Niederlage an der Hafenstraße
Nach fünf Spielen in Folge ohne Niederlage musste sich die Zwote bei Rot-Weiss Essen nach einem körperlich intensiven aber von beiden Seiten auf spielerisch niedrigem Niveau geführten Spiel erstmals wieder geschlagen geben.
Der Essener Traditionsverein hat sich, nach dem Abriss des legendären Georg-Melches-Stadions an der Hafenstraße, ein wirklich schönes Stadion hingestellt, das durch seinen modernen, filigranen und luftigen Baustil auch ästhetisch besticht. Die über neunzig Minuten anhaltenden lautstarken Fangesänge der einheimischen Supporter machten deutlich, dass bei gut gefüllten Rängen auch die Akustik des Stadions dem Fußballsport angemessen ist. In diesem Rahmen erstaunt allerdings das Fehlen einer Anzeigentafel, die selbst in alten Spielstätten mittlerweile Standard ist. Das LED-Werbebandenfragment am Spielfeldrand, das während des Spiels auf eine optisch grelle, die Augen ermüdende Dauerwerbung geschaltet ist und keine Spiel- und Zeitstände anzeigt, ist keine wirkliche Alternative zur herkömmlichen Informationsanzeige.
Die Favoritenrolle in diesem Spiel kam eindeutig den vor allem im Angriff stark besetzten Gastgebern zu. Die ersten zwanzig Minuten waren, trotz einer leichten optischen Überlegenheit der Gäste in der Offensive, ausgeglichen. Lediglich zwei Situationen hatten bisher die Gemüter in Aufregung versetzt. Nach wenigen Spielminuten wurde Nazim Sangaré im Strafraum zu Fall gebracht, doch Schiedsrichter Markus Wollenweber verweigerte den Fortunen ebenso einen fälligen Strafstoß, wie einige Zeit später auf der anderen Seite den Essenern nach einem Zweikampf zwischen Leander Goralski und Sven Kreyer. In der 25. Minute schien sich das Blatt zu Gunsten der Flingeraner zu wenden. Muhammet Karpuz, der dieses Mal auf der Position des Spielmachers spielte und diese Aufgabe gut erfüllte, zirkelte einen Freistoß in den Strafraum, Marvin Ajani war zur Stelle und köpfte den Ball ins Tor. Doch der Assistent an der Außenlinie meinte, ein Offensivfoul gesehen zu haben, und somit wurde der Treffer nicht anerkannt. Fünf Minuten später brachte eine Desorientiertheit ausgerechnet in der Abwehr, die in den letzten Spielen eine sichere Bank gewesen war, die Gastgeber auf die Siegerstraße. Daniel Grebe flankte nach einem Einwurf von links in den Strafraum, die Abwehr und auch Torwart Robin Heller schalteten zu spät, und Marcel Platzek konnte per Kopf ungehindert die Führung der Gastgeber erzielen. Zehn Minuten später war das Spiel bereits so gut wie gelaufen, nachdem ausgerechnet Christian Weber ein fataler Fehler unterlief. Der Routinier wollte elegant und wohl etwas zu lässig an Marvin Studtrucker vorbei nach vorne spielen, doch der gefährliche Torjäger der Essener fing den Ball ab, sprintete Weber davon, passte präzise in den Strafraum zu Kreyer, der zum Halbzeitstand von 2:0 verwandelte.
Nach dem Wiederanpfiff wurde das Spiel immer ruppiger und es verbreitete sich nach diversen Rudelbildungen eine aggressive Stimmung auf dem Rasen. Die Flingeraner konnten keinen Druck erzeugen und produzierten reihenweise Ballverluste. Ihnen fehlte einfach die richtige Bissigkeit, und außer Mahsun Jusuf, Robin Urban, Leander Goralski und Kapitän Jens Langeneke blieben die Spieler weit unter ihrer Leistungsfähigkeit. Den Ruhrstädtern, die bisher nur von zwei groben Fehlern der Zwoten profitiert hatten, fiel allerdings ebenfalls nicht sonderlich viel ein. Sie zeigten zwar die gerne zitierte „reifere Spielanlage“, blieben aber unter dem Strich ebenso wirkungslos wie die Zwote. Das Bild änderte sich auch nicht, als die Essener nach einem Platzverweis von Platzek wegen groben Foulspiels in Unterzahl gerieten. Ihre erste wirkliche Torchance hatten die Flingeraner durch ihre ebenfalls erste Ecke des Spiels in der 70. Minute. Karpuz führte diese aus, der Ball landete am unteren langen Pfosten, Goralski wollte den Abpraller noch einnetzen, doch RWE-Torwart Niclas Heimann war einen Tick schneller. Kurz vor dem Abpfiff dribbelte sich der starke Cebio Soukou die gesamte Torauslinie entlang durch die Abwehr der Fortunen, zog dann in die Mitte und erhöhte noch auf den 3:0-Endstand.
In der aktuellen Situation ist eine Auswärtsniederlage bei einem der Aufstiegsfavoriten sicherlich kein Beinbruch, aber die Zwote hat ihre Gelegenheit nicht genutzt, sich vor einer für einige Spieler sicherlich ungewohnt großen und lautstarken Kulisse als die kampf- und spielstarke Mannschaft zu präsentieren, die sie durchaus sein kann. (RR)
RWE-Trainer Marc Fascher: „Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt. Beim Führungstreffer konnten wir den zweiten Ball gut nutzen. Beim zweiten Treffer waren wir hellwach, haben extrem schnell umgeschaltet und das Tor zu einem guten Zeitpunkt erzielt. Da die Fortunen nun kommen mussten, haben wir uns in der zweiten Halbzeit abwartender verhalten, und nach der Unterzahl ab der sechszigsten Minute war es wichtig, den Laden hinten dicht zu halten. Unter dem Strich habe ich eine gute Leistung meiner Mannschaft gesehen.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Rot-Weiss Essen
HeimannNeunaber (C, 73. Dombrowka)WeberZeigerHermesGrebeBaierStudtrucker (82. Treude)SoukouKreyer (89. Nakowitsch)Platzek
Gelbe Karten
Soukou, Platzek
Rote Karten
Platzek (60.)Trainer
Marc Fascher
Fortuna Düsseldorf U23
HellerAjani (80. Rybacki)GoralskiLangeneke (C)WeberLippold (67. Abdelkarim)UrbanKarpuzSangaréJusufLa Monica
Gelbe Karten
Urban, Goralski, La Monica, LippoldTrainer
Taskin Aksoy
Stadion:
Stadion Essen
Zuschauer
9407
Schiedsrichter
Markus Wollenweber (Mönchengladbach)