Mit Rasenschach zurück ans Tabellenende
Mit Ausnahme einer zehnminütigen Hochphase hatte die Zweitvertretung von Fortuna Düsseldorf alle beim SC Verl gezeigten Tugenden wieder vergessen und kassierte nach einer insgesamt indiskutablen Leistung erneut eine verdiente Heimniederlage.
Man muss Spiele in der Regionalliga zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Köln nicht mehr zu einem Derby hochstilisieren, denn mittlerweile spielen in den Mannschaften so viele Spieler ohne emotionale Bindung an die Stadt und den Verein, in der und für den sie gerade tätig sind, dass die entsprechenden Emotionen fehlen. Zeitgleiche Ansetzungen von Spielen der Zweitvertretungen mit denen ihrer jeweiligen Profimannschaften halten auch das Emotionspotenzial auf den Rängen in überschaubaren Grenzen. Das Spiel der U23 von Fortuna gegen die U21 aus Köln fand vor gerade einmal dreißig zahlenden Zuschauern statt.
Auch wenn die Kulisse für die Spieler auf dem Rasen nicht gerade hochmotivierend war, sollte man zumindest von einem gewissen sportlichen Ehrgeiz ausgehen können, ein Spiel zu gewinnen und sich, als Spieler des Anschlusskaders eines Bundesligavereins, für höhere Aufgaben zu profilieren. Die Zweitvertretung von Fortuna Düsseldorf war davon im Spiel gegen die Domstädter weit entfernt.
Die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf zeigte über die gesamte erste Halbzeit eine blutleere, körper- und leidenschaftslose Vorstellung ohne Biss und Aggressivität. Zwar steht häufig bei Spielen von Zweitvertretungen der technische Aspekt im Vordergrund und werden harte Zweikämpfe möglichst vermieden, aber gegen Köln war diese Einstellung bei der Heimmannschaft extrem. Da die Gäste technisch weitaus besser waren und klare Bälle mit eindeutigen Zuordnungen spielten und auch insgesamt mehr Leidenschaft auf den Rasen brachten, gingen sie mit einer verdienten 2:0-Führung in die Halbzeitpause. Das erste Tor der Kölner fiel bereits in der 5. Minute nach einem Eckball, den der FC-Spieler Kacper Przybylko ungehindert einköpfen konnte. Kurz vor dem Pausenpfiff tankte sich Reinhold Yabo durch die Reihen der Gastgeber und erhöhte auf 2:0 aus Kölner Sicht.
In den ersten zehn Minuten des zweiten Durchgangs schienen die Düsseldorfer wie verwandelt. Sie drehten plötzlich auf, eroberten die Bälle, drückten aufs Tempo und kamen nur drei Minuten nach dem Wiederanpfiff durch Ivan Paurevic, der eine Ecke von Alexander Nandzik verwandelte, zum Anschlusstreffer. Die Gastgeber setzten nach und Gerrit Wegkamp glich nach einem feinen Zuspiel aus. Dieser Treffer fiel, als Stadionsprecher Kai Pietzka gerade das 2:0 der Ersten Mannschaft in Fürth ansagte. Alles schien sich also doch noch zum Guten zu wenden. Leider nicht im Paul-Janes-Stadion, denn nach dem Ausgleich verfiel die Heimmannschaft aus unerklärlichen Gründen wieder in ihren alten Schlendrian der ersten Halbzeit, und so kam, was kommen musste: Mikael Ishak konnte die Kölner, umgeben von drei Düsseldorfer Abwehrspielern, ungehindert wieder mit 3:2 in Front bringen. Diesen Vorsprung brachten die Gäste schließlich ohne größere Anstrengungen über die Zeit.
Die Zweitvertretung von Fortuna Düsseldorf hinterließ nach ihrem eigenartigen Spiel, das eher an ein beschauliches Rasenschach erinnerte, bei den wenigen einheimischen Supportern eine große Frage: Hätte sie mit dem Spiel und Engagement, das sie anfangs der zweiten Halbzeit für zehn Minuten zeigte, die Domstädter doch noch aus dem Stadion schießen können, hatte aber dazu nicht den Ehrgeiz, oder spielte sie für diese zehn Minuten an ihrer Leistungsgrenze? Da mit Ausnahme von Ronny Garbuschewski dieselbe Mannschaft wie beim SC Verl auf dem Platz stand, läge die erste Antwort nahe. Was immer von diesen beiden Möglichkeiten letztlich auch zutreffend sein mag, das Ergebnis bliebe erschreckend.
FC-Trainer Dirk Lottner: „Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen und früh in Führung gegangen. Wir haben unsere spielerische Überlegenheit ausgenutzt, sind aber nach ungefähr dreißig Minuten immer mehr in Überheblichkeit verfallen. Mit dem 2:0 kam die Hoffnung zurück, das Spiel für uns entscheiden zu können. Mit unseren Fehlern haben wir den Gegner aufgebaut. Anfangs der zweiten Halbzeit agierten die Düsseldorfer plötzlich aggressiv, haben gepresst und ausgeglichen. Zum Glück haben wir das 3:2 erzielt, das uns wieder in die Spur gebracht hat.“
Fortuna-U23-Trainer Taskin Aksoy: „Schade, dass wir doch noch verloren haben. Wir gehen mit 0:2 in die Kabine, machen nach dem Wiederanpfiff mehr Druck und gleichen zum 2:2 aus. Der erneute Führungstreffer der Gäste hat uns dann den Wind aus den Segeln genommen, und wir haben dann unglücklich verloren. Wir müssen jetzt weiterarbeiten und uns auf das Spiel bei Fortuna Köln vorbereiten. (RR)
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
PapadopoulosKlemt (C, 46. Hazaimeh)ZimmermannPaurevicFomitschowMüllerSchwadorf (82. Golley)NyarkoNandzik (C, 2. Hz)Wegkamp (89. Rodriguez Diaz)Garbuschewski
Gelbe Karten
Zimmermann, GarbuschewskiTrainer
Taskin Aksoy
1. FC Köln II
Gelbe Karten
AkbariTrainer
Dirk Lottner
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
30
Schiedsrichter
Markus Wollenweber (Mönchengladbach)