Neue Formation, alte Schwäche
Die Hoffnung, dass nach dem 2:0-Heimsieg der Zwoten gegen den SC Verl hinsichtlich der Torausbeute endlich der sprichwörtliche „Knoten geplatzt“ sei, wurde im Leimbachstadion in Siegen einmal mehr enttäuscht. Gegen die vorsichtig und zunächst defensiv spielenden Sportfreunde, die auf dem vorletzten Tabellenplatz gegen den Abstieg kämpfen, brachten sich die Flingeraner durch ihre Abschlussschwäche erneut selbst auf die Verliererstraße.
Das Trainergespann Markus Hirte und Mathias Jack stand vor er Aufgabe, eine komplett neue Formation auf den Rasen zu bringen, denn neben dem mittlerweile in den Profi-Kader aufgestiegenen Robin Urban hatte Profi-Interimstrainer Taskin Aksoy mit Kaan Akca, Maurice Pluntke und Marvin Ajani gleich drei weitere Stammspieler und Leistungsträger für das Zweitligaspiel gegen 1860 München in den Kader der Bundesligamannschaft beordert. Die Niederlage kann man allerdings nicht am Fehlen dieser Spieler festmachen, denn Leander Goralski und der nach längerer Verletzungspause wieder einsatzfähige Robin Bormuth lösten auf ihren Positionen ihre Aufgaben sehr gut, und auch der von Spielbeginn an eingesetzte U19-Spieler Emmanuel Iyoha, der sein Startelfdebüt in der Regionalliga gab, konnte auf der rechten Außenbahn mit seiner Leistung den Ausfall von Ajani kompensieren. Mit Lewis Biade, der in den letzten Spielminuten ebenfalls zu seinem ersten RL-Auftritt kam, saß ein weiterer U19-Spieler zunächst auf der Bank.
Die ganz in Kanariengelb angetretenen Flingeraner begannen aggressiv und dominierten die ersten zwanzig Minuten mit schnellen Kombinaten das Spiel gegen einen völlig hilflos wirkenden Gegner. Die erste Großchance hatte Goralski, der erstaunliche Dribbelkünste offenbarte. Er umkurvte gleich mehrere Abwehrspieler, bis er plötzlich frei vor SFS-Torwart Dominik Poremba auftauchte, doch sein Schuss wurde von Walid Sekkour abgewehrt. Nur zwei Minuten später wehrte Poremba einen Schuss von Iyoha ab, und kurz darauf strich ein Schuss von Julien Rybacki nach Vorlage von Kemal Rüzgar knapp am langen Torpfosten vorbei und landete im Toraus. Ein Fehler in der Siegener Abwehr (14.) brachte Christian Weber in Schussposition, doch sein Schuss wurde zur Ecke abgefälscht. In dieser Phase spielte nur eine Mannschaft, und die Gastgeber, die kaum einmal über die eigene Mittellinie kamen und erst in der 21. Minute ihren ersten Angriff abschlossen, wirkten wie Statisten. Die Flingeraner kombinierten schnell und ballsicher, eroberten im Mittelfeld die Bälle, und Muhammet Karpuz schlug viele Eckbälle und Freistöße. Der Führungstreffer der Zwoten schien also nur noch eine Frage der Zeit zu sein, doch mitten in ihrer Drangphase gerieten die Flingeraner plötzlich und unerwartet in Rückstand. Eine verunglückte Kopfballabwehr von Kapitän Jens Langeneke landete bei SFS-Stürmer Malte Nieweler, der kam völlig frei und ungehindert durch und ließ Birk mit einem Flachschuss keine Chance. Damit war, wie schon in einigen der letzten Begegnungen der Flingeraner, der Spielverlauf wieder einmal völlig auf den Kopf gestellt worden. Kurz vor dem Pausenpfiff (42.) versuchte es Mergim Fejzullahu aus guter Position mit einem Schuss, doch Poremba hielt auch diesmal sicher. Mit einer für alle 1228 Zuschauer überraschenden Führung ging es in die Pause.
Leider konnten die Flingeraner im zweiten Durchgang nicht mehr an ihr bisheriges Tempospiel anknüpfen. Im Gegenteil: Die Hausherren übernahmen nun, beflügelt von ihrer Führung, zusehend die Spielregie. Bereits zwei Minuten nach Wiederanpfiff mussten Birk und Karpuz nach einem Eckball der Siegener kurz hintereinander in höchster Not auf der Linie klären. Nun waren es die Flingeraner, die immer mehr unter Druck gerieten, so dass eigene Entlastungsangriffe immer seltener wurden. In der 59. Minute fiel schließlich die Vorentscheidung. Zwote-Keeper Birk konnte eine 1:1-Situation gegen Konstatin Möllering mit dem Fuß noch bravourös klären, doch an den daraus resultierenden Eckball kam er nicht heran, Ali Ibrahimaj stand sträflich frei und erzielte mit einem Aufsetzer das 2:0. Danach geschah nicht mehr viel. Die in der Anfangsphase der Partie noch unsicheren Siegener verwalteten nun mit ihrer beruhigenden Führung im Rücken souverän das Spiel, während die Fortunen, die mit ihren technischen Fähigkeiten nur noch optisch weiterhin gefielen, kein entscheidender Angriff mehr gelang. In der Nachspielzeit erzielten die Hausherren durch den eingewechselten Haluk Arslan noch den fast schon „obligatorischen“ dritten Treffer. Es besteht keine Frage, dass die Zwote, trotz ihrer dünnen Personaldecke und neuen Mannschaftsformation, dieses Spiel jederzeit hätte gewinnen können, wäre sie nicht wieder einmal an ihrer eigenen eklatanten Abschlussschwäche gescheitert. (RR)
SFS-Trainer Michael Boris: „Wir wussten, dass wir auf eine Düsseldorfer Mannschaft treffen werden, die über große spielereiche Qualitäten verfügt, denn wir verfolgen auch die Tabelle und schauen und unsere Gegner an. Wir haben uns vorgenommen, sie früh anzulaufen, damit der Spielfluss bei der Fortuna nicht zustande kommt. Beim Fußball spielt der Kopf mit, in den ersten zwanzig Minuten waren wir nicht mit völliger Überzeugung dabei. Dann fällt unser Führungstreffer. Wir wussten in der zweiten Halbzeit, dass die Düsseldorfer sofort ins Spielen kommen, wennwir auchnur einen Meter herschenken. Das haben wir nicht getan und haben die Räume eng gehalten. Wir werden alles tun, um in der Liga zu bleiben.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Sportfreunde Siegen
PorembaPapaefthimiou (79. Retterath)SchadebergMölleringDalmanKönig (85. Arslan)SekkourGeislerIbrahimaj (77. Hayer)NiewelerZeh (C)
Gelbe Karten
GeislerTrainer
Michael Boris
Fortuna Düsseldorf U23
BirkKarpuzGoralskiLangeneke (C)Missbach (46. Abdelkarim)BormuthWeberFejzullahu (70. Sangaré)Iyoha (85. Biade)RüzgarRybacki
Gelbe Karten
GoralskiTrainer
Markus Hirte
Stadion:
Leimbachstadion
Zuschauer
1228
Schiedsrichter
Jörn Schäfer (Iserlohn)