper Peters darstellte.

Die zweite Halbzeit begann dann mit einem Schreckmoment für die Rot-Weißen, denn nach einer Ecke der Gäste kam Ocansey (49.) zum Kopfball, diesen lenkte Zwote-Keeper Ben Zich aber mit einem starken Reflex gerade noch an die Latte. Fortan gab es, wie bereits vor der Pause, eine Menge Leerlauf. Genau den richtigen Kniff brachte dann aber Coach Langeneke, der mit Luis Monteiro und Deniz Bindemann zwei frische Offensivkräfte brachte. Denn nach einem weiteren Standard der Gütersloher schickte Bindemann mit einem sensationellen Pass Monteiro (71.) in eine Kontersituation. Der schnelle Flügelspieler enteilte allen verbliebenen Abwehrspielern und markierte frei vor Peters das zu diesem Zeitpunkt doch etwas überraschende 1:0. Von diesem Moment an spielte die Zwote dann wie entfesselt auf. Nur kurz später jagte Kilian Skolik (73.) ein Anspiel von Ephraim Kalonji per Dropkick an den linken Pfosten. Auch eine weitere Chance von El-Faouzi (80.), die stark von Min-Woo Kim vorbereitet wurde, brachte keinen schnellen zweiten Treffer. Diesen zunächst zu verpassen, wäre beinah noch folgenschwer gewesen, denn nach einem außerordentlich unnötigen Foulspiel nach einer Ecke zeigte Schiedsrichter Nico Fuchs zu Recht auf den Punkt. Der eingewechselte Probst scheiterte mit seinem Strafstoß allerdings am momentan scheinbar unüberwindbaren Zich (86.), der seine gegentorlose Serie mit diesem Spiel auf nunmehr 407 Minuten am Stück ausgebaut hat. Den außergewöhnlichen Schlusspunkt des Spiels setzte Rechtsverteidiger Nico Petritt (90.). Auf seiner Position in Ballbesitz gekommen setzte er zu einem Sololauf quer über den gesamten Platz an. Fast bei der linken Eckfahne angekommen, fand er sogar noch die Kraft, die rechte Abwehrseite der Gütersloher kollektiv aussteigen zu lassen, bevor er den Ball cool wie ein Mittelstürmer ins Tor schob. Ein unglaublicher Treffer, der sicher das Potenzial zum „Tor des Monats“ hat. Mit dem sofort folgenden Abpfiff stand ein weiterer Sieg für die Zwote fest, die nun im Eiltempo sämtliche Abstiegssorgen hinter sich gelassen haben sollte. Auch wenn sie in diesem Spiel nicht permanent geglänzt hat, zeigt sie nun eine enorme Reife, auch solche Spiele noch zu gewinnen. Man könnte sie derzeit als echte Spitzenmannschaft der Regionalliga West bezeichnen. (PL)