Verpatzte Premiere im Ravensberger Land
Nach zwei Niederlagen in Folge hatte die Zwote die Gelegenheit, mit einer gelungenen Premiere im Häcker Wiehenstadion des SV Rödinghausen, in dem sie noch nie gespielt hatte, ihren Abwärtstrend wieder in eine erfolgreichere Richtung zu lenken. Doch aufgrund ihrer erneuten Abschlussschwäche verließ sie auch dieses Mal geschlagen den Platz.
Der SV Rödinghausen, der sich als Aufsteiger für seine erste Regionalligasaison ambitionierte Ziele gesetzt hatte, von denen er inzwischen aber abrücken musste, hat sich ein schmuckes kleines Stadion auf die grüne Wiese gestellt, das auch für manchen Groundhopper unter den mitgereisten Zwote-Supportern eine Premiere war. Hier wird der Vorlauf zum Spiel wie großes Kino mit dramatischer Musik und Aufritten von Cheerleadern inszeniert. Tore der eigenen Mannschaft feiert der lautstarke Stadionsprecher allerdings mit den sportlich fragwürdigen „Danke-Bitte“-Mätzchen, die eher unglücklich wirken, wenn niemand von den Rängen mitmacht.
Da das Trainergespann Markus Hirte und Mathias Jack beschlossen hat, allen Zwote-Torhütern in den verbleibenden Spielen noch Spieleinsätze zu geben, stand diesmal Michael Kampmann im Gehäuse der Fortunen, der in den ersten fünfzehn Minuten von den aggressiv startenden Hausherren auf Betriebstemperatur geschossen wurde und später im Verlauf des Spiels einige heikle Situationen souverän meisterte. Die Fortunen begannen abwartend und versuchten durch Konter, die zunächst vorwiegend über Marvin Ajani über die rechte Seite liefen, ihre eigene Marke zu setzen. Die ersten wirklichen Torchancen hatten aber zunächst die Gastgeber. Ein Kopfball von Sören Siek (13.) wurde gerade noch von der Linie gerettet, und ein Flachschuss von Sinisa Veselinovic nach einer Flanke von Marius Bülter verfehlte knapp das Tor (18.). Kurz darauf (21.) waren aber die Flingeraner am Zug. Mergim Fejzullahu dribbelte sich unwiderstehlich in den Strafraum, legte ab auf Kaan Akca, doch dessen Schuss flog über das Tor. Das Spiel beider Mannschaften, bei denen sich ein robuster Körpereinsatz der Gastgeber und die technischen Finessen der Fortunen gegenüberstanden, wurde ausgeglichener. Ein Manko im Spiel der Zwoten war jedoch, dass sie viel zu häufig die Bälle im Aufbauspiel verlor und sich daher nicht vom Druck der „Wiehenelf“, wie sie sich selbst nennt, befreien konnte. Nach einigem Geplänkel im Mittelfeld hatten die Fortunen in der 34. Minute ihre bis dahin größte Torchance. Akca zirkelte aus dem Fußgelenk heraus eine weite Flanke von rechts über die gesamte Breite des Platzes präzise zu Fejzullahu, dessen zu schwacher Schuss von SVR-Torwart Jan Schönwälder jedoch pariert wurde. Vier Minuten später eroberte Kemal Rüzgar den Ball und spielte diesen ebenfalls zu Fejzullahu. Der zögerte aus guter Position mit dem Abschluss, gab die Kugel schließlich weiter zu Robin Urban, dessen Schlenzer aber über die Querlatte flog und im Toraus landete. Hätte die Zwote konsequenter und konzentrierter den Abschluss gesucht, wäre zur Halbzeitpause durchaus mehr für sie drin gewesen.
Im zweiten Durchgang sahen die 742 Zuschauer ein kampfintensives Spiel, das von Schiedsrichter Mario Heller nicht gerade spielflussfördernd fast im Minutentakt unterbrochen wurde. Die Fortunen zeigten jetzt einen verstärkten Zug in die Offensive, eroberten sich mit schnellen Kombinationen allmählich die größeren Spielanteile, blieben aber vor dem gegnerischen Tor zu harmlos. In der 60. Minute hätten sie dann den Führungstreffer erzielen müssen. Der bei einer Ecke der Gastgeber strategisch im Mittelkreis postierte Fejzullahu erhielt aus der Abwehr heraus den Ball, sprintete los und servierte dem mitgelaufenen Ajani das Tor mit seinem Zuspiel quasi auf dem Silbertablett; doch der Flügelflitzer der Zwoten scheiterte völlig ungehindert an Schönwälder. Was dann kam, war eine für die Zwote bittere Bestätigung der Phrasenschweinwahrheit, dass man sich schließlich ein Tor einfängt, wenn man seine eigenen Chancen nicht nutzt. In der 77. Minute genügten den Westfalen eine Standardsituation und Unaufmerksamkeit in der Zwote-Abwehr, das Spiel für sich zu entscheiden. Nach einer Ecke köpfte ein SVR-Spieler den Ball zu Veselinovic, der ihn ebenfalls mit dem Kopf unhaltbar für Kampmann versenkte. Da Akca in der 87.Minute ebenfalls zu hastig reagierte und eine gute Einschussmöglichkeit zu wenigstens einem Punktgewinn vergab, verließen die Fortunen mit ihrer dritten Niederlage in Folge den Rasen. Wenn man in drei Spielen selbst beste Torchancen reihenweise nicht nutzt, kann man trotz einer zweifelsfrei vorhandenen spielerischen Qualität und Überlegenheit, die auch bei den Rödinghausener Zuschauern ihre Anerkennung fand, sicherlich nicht von unglücklichen Niederlagen sprechen. (RR)
SVR-Trainer Mario Ermisch: „Es war ein glücklicher Sieg, das darf man nicht beschönigen. Die Düsseldorfer hatten die größeren Chancen. Letztlich ist das Tor von uns gefallen. Der Spielverlauf hat aber auch Ursachen, denn schließlich mussten wir unsere komplette Viererkette umbauen. Einige Spieler hatten auf ihrer heutigen Position noch nie gespielt, daher Hut ab für ein Spiel ohne Gegentor, das die Jungs aufopferungsvoll geführt haben. Für uns war es ein wichtiger Erfolg, um den unteren Tabellenbereich zu verlassen.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
SV Rödinghausen
SchönwälderMadrochMüllerRüterBuddeckeVeselinovic (88. Schneck)Bülter (75. Owusu-Ansah-Williams)BeermannSiek (C)Smarzoch (68. Andrijanic)Evers
Gelbe Karten
BeermannFortuna Düsseldorf U23
KampmannKarpuz (81. Rybacki)PluntkeGoralskiMissbach (83. Abdelkarim)Urban (C)WeberAjaniAkcaFejzullahu (81. Sangaré)Rüzgar
Gelbe Karten
GoralskiTrainer
Markus Hirte
Stadion:
Häcker Wiehenstadion
Zuschauer
742
Schiedsrichter
Mario Heller (Köln)