Letztes Aufgebot gegen den Tabellenführer
In einem bis in die Schlusssekunden hochdramatischen Spiel, das die über eintausend Zuschauer am Ende förmlich von den Sitzen riss, trennte sich die Fortuna von ihrer Namenscousine aus Köln mit einer insgesamt zwar gerechten, aber für die Zwote letztlich dennoch etwas schmerzlichen Punkteteilung.
Die Personaldecke der Flingeraner ist mittlerweile so dünn, dass fünf Spieler der U-19-Bundesligamannschaft auf der Auswechselbank saßen. Außer den fehlenden Jens Langeneke und Eren Taskin (Rot- bzw. Gelb-Rot-Sperre) sowie Tugrul Erat (Abberufung in die Lizenzmannschaft) musste die Zwote mit Aliosman Aydin, Kaan Akca, Fabio Fahrian, Ihlas Bebou und Vincenze Lorefice auch eine lange Verletztenliste kompensieren. Umso bemerkenswerter, dass trotz der sich ständig verändernden Spielerkonstellationen immer wieder eine Mannschaft auf dem Rasen steht, die den Zuschauern ein spannendes Spiel auf hohem Niveau bietet. Das „letzte Aufgebot“ verteidigte nicht nur die Serie von mittlerweile zwölf Spielen ohne Niederlagen, sondern hatte mit dem aktuellen Tabellenführer und Herbstmeister aus der Domstadt einen starken Gegner bis zur Schlusssekunde am Rande einer Niederlage.
Leander Goralski, der sein erstes Meisterschaftsspiel bestritt und sich mit einer starken Leistung als Innenverteidiger in das Team einführte, hatte die erste nennenswerte Chance des Spiels (5.), aber sein Kopfball ging knapp über die Torlatte. Nur vier Minuten später hatten die Gäste durch einen Elfmeter die größte Führungschance. Ercan Aydogmus, ein alter „Freund des Hauses“ und auf Gegnerseite mit unterschiedlichen Vereinen ein langjähriger Wegbegleiter der Zwoten durch diverse Ligen, war im Strafraum gefoult worden, aber Tobias Steffen scheiterte mit seinem Elfmeter an Zwote-Torwart Robin Heller, der nur wenig später auch einen Kopfball von Sebastian Zinke mit einer Glanzparade unschädlich machte. Mergim Fejzullahu (29.) und Kapitän Timm Golley (34.) scheiterten mit guten Chancen am SC-Keeper André Poggenborg. Kurz vor Ende der über weite Strecken ausgeglichenen ersten Spielhälfte war es schließlich Marcel Hofrath, der die Zwote kurz vor dem Halbzeitpfiff mit einem präzisen Freistoß aus rund 25 Metern in den Winkel in Führung brachte.
In der zweiten Spielhälfte heizte sich die Atmosphäre immer mehr auf. Das Spiel wurde härter, auf dem Rasen beharkten sich die Spieler, es kam zu mehreren Rudelbildungen, und an der Seitenlinie lieferten sich die Trainer erregte Wortgefechte. Dazu gesellten sich noch die lautstarken Anfeuerungsrufe der in großer Mehrzahl anwesenden Düsseldorfer Supporter, so dass tatsächlich so etwas wie Derby-Stimmung aufkam. Fejzullahu hatte gleich zu Beginn (47.) eine gute Chance, schloss aber zu schwach ab, und ein vom SC-Stürmer Steffen erzielter Treffer (49.) wurde wegen Abseits nicht anerkannt. Es entwickelte sich ein von beiden Seiten intensiv geführtes Spiel, in dem die Domstädter meistens mit langen Bällen in die Spitze den Erfolg suchten, während die Flingeraner zusätzlich auch immer wieder mit einem gepflegten Kurzpassspiel glänzten. Die robusten Gäste drängten immer stärker auf den Ausgleich, doch die sichere Abwehr, das vorgelagerte Bollwerk mit Samuel Piette und Robin Urban, und der glänzend aufgelegte Heller, hatten vor allem den gefährlichen Torjäger Aydogmus immer gut im Griff, ließen wenig zu und hielten ihre Mannschaft im Spiel. Trotzdem gelang Steffen mit einem noch abgefälschten Direktschuss von der Strafraumkante in der 72. Minute der Ausgleich. Wie gewohnt steckte die Zwote danach nicht auf und ließ sich auch durch die immer giftiger werdende Atmosphäre nicht aus ihrem Konzept bringen. Einen sehenswerten Angriff über Rodriguez Diaz und Golley schloss Fejzullahu zur laut umjubelten erneuten Führung ab. Die Flingeraner waren damit wieder auf der Siegerstraße. Die letzten Spielminuten waren geprägt von vielen Unterbrechungen und hitzigen Diskussionen. Schiedsrichter Benjamin Schäfer verbannte erst Co-Trainer Matthias Jack und kurz darauf Taskin Aksoy aus dem Innenraum und entschied kurz vor Ablauf der vierminütigen Nachspielzeit nach einem Rempler von Piette gegen Poggenborg auf Freistoß für die Gäste, den ausgerechnet Steffen zum Ausgleich in letzter Sekunde verwandelte.
Man hätte angesichts der Personallage und des Durchschnittsalters der Mannschaft von knapp 19 Jahren vor dem Spiel ein Remis gegen den starken Tabellenführer sofort bedenkenlos angenommen. Eine gewisse Enttäuschung lässt sich aufgrund des Spielverlaufs aber nicht verleugnen, auch wenn das Ergebnis objektiv betrachtet leistungsgerecht war. Das schmälert aber in keinster Weise die Tatsache, dass die Zwote erneut eine grandiose Leistung gezeigt hat. (RR)
Zwote-Trainer Taskin Aksoy: „Vielen Dank für die lobenden Worte. Der Kollege hat gut analysiert, so dass ich nicht mehr viel hinzufügen muss. Wenn man kurz vor Ende durch einen Freistoß den Ausgleich bekommt, dann fühlt sich das zuerst an wie eine Niederlage, aber trotzdem bin ich unheimlich stolz auf die Mannschaft, die heute auf dem Platz gestanden hat. Mit einem Altersdurchschnitt von knapp über 19 Jahren und sechs Spielern, die letzte Saison noch in der U 19 gespielt haben. Sie hat ihr Spiel hervorragend umgesetzt, hohe Laufbereitschaft, hohe Einsatzbereitschaft und viel Kampf gezeigt, aber auch Fußball gespielt. Schließlich haben wir gegen Fortuna Köln gespielt, und wir wussten, was uns erwartet. Viele lange Bälle, eine hohe Wucht, aber das haben Leander Goralski und Robin Urban im Zentrum sehr, sehr gut gelöst. Auch die zweiten Bälle mit Muhammat Karpuz und Samuel Piette haben wir immer wieder gewonnen. Das Jahr 2013 war für uns überragend. Lassen wir es entsprechend abschließen, dann können wir und den Kalender einrahmen und 2014 so weiter machen.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
HellerKarpuzGoralskiZimmermannHofrathB. MüllerUrbanPietteFejzullahuGolleyRodriguez Diaz
Gelbe Karten
Rodriguez Diaz, GolleyTrainer
Taskin Aksoy
SC Fortuna Köln
PoggenborgSieversFlottmannPazurek (66. Fink)AndersenZinkeHörnig (60. Kialka)LauxKraus (73. Batarilo-Cerdic)AydogmusSteffen
Trainer
Uwe Koschinat
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
1023
Schiedsrichter
Benjamin Schäfer (Herten)