Ein wohltemperierter Nachmittag
Auf der Zielgeraden dieser Regionalligasaison muss der durch interne Schwierigkeiten belastete KFC Uerdingen auch weiterhin um den Klassenerhalt bangen, auch wenn sich die Chancen mit der Abmeldung der U 23 von Bayer Leverkusen aus dem Ligabetrieb der kommenden Saison etwas erhöht haben.
Aus dem Stammkader der Zwoten fehlten Samuel Piette, der in die Lizenzmannschaft berufen wurde, sowie die verletzten Muhammet Karpuz, Jörn Zimmermann und Kaan Akca. Weiterhin schmerzlich vermisst wird Mergim Fejzullahu, der nach seinem Wadenbeinbruch wohl erst in der kommenden Saison wieder wird spielen können. Dafür reisten neben U19-Spieler Leon Fritsch mit Sergio Perocco und Angelos Tepelides auch zwei U18-Spieler mit in das Grotenburg-Stadion.
Das Spiel und das Wetter hatten an diesem Nachmittag etwas gemeinsam: Beide waren wohltemperiert. Bei weder zu kalten noch zu warmen Außentemperaturen sahen die Zuschauer ein Spiel, das phasenweise von lauem Mittelfeldgeplänkel geprägt war, dann aber plötzlich wieder anzog und für hitzige Momente sorgte. In den ersten 25 Minuten geschah nichts Erwähnenswertes. Der Live-Ticker der Uerdinger kommentiert treffend: „Eine ganz komische Stimmung im Stadion. Kalle Krahl schreit sich hier natürlich mal wieder die Kehle aus dem Hals, dann gibt es sehr viele Gespräche zu hören und ab und an mal Applaus oder Uerdingen-Rufe. Das ist aber mit Sicherheit nicht mehr der Hexenkessel, vor dem die Gegner sich mal fürchten mussten. Unglaublich, was wir hier für ein langweiliges Gegurke zu sehen bekommen.“ Eine Unterbrechung dieser Stimmung brachte ein Dribbling von Zwote-Stürmer Aliosman Aydin in den gegnerischen Strafraum, in dem er in aussichtsreicher Position elfmeterverdächtig gelegt wurde. Schiedsrichter Mitja Stegemann entschied sich aber anders und ließ weiterspielen. Kurz darauf versuchte Robin Urban, eine Flanke von Adin Civa mit dem Kopf zu verwandeln, aber KFC-Keeper Robin Udegbe war zur Stelle. Die Flingeraner erhöhten jetzt den Druck, spielten zielstrebiger nach vorne, waren aber zu unpräzise im Abschluss ihrer Angriffe. Ihre größte Chance gegen die bis dahin unauffälligen Gastgeber hatte die Zwote kurz vor dem Pausenpfiff. Aydin drang erneut in den Strafraum ein, legte quer zu Eren Taskin, dieser spielte überlegt zurück auf den zentral glänzend postierten Civa, dessen Schuss von der Strafraumgrenze aber das Tor verfehlte.
Erst in der 56. Minute der zweiten Spielhälfte hatten die Uerdinger ihre erste richtige Torchance durch einen Freistoß des gerade erst eingewechselten Dennis Lerche, den der bis dahin wenig beschäftigte Fortuna-Schlussmann Tim Boss aber mit einer Glanzparade über die Latte lenkte. Diese Situation schien dem Gegner einen Adrenalinstoß versetzt zu haben, denn plötzlich machte er mächtig Druck, erkämpfte sich Bälle und spielte eine ganze Serie von Eckbällen heraus, die aber nichts einbrachten. In dieser Phase zeigte sich die Abwehr der Flingeraner sattelfest und souverän. Der Sturmdrang der Uerdinger hielt aber nicht lange an, und für rund 20 Minuten durchlief das Spiel wieder eine Leerlaufphase, in der man auch Zeit hatte, die Starts, Rundflüge und Landungen eines Storchenpaars zu beobachten, das in der Baumreihe des benachbarten Zoos hinter der Gegentribüne mit dem Nestbau beschäftigt war. Die Zwote bestimmte eindeutig das Spiel, kombinierte gefällig, war aber weiterhin zu unpräzise im letzten Pass und hatte dadurch auch keine Durchschlagskraft. Im Gegensatz dazu waren es plötzlich die Gastgeber, die das Spiel fast noch zu ihren Gunsten gedreht hätten. Kurz nach seiner Einwechslung kam Burak Kaplan nach einem Steilpass an der rechten Ecke des Fünf-Meter-Raums völlig frei zum Schuss, traf aber zum Glück der Flingeraner nur das Außennetz. Das letzte Highlight des Spiels blieb ebenfalls den Uerdingern überlassen: Tim Rubink flankte von rechts flach in den Strafraum, die Zuschauer sprangen bereits jubelnd auf, doch gleich drei optimal postierte Mannschaftskollegen des Flankengebers verpassten den Ball. So blieb es schließlich beim torlosen Remis, mit dem die Zwote sicherlich besser leben kann, als der KFC Uerdingen. (RR)
KFC-Trainer Murat Salar: „Uns war klar, dass es kein einfaches Spiel werden würde. Bei einer U23-Mannschaft trifft man immer auf junge, motivierte und top ausgebildete Spieler. Wir haben auf ein Konterspiel gesetzt, doch es hat nicht zu einem Tor gereicht. Trotzdem ein Kompliment an meine Mannschaft, die sich als eine Einheit auf dem Platz präsentiert und damit gezeigt hat, dass hier wieder etwas zusammenwächst. Auch für mich geht das Ergebnis in Ordnung.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
KFC Uerdingen 05
UdegbeEllguthLamidiSchulz (56. Lerche)JakubowskiVoorjansTouréRubinkUzun (84. Kaplan)Issa (C)Schattner (74. Sevinc)
Trainer
Murat Salar
Fortuna Düsseldorf U23
BossBabicGoralskiLangeneke (C)Fahrian (90. Fritsch)CivaMüllerUrbanTaskinRodriguez Diaz (89. Tepelides)Aydin
Gelbe Karten
FahrianTrainer
Taskin Aksoy
Stadion:
Grotenburg-Stadion
Zuschauer
1179
Schiedsrichter
Mitja Stegmann (Bonn-Niederkassel)