Wie die Zeiten sich ändern
Es war am 25.12.2002, als die Erste Mannschaft der Fortuna vor 2500 Zuschauern im Paul-Janes-Stadion gegen den TSV Alemannia antrat und durch Tore von Bilalovic und Tytartchuk mit 2:1 gewann. Damals spielte man allerdings in der Oberliga, und der Gegner war die Zweitvertretung der Aachener. Fast elf Jahre später haben sich die Vorzeichen umgekehrt, denn dieses Mal traten die Gäste mit ihrer Lizenzmannschaft gegen die Zwote der Fortuna an. So ändern sich die Zeiten. Den Alemannen kann man nur alles Gute wünschen, dass sie diese Talsohle ähnlich durchschreiten wie einst die Fortuna.
Vor einer guten Kulisse von 1563 Zuschauern, unter denen sich trotz der Parallelansetzung des Spiels der Ersten in Ingolstadt auch eine ansehnliche Zahl von Fortunen befand, traten die Flingeraner mit einer interessanten Aufstellung an. Im Tor stand Tim Boss für Robin Heller, der im Aufgebot des Lizenzkaders stand, Marcel Hofrath war nach längerer Verletzungspause wieder einsatzbereit und verstärkte mit Leon Balogun, der eine starke Partie ablieferte, sowie Muhammet Karpuz die Abwehrreihe. Im Mittelfeld spielte Christian Gartner und der schnelle, trickreiche Ihlas Bebou bildete die einzige Sturmspitze.
Die Partie begann hakelig, denn die Gäste machten sofort die Räume dicht und versuchten durch einen konsequenten Körpereinsatz ein gutes Angriffsspiel der Fortunen zu unterbinden. Diese Strategie setzten sie auch gut um, so dass sich die Partie über weite Strecken der ersten Halbzeit im Mittelfeld abspielte. Ein erster Durchbruch gelang Marcel Hofrath, dessen Schuss aber nur das Außennetz traf (18.). Die größte Chance hatte Ihlas Bebou, der sich freispielte, seinen Gegenspieler noch tunnelte, dann aber das Tor knapp verfehlte (32.). Kurz darauf bewahrte der gut antizipierende Boss an der Strafraumgrenze durch eine gewonnene Eins-zu-Eins-Situation gegen Sasa Strujic die Zwote vor einem Rückstand. Die Flingeraner erhöhten ständig den Druck, waren über die gesamte erste Halbzeit nicht nur optisch die überlegene Mannschaft, kamen aber nicht richtig zum Abschluss.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs änderte sich nicht viel. Die Gäste setzten weiter auf Konter, während die Fortunen, unterstützt von einer sicheren Abwehr, dem gut mitspielenden Boss und dem Mittelfeld-„Bollwerk“ Samuel Piette weiterhin beharrlich am Führungstreffer arbeiteten. Diese Beharrlichkeit zahlte sich schließlich aus. Christian Gartner zirkelte eine Ecke von links genau auf den frei stehenden Jens Langeneke, der mit einem platzierten Kopfball die längst fällige und viel umjubelte Führung herstellte. Das Spiel gewann nach diesem Treffer deutlich an Dynamik, und die Gäste, die ihre Taktik jetzt natürlich umstellen mussten, offenbarten plötzlich auch spielerische Qualitäten. Torchancen blieben aber auf beiden Seiten trotzdem rar. Eine sehr gute Möglichkeit hatte Leon Balogun nach einer Ecke, die TSV-Keeper Frederic Löhe aber mit einer Glanztat vereitelte. Der eigentliche Höhepunkt des Spiels ereignete sich dann in der 85. Minute in Form einer turbulenten Szene, die den fassungslosen Zuschauern auf beiden Seiten den Atem stocken ließ. Zunächst vereitelte Boss mit einer sensationellen Reaktion eine Chance aus kurzer Distanz von Rafael Garcia. Der Abpraller kam zu Nazim Sangare, der aus noch kürzerer Entfernung zweimal am akrobatischen Einsatz von Jens Langeneke scheiterte und den Ball dann im dritten Versuch an den Innenpfosten setzte, von dem er ins Feld zurückprallte, bis er endlich zur Ecke geklärt werden konnte. Mit seinem Tor und der doppelten Rettungstat hatte sich Langeneke damit den Titel des Matchwinners endgültig verdient.
Die Alemannen warfen nun wütend alles nach vorne, und selbst Frederic Löhe, den es nicht mehr auf der Torlinie hielt, beteiligte sich an der Schlussoffensive, die aber nichts mehr einbrachte. Die Zuschauer erhielten abschließend vom unauffällig und souverän leitenden Schiedsrichtergespann um Daniel Rott noch eine Lektion in Abseits für Fortgeschrittene. Mergim Fejzullahu und Tugrul Erat ließen kurz vor dem Abpfiff alle weit aufgerückten Gäste einschließlich Torwart hinter sich und stürmten völlig frei auf das Tor zu. Fejzullahu spielte auf Erat, dieser netzte ein, doch der Treffer wurde zum anfänglichen Erstaunen vieler Zuschauer wegen Abseits die Anerkennung verweigert. Der Torschütze selbst beschwerte sich allerdings nicht und hatte den Grund sofort begriffen: Beim Abspiel war der vorher überspielte gegnerische Torhüter nicht mehr letzter Mann, und Fejzullahu hätte den Angriff selbst abschließen müssen. Mit diesem Sieg nach einer starken Mannschaftsleistung hat die Zwote ihren Platz in der oberen Tabellenhälfte weiter gefestigt. (RR)
Zwote-Trainer Taskin Aksoy: „Zunächst freue ich mich über die drei Punkte. Meine Mannschaft hat den nächsten Schritt vollzogen, so ein Spiel gegen einen kompakten Gegner, natürlich auch mit einem Quäntchen Glück, über die Runden zu bringen. Sie hat ein hohes Tempo durchgehalten. Unter dem Strich geht der Sieg in Ordnung. Ich denke, die Zuschauer haben ein dem äußeren Rahmen würdiges Regionalligaspiel gesehen.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
BossKarpuzBalogunLangenekeHofrath (80.Fejzullahu)Weber (C)PietteGartner (66. Akca)EratTaskin (88. Aydin)Bebou
Gelbe Karten
Piette, KarpuzTrainer
Taskin Aksoy
Alemannia Aachen
LöheAjaniHackernberg (C)OpperStevensNeppeStrujicMarquet (73.Sangare)DowidatDuspara (76. Garcia)Moslehe (68.Krasniqi)
Gelbe Karten
OpperTrainer
Peter Schubert
Stadion:
Zuschauer
1563
Schiedsrichter
Daniel Rott