Kalte Dusche in letzter Minute
Im zweiten Heimspiel der noch jungen Saison empfing die Zwote mit dem SC Wiedenbrück einen weiteren ständigen Wegbegleiter in der Regionalliga, gegen den die Fortunen in den letzten Spielen immer als Sieger vom Platz gegangen waren. Nach dem perfekten Auftakt mit zwei überzeugenden Siegen stand sie auch dieses Mal vor einer erfolgreich lösbaren Aufgabe. Mit dem Ausgleichstreffer in der letzten Spielminute musste die junge Mannschaft aber schließlich Lehrgeld zahlen.
Aufgrund der Verletzung von Lizenztorwart Lars Unnerstall, der dadurch nicht mit der Ersten Mannschaft zum Pokalspiel nach Würzburg reisen konnte, rückte Robin Heller als zweiter Torwart nach und saß zur Vermeidung einer Verletzung daher auf der Auswechselbank. Für ihn hütete Michael Kampmann das Tor.
Die Fortunen begannen mit viel Elan, und Julien Rybacki hatte in der fünften Minuten nach schöner Vorbereitung durch Nazim Sangaré und Tugrul Erat bereits eine erste Einschussmöglichkeit. Der Stürmer bekam aber nicht genügend Druck hinter den Ball, der somit in den Armen von SCW-Keeper Marcel Hölscher landete. Zehn Minuten später war es Timm Golley, der zuerst nach Vorarbeit von Muhammet Karpuz (15.) und danach Sangaré (16.) gleich zweimal zu ungenau zielte und den Ball knapp über das Tor schoss. Mit Blick auf den Gegner schienen die ersten dreißig Minuten der Begegnung eher ein Match „Zwote gegen Massih Wassey“ zu sein, denn der ehemalige Fortune, der auch alle Standards der Gäste ausführte, war der auffälligste Wiedenbrücker. In der Anfangsphase (9. und 10.) hatte er gleich drei gute Chancen durch Distanzschüsse, die aber alle das Tor nur knapp verfehlten. Mitte der Halbzeit (24.) setzte er einen weiteren vehementen Schuss an das Lattenkreuz, und nur zwei Minuten später konnte Kampmann seinen Freistoß aus dem rechten Halbfeld nur durch eine tolle Parade noch aus dem hinteren Torwinkel über das Tor lenken. Auf Seiten der Zwoten hatte Kaan Akca inzwischen im Mittelfeld die Rolle des Ballverteilers übernommen. Mit locker aus dem Fußgelenk gezauberten Pässen über vierzig Meter auf die Außenbahnen sowie Zuspielen über kurze Distanz in die Spitze brachte er Erat, Sangaré und Golley immer wieder für aussichtsreiche Angriffe ins Spiel. Diese bereiteten der SCW-Abwehr zwar große Mühe, fanden aber nicht den erfolgreichen Torabschluss. Somit musste sich die Zwote trotz drückender Überlegenheit mit einem torlosen Remis zur Halbzeit zufrieden geben.
Im zweiten Durchgang blieb das Bild zunächst unverändert. Bereits zwei Minuten nach Wiederanpfiff hatte Sangaré freistehend eine gute Chance, aber Hölscher war wachsam und faustete ihm den Ball vom Kopf. Die Flingeraner kombinierten weiter schön bis zum gegnerischen Strafraum, hatten aber scheinbar nicht das nötige Zielwasser getrunken, sodass die Präzision im Abschluss fehlte. Eine Maßnahme von Trainer Taskin Aksoy in den beiden vorherigen Spielen, die Einwechslung des robusten und schnellen Stürmers Mahsun Jusuf, hatte bisher immer neuen Schwung in den Angriff gebracht und nicht zuletzt auch einen guten Teil zu den Siegen beigetragen. Dieses Mal führte dieser Schachzug sogar zum unmittelbaren Erfolg, denn Jusuf war noch keine zwanzig Sekunden auf dem Feld, als er die längst fällige Führung für die Fortunen erzielte. Die Vorarbeit leistete Golley, der einen scheinbar bereits verlorenen Ball an der Torauslinie doch noch erreicht und per Kopf auf den Torschützen abgelegt hatte. Die Reaktion der Gäste war eine Umstellung auf eine robuste bis rüde Spielweise, unter der vor allem der als Schaltstation ausgemachte Akca, der schließlich kurz vor dem Abpfiff wegen einer Rippenprellung ausgewechselt werden musste, zu leiden hatte. Golley war von den Wiedenbrückern ebenfalls fast nur noch durch Fouls zu bremsen. Leider gelang den Flingeranern kein weiterer Treffer, denn sie scheiterten entweder an der eigenen Zielgenauigkeit oder am guten SCW-Schlussmann. Auf der anderen Seite verhinderte Kampmann mit einer Glanztat in der 81. Minute den Ausgleichstreffer, als er einen Schuss von Kamil Bednarski aus rund acht Metern, den alle bereits im Tor gesehen hatten, durch eine sensationelle Reaktion noch abwehren konnte. Mit der Angabe der neunzigsten Minute auf der Anzeigentafel schien die Partie dann gelaufen. Einige Supporter auf der Tribüne feierten die Fortunen leider zu früh als Spitzenreiter und wurden prompt bestraft. Durch einen Abstimmungsfehler zwischen dem gerade eingewechselten Robin Bormuth und Kampmann nach einer Flanke von Bednarski eroberte Alexander Kotuljac den Ball und versenkte diesen im Netz. Dieser Ausgleich in letzter Minute kam wie eine kalte Dusche und fühlte sich nach dem Schlusspfiff nicht nur für die enttäuschten Spieler auf dem Rasen wie eine Niederlage an. (RR)
Zwote-Trainer Taskin Aksoy: „Wir haben eine noch sehr junge Mannschaft. Klammert man Jens Langeneke aus, lag ihr Durchschnittsalter heute bei zwanzig Jahren. Wir haben einen tollen Fußball gespielt, das Spiel kontrolliert, hatten gute Aktionen.In den entscheidenden Phasen haben wir aber verpasst, ein Torzu erzielen. Auch in der zweiten Spielhälfte hatten wir den Gegner gut im Griff, machen endlich den Führungstreffer, versäumen aber, einen zweiten Treffer nachzulegen. Ich mache meinen Jungs keinen Vorwurf, denn durch den Ausgleich in letzter Minute haben sie heute viel lernen können. Wir richten unseren Blick jetzt ganz auf die kommende Auswärtsbegegnung gegen Alemannia Aachen.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
KampmannKarpuzLangeneke (C)UrbanMissbachPluntkeAkca (87. Bormuth)Sangaré (83. Abdelkarim)EratGolleyRybacki (62. Jusuf)
Trainer
Taskin Aksoy
SC Wiedenbrück
HölscherVolkmer (72. Kaptan)SumelkaColakRogowski (C)WasseyErdogmus (77. Loose)StrickmannBednarskiPuhl (46. Barton)Kotuljac
Trainer
Alfons Beckstedde
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
346
Schiedsrichter
Alexander Ernst (Schwerte)