Wer zuletzt lacht, lacht am besten
Nach der unglücklichen Heimpleite gegen den Ligaprimus MSV Duisburg stand für die Zwote das nächste Kräftemessen mit einem der stärksten Teams der Liga an. Erstmalig seit drei Saisons führte der Weg ins Stadion am Lotter Kreuz. Die dort ansässigen Sportfreunde verbrachten zwei Jahre in der Oberliga Westfalen, bevor sie in diesem Jahr ein beeindruckendes Comeback mit attraktivem Fußball in der Regionalliga West feiern.
Erstmalig seit längerer Zeit gab es einige personelle Änderungen in der Startelf der Zwoten. Cheftrainer Jens Langeneke setzte nämlich auf eine Dreierkette, die von Kapitän Jan Boller und beiden seiner sonstigen Partner, Leonard Brodersen und Elias Egouli, gebildet wurde. Die anspruchsvolle Aufgabe der sogenannten Schienenspieler auf den beiden Außenbahnen wurde von Kevin Brechmann und Tom Barth übernommen, während das Mittelfeldzentrum wie gewohnt aus Danny Latza, Marius Zentler und Luca Majetic gebildet wurde. Eine weitere Neuerung war die Doppelspitze: Neben Deniz Bindemann agierte diesmal Kilian Skolik in vorderster Front. Gegen von Beginn an stark kombinierende Lotter erwischte die Zwote den wohl schwächsten Start in ein Spiel dieser Saison. Verzeichnete Brechmann (4.) zwar noch die erste Torannäherung, musste sich das Team nur kurz später voll und ganz auf seinen Schlussmann Ben Zich verlassen. In den folgenden 15 Minuten starteten die Gastgeber eine enorme Druckphase, bei der die Fortunen eine Chance nach der anderen zuließen – drei mal (10., 11., 16.) zeigte Zich extrem starke Reaktionen, um seine Mannschaft vor Schlimmerem zu bewahren. Einmal war er jedoch machtlos. Nach einer Ecke hatte Heider (12.) viel zu viel Platz im Strafraum und konnte unbedrängt flach zum 1:0 einnetzen. Die diesmal, durch die sehr ungünstige Ansetzung an einem späten Freitagabend, nur in geringer Zahl mitgereisten Zwote-Supporter befürchteten an dem Spielort, an dem es für ihr Team eher selten Zählbares gab, bereits das Schlimmste. Doch ein hervorragender Angriff stellte die Gemengelage völlig auf den Kopf. Bindemann sah den auf der rechten Seite mit Platz ankommenden Barth, der wiederum eine perfekte Flanke auf den Kopf von Skolik (20.) schlug. Der großgewachsene Mittelstürmer machte beim Abschluss alles richtig und traf gegen die Laufrichtung von SFL-Keeper Westphal zum zu diesem Zeitpunkt extrem überraschenden 1:1. Es war wie ein Schalter, der bei den Flingeranern nun umgelegt war – sie lieferten den Lottern nun ein Spiel auf Augenhöhe und konnten sie viel besser vom eigenen Tor weghalten. Dies bedeutete natürlich nicht, dass die Ostwestfalen abgemeldet waren. Vor allem bei einem strammen Schuss von Elezi (36.) hielt Zich die Zwote erneut mit einem Weltklassereflex im Rennen. Zur Pause sollte sie aber nicht nur im Rennen bleiben, sondern dieses sogar anführen. Ein Traumpass von Latza erreichte perfekt den Lauf von Bindemann (40.), der Westphal mit einem Beinschuss das 2:1 reinschieben konnte. Barth (45.) hätte beinah sogar noch erhöht, sein sehenswerter Schlenzer landete aber nur am Pfosten, sodass es nach der ersten Hälfte beim Vorsprung von einem Tor blieb.
In der zweiten Halbzeit fiel es der Zwoten nun wieder schwerer, dem sehr offensiven Ballbesitzfußball der SFL standzuhalten. Nach und nach spielte sie sich aber besser in der neuen Dreierkette ein und konnte die ersten Chancen (47., 50., 55.), ohne dass es allzu gefährlich wurde, verteidigen. Das offensichtliche Mittel im Angriff waren an dieser Stelle also Konter und einer dieser hatte es in sich: In einer Drei-gegen-Eins-Situation entschied Skolik (65.) sich für den Abschluss und scheiterte an Westphal; er hätte wohl besser zu Bindemann quergelegt. Und wie es so oft, wird man dann bestraft, wenn man selbst Chancen auslässt. Nach einem Angriff über die linke Seite war es erneut Heider (69.), der dieses Mal artistisch aus ganz kurzer Distanz zum 2:2 treffen konnte. Doch auch dieser Nackenschlag knockte die Zwote noch nicht aus: Bindemann (71.) tauchte nur zwei Minuten später in guter Position im Strafraum aus, schoss jedoch knapp links vorbei. Insgesamt dominierte Lotte weiterhin das Geschehen. Es gelang ihnen auch der erneute Führungstreffer, als ausgerechnet der bärenstarke Schlussmann Zich beim Herauslaufen ein Missverständnis mit seiner Abwehr hatte, zum dritten Mal konnte Heider (79.) Kapital schlagen. Fortan zogen die Gastgeber, zum Unverständnis ihres eigenen Anhangs, weit in die Defensive zurück und beraubten sich so eigener Stärken – und gaben den Flingeranern die Chance, doch noch einen Punkt mitzunehmen. Und tatsächlich schafften sie es kurz vor Schluss, noch einmal in den Strafraum einzudringen. Bei einer scharfen Hereingabe hatte der wenige Minuten zuvor eingewechselte Lennart Garlipp (89.) den goldenen Riecher und schob den Ball am langen Pfosten zum viel umjubelten 3:3-Endstand ins Lotter Tor. Nach einigen Last-Minute-Gegentoren in dieser Saison war es also endlich die Zwote, die zuletzt lachen konnte. Ein Punkt gegen ein Spitzenteam ist genau an dem Wochenende, an dem es viel Bewegung im Tabellenkeller gab (der vorletzte Platz liegt nur noch fünf Punkte hinter der Zwoten), das absolut richtige Zeichen an die Konkurrenz. Nun hat es die Zwote vor allem bei den verbliebenen Heimspielen gegen Gegner aus ihrer Tabellenregion in der eigenen Hand, die Weichen früh auf erneuten Klassenerhalt zu stellen. (PL)
Spiele der Teams
Aufstellung:
VfL Sportfreunde Lotte
WestphalKokSabahThaqiBrodersen (81. Bapoh)EleziKrasniqi (65. Fontein)Nyuydine (65. Addai)Thier (75. Lübke)DemajHeider (81. Milic)
Fortuna Düsseldorf U23
ZichBollerBrodersenEgouliBarth (80. Savic)LatzaZentler (84. Garlipp)Brechmann (84. Wagemann)MajeticSkolik (80. Anhari)Bindemann (90. Arabaci)
Stadion:
Sportpark am Lotter Kreuz
Zuschauer
978
Schiedsrichter
Selim Erk