Kölnische Woche wieder im Gleichgewicht
Der neue Mannschaftsbus der Fortuna scheint Glück zu bringen, denn nach Verl endete auch die zweite in ihm absolvierte Auswärtsfahrt der Flingeraner mit einem dreifachen Punktgewinn. Dieses Mal traf die Zwote, nach ihrem Heimspiel gegen die U21 der Geißböcke, mit ihrer linksrheinischen Namensvetterin innerhalb von fünf Tagen das zweite Mal auf einen Gegner aus der verbotenen Stadt.
Auch wenn nach dem Abpfiff die Frustration bei den SC-Fans im Südstadion groß war und allgemein die nicht ganz abwegige Meinung vorherrschte, die Flingeraner hätten unverdient gewonnen, so muss man doch einmal das Fußballphrasenschwein füttern und anmerken, dass das Auslassen vieler Chancen schon mehr als einmal bestraft wurde. Dieses Mal hatte die Zwote, bisher auch manchmal vom Pech verfolgt, das Glück auf ihrer Seite. Im Gegensatz zu ihrem Spiel gegen die U21 der Kölner Geißböcke stimmte auch die kämpferische Einstellung gegen einen insgesamt überlegenen Gegner. Wichtig vor allem ist, dass mit diesem Sieg der Anschluss an die Nichtabstiegsplätze wieder hergestellt ist.
Nach einer ersten guten Kombination der Flingeraner, ausgehend von Nikolaos Papadopoulos über Jules Schwadorf, André Fomitschow und Gerrit Wegkamp, der aber nicht zu einem Torerfolg führte, wären die Fortunen im Gegenzug der Kölner fast schon wie gewohnt in einen frühen Rückstand geraten. Nach einer Hereingabe prallte der Ball wie eine Billardkugel an vielen Beinen ab, landete schließlich beim SC-Spieler Michael Lejan, der aber aus rund zwanzig Metern nur den Pfosten traf. Während der umtriebige Fortuna-Präsident Klaus Ulonska mit Fanschal und einer großen Spardose in Fußballform auf der Tribüne noch Spenden für den Verein sammelte und jeden Spender, darunter „den legendären Fortuna-Torwart Wolfgang Fahrian“, ein Titel, der durchaus auf beide auf dem Rasen vertretenen Vereine zutrifft, lautstark mit Namen nannte, übernahm seine Mannschaft die Spielregie. Die Südstädter waren in der gesamten ersten Halbzeit immer brandgefährlich, doch selbst der gewöhnlich treffsichere Silvio Pagano, der die Zwote-Abwehr stark forderte, blieb trotz einiger guter Chancen erfolglos. Nach einer ordentlichen Leistung konnten die Flingeraner zur Halbzeit schließlich ein torloses Remis mit in die Kabine nehmen.
Nach dem Wiederanpfiff änderte sich zuerst nicht viel. Die Zwote stand unter Dauerdruck, erlaubte den Gastgebern aber kein Erfolgserlebnis. In der 64. Minute stand ihr auch das Glück zu Seite, als ein Freistoß von SC-Kapitän Lukas Nottbeck nur an die Querlatte knallte. Die Wende zugunsten der Flingeraner kam in der 70. Spielminute. Dominique Ndjeng verlor auf Kölner Seite in der Vorwärtsbewegung den Ball in der eigenen Hälfte, dieser landete bei Jules Schwadorf, der trotz der allgemeinen Annahme der SC-Spieler und -Fans einer Abseitsposition, unbeirrt auf SC-Keeper André Poggenborg zurannte und mit einem platzierten Flachschuss die überraschende Zwote-Führung markierte. Es dauerte einige Zeit, bis die Einheimischen realisiert hatten, dass ihre über weite Strecken so überlegene Mannschaft plötzlich in Rückstand geraten war. Bemerkenswert aber, wie ruhig und abgeklärt Jules Schwadorf in dieser Situation reagierte und auch im Abschluss den Überblick behielt. Fast wäre ihm sogar noch der zweite Streich gelungen, aber Dominique Ndjeng, an dem er schon vorbei war, riss ihn in letzter Sekunde zu Boden und war mit einer anschließenden Gelben Karte noch gut bedient. Die Flingeraner verteidigten bis zum Schluss mit einer „starken kämpferischen Leistung“, wie Alexander Nandzik anschließend bemerkte, ihre Führung gegen die wütenden aber immer zerfahreneren Angriffe der Südstädter und brachten nach ihrer Heimniederlage gegen den 1. FC Köln das Verhältnis ihrer Kölnischen Woche mit diesem Auswärtssieg wieder ins Gleichgewicht.
SC-Trainer Uwe Koschniat: „Ich muss zugeben, dass ich mich etwas leer fühle und etwas Zeit brauche, dieses Spiel zu verarbeiten. Die Erwartungen waren klar: drei Punkte gegen den Tabellenletzten. Dabei muss man einmal sehen, gegen wen wir eigentlich gespielt haben. Bei den Düsseldorfern standen Spieler mit einer individuellen Klasse auf dem Platz, wie beispielsweise Ronny Garbuschewski oder André Fomitschow, die auf ein deutlich größeres Potenzial schließen lässt, als es der Tabellenplatz aussagt. Genau davor habe ich vor dem Spiel eindringlich gewarnt. In der ersten Halbzeit müssen wir in Führung gehen, im zweiten Durchgang haben wir nach fünfzehn Minuten den Faden verloren und uns leichtfertige Ballverluste erlaubt. Ein katastrophaler Fehler bringt uns dann in Rückstand. Die Düsseldorfer haben diese Situation gut ausgespielt.“
Zwote-Trainer Taskin Aksoy: „Zuerst einmal bin ich froh über die drei Punkte. Dieses Mal war das Glück auf unserer Seite. Natürlich haben wir schon besseren Fußball gespielt, aber dann trotzdem keinen Sieg geholt. Heute haben wir mit einer jungen Mannschaft gegen eine richtige Männermannschaft gespielt. Das Durchschnittsalter heute lag bei 20,5 Jahre, also stand eigentlich eine U21 auf dem Platz. Die Spieler befinden sich in der Ausbildung, daher müssen sie Spielpraxis sammeln und auch Fehler machen dürfen. Wir wissen, woran wir noch arbeiten müssen. Das werden wir auch in Ruhe tun und hoffentlich an den heutigen Erfolg weiter anknüpfen.“ (RR)
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Köln
PoggenborgYilmazNdjengFlottmannZinkePaganoNottbeck (C)Pospischil (60. Kühn)Lejan (71. Batarilo)KrausMontabell (19. Moritz)
Gelbe Karten
Ndjeng, Pospischil
Gelb-Rote Karten
Zinke (90., wiederholtes Foulspiel)Trainer
Uwe Koschinat
Fortuna Düsseldorf U23
PapadopoulosEratHazaimehNyarkoNandzik (C)PaurevicGarbuschewski (77. Rami)FomitschowSchwadorf (90. Rodriguez Diaz)Wegkamp (88. Fahrian)
Gelbe Karten
Hazaimeh, Nyarko, Nandzik, Müller, Paurevic, GarbuschewskiTrainer
Taskin Aksoy
Stadion:
Zuschauer
970
Schiedsrichter
Mitja Stegemann (Bonn)