The Flingern Roar
Es ist müßig, nach dem Spiel der Zwoten gegen die Spielvereinigung von Velbert von einer unnötigen Niederlage zu sprechen, denn notwendige Niederlagen gibt es nicht. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Mannschaften war an diesem sonnigen Samstagnachmittag im Paul-Janes-Stadion wohl, dass die Gäste noch ihre wenn auch geringe Chancen zum Klassenerhalt wahren wollten, während bei der Zwoten, die in der Tabelle jenseits von Gut und Böse steht, bereits der Umbau der Mannschaft für die kommende Saison begonnen hat.
Zwei U19-Spieler, Mahsun Jusuf und Leon Fritsch, standen in der Startformation. Mit dem später eingewechselten Ali Celik (U19), Sergio Percoco und Angelos Teplidis (beide U18) saßen drei weitere Nachwuchsspieler auf der Bank. Auf Seiten der Gäste standen mit Erhan Zent und Philipp Sprenger zwei ehemalige Zwote-Spieler im Aufgebot.
Das Spiel fand vor einer ungewöhnlichen Stimmungskulisse statt, denn eine Gruppe von anfeuerungsfreudige Engländern, verkleidet als deutsche Nationalmannschaft der 1970er-Jahre, hatte auf ihrer Jungesellenabschiedstour überraschenderweise den Weg ins Paul-Janes-Stadion gefunden. Hier sorgte sie für einen guten Bierumsatz und mit lautstarken Sprechchören und Gesängen für eine englische Stadionstimmung, die Mitte der zweiten Hälfte mit einem langgezogenen „Flingern Roar“ in bester britischer Tradition ihren Höhepunkt fand.
Die erste Chance in diesem Spiel hatten die Fortunen. Eren Taskin und der über 90 Minuten starke Jusuf kamen gemeinsam frei durch, doch SSVg-Torwart Manuel Lenz wehrte den unplatzierten und zu schwachen Schuss von Taskin zur Ecke ab. Einige Minuten später hatte Marvin Mühlhause nach Zuspiel von Zent die Gästeführung auf dem Fuß, traf aber nur das Aluminium im langen Torwinkel. Schließlich erzielten die Gäste mit einem schnellen und konsequent ausgespielten Konter die Führung. Jeffrey Tumanan schickte Markus Kaya mit einem Steilpass auf die Reise, dieser nutzte die Bilderbuchvorlage und ließ Zwote-Keeper Robin Heller keine Chance. Außer einem schönen Dribbling von Fabio Fahrian in den gegnerischen Strafraum, dessen Abspiel in die Mitte aber noch abgewehrt wurde, verlief das weitere Spiel bis kurz vor dem Pausenpfiff ohne weitere Höhepunkte. Einen fulminanten Schlusspunkt setzte aber Bastian Müller, dem mit einem spektakulären Schuss aus dem rechten Halbfeld aus rund zwanzig Metern ins lange Toreck der Ausgleichstreffer gelang. Mit diesem sehenswerten Tor schoss sich Müller auch in die Herzen der englischen Zwote-Supporter, die ihn anschließend über die gesamte zweite Spielhälfte immer wieder mit Gesängen feierten.
In den ersten zehn Minuten nach dem Wiederanpfiff drängte die Zwote darauf, ihren Ausgleich zum häufig zitierten „psychologisch wichtigen Zeitpunkt“ in eine Führung umzuwandeln. Die Chancen dazu standen auch nicht schlecht, denn sie hatte zunächst auch die stärkeren Momente. Erst setzte sich Djordje Babic auf der linken Seite durch, passte quer zu Jusuf, doch dessen Zuspiel auf Aliosman Aydin geriet etwas zu lang. Fabio Fahrian erreichte zwar noch den Ball, zielte aber zu hoch und verfehlte das Tor. Kurz darauf traf Jusuf mit einem schön gezirkelten Schuss nur den Pfosten. Als Schiedsrichter Sascha Weirich nach einem Foul an Aydin im Strafraum auf den Elfmeterpunkt zeigte, schien die inzwischen verdiente Führung nur noch reine Formsache zu sein. Doch Kapitän Jens Langeneke, eigentlich bekannt als sicherer Strafraumschütze, drosch den Ball weit über die Querlatte des Tores auf den Flinger Broich. Diese vergebene Chance hatte entscheidende Auswirkungen auf das weitere Geschehen. Die Gäste schöpften noch einmal Mut, während bei der Zwoten der Faden gerissen zu sein schien. Ein kurioses Tor leitete schließlich die Niederlage der Zwoten ein. Ein Velberter Spieler hatte gesehen, dass Robin Heller etwas weit vor dem Tor stand, und versuchte, ihn mit einem langen Heber über rund 40 Metern zu überlisten. Der Schütze hatte nicht schlecht gezielt, denn der Ball landete auf der Querlatte und sprang von dort wieder ins Feld. Dort stand Hüzeyfe Dogan, aus welchen Gründen auch immer, vollkommen allein und staubte zur Gästeführung ab. Mit ihrem dritten Treffer aus einem Gewühle im Strafraum heraus durch Tim Gebauer sicherten die Velberter dann ihren dreifachen Auswärtspunkgewinn. Die Gäste aus England bewiesen trotz ihres lebhaften Zuspruchs des Bierangebots im Stadion eine erstaunliche Kondition, denn sie wurden noch lange nach Schlusspfiff beim eigenen Fußballspiel auf dem Gelände des ehemaligen SC Flingern gesichtet. (RR)
Zwote-Trainer Taskin Aksoy: „Für mich waren der verschossene Elfer und das kuriose Tor zur Gästeführung die Knackpunkte des Spiels. Und fehlt zurzeit die fußballerische Qualität, unsere Chancen zu verwerten. Es werden auf dem Rasen zu viele schlampige Bälle gespielt und falsche Entscheidungen getroffen. Meine Jungs waren bemüht, und ich mache ihnen keinen Vorwurf, aber wenn man den Anspruch als Spieler hat, in der Regionalliga zu spielen, muss man auch konkurrenzfähig sein. Wir haben unsere Chancen nicht genutzt und somit verdient verloren.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
HellerBabicFritschLangeneke (C)Fahrian (75. Celik)UrbanMüllerJusufTaskinCivaAydin (77. Rodriguez Diaz)
Trainer
Taskin Aksoy
SSVg Velbert
LenzZentPappasMbonaModelloSchultensMühlhause (46. Gebauer)Kaya (C)Dogan (87. Kosmala)Tumanan (74. Bleckmann)Pozder
Trainer
Lars Leese
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
150
Schiedsrichter
Sascha Weirich (Bergisch Gladbach)