Nicht schön aber erfolgreich
Die Gefühle vor dem Spiel beim noch sieg- und punktlosen Aufsteiger im Waldstadion des FC Wegberg Beeck waren eher gemischt. Einerseits sprach vieles dafür, dass die Zwote aufgrund ihres fußballerischen Potenzials keine Mühe mit diesem Gegner haben dürften, andererseits hatten sich die Fortunen in der Vergangenheit gegen einen vermeintlich schwächeren Kontrahenten öfters auch gerne mal als Aufbaugegner betätigt.
Im Tor der Wegberger stand mit Patrick „Patman“ Nettekoven ein alter Bekannter der Fortunen, und auch Johannes Walbaum, der von 2008 bis 2009 sowohl im damaligen Amateur- als auch Profikader der Fortuna stand, ist weiterhin für den FC aktiv. Maurice Passage, ebenfalls ein ehemaliger Zwote-Spieler und zurzeit verletzt, stand nicht im FCW-Kader. Familiäre Bande zwischen den Vereinen gab es ebenfalls, denn mit Patrik Ajani stand der Bruder von Zwote-Außenverteidiger Marvin Ajani und mit Thomas Lambertz der Bruder von Andreas „Lumpi“ Lambertz im Aufgebot der Hausherren. Die ersten dreißig Minuten der Begegnung verliefen eher ereignisarm. Die Flingeraner hatten zwar die größeren Spielanteile, zeigten viel Drang nach vorne, aber es gelangen ihnen keine wirklich zwingenden Aktionen im Torabschluss. Die Gastgeber agierten mit einer doppelten Viererabwehrkette und lauerten auf Kontermöglichkeiten. Erst im letzten Abschnitt der ersten Spielhälfte geschah Erwähnenswertes. Die Fortunen kamen durch einen Schuss von Nazim Sangaré, der von Tugrul Erat mit einer schönen Vorlage per Hacke bedient wurde, zu ihrer ersten annähernden Torchance (30.), doch Nettekoven klärte zur Ecke. Kurz darauf (32.) brachte ein Eckstoß der Hausherren die Zwote in Gefahr, aber Michael konnte mit einer reaktionsschnellen Fußabwehr einen Rückstand verhindern. Der Gegenangriff führte zu einer erneuten Ecke für die Fortunen, die Rafael Garcia ausführte. Der Ball kam zu Robin Bormuth, dessen Kopfball nur die Querlatte traf. Erst eine Minute vor dem Pausenpfiff konnten die Flingeraner einen schnellen Angriff erfolgreich abschließen. Marvin Ajani ließ mit einem wunderschönen Dribbling von der Außenbahn in die Spielfeldmitte gleich mehrere Gegner stehen, passte zum richtigen Zeitpunkt auf Erat, der ungehindert die Führung erzielte. Damit hatte die Zwote ihre Überlegenheit im ersten Durchgang endlich auch in Zählbares umgesetzt. Wer sich durch den Führungstreffer ein effizienteres Auftreten der Zwoten erwartet hatte, wurde enttäuscht. Ihren Angriffen fehlten Tempo und Dynamik, und ihr unterliefen aus Mangel an Konzentration viele leichtsinnige Ballverluste. Die Hausherren lockerten trotz der Einwechslung von zwei Offensivkräften und ihres Rückstandes ihr Abwehrbollwerk nicht. Sie warteten weiter auf eine geeignete Konterchance. Diese Rechnung ging zunächst auch auf, denn sie starteten nach einer von der Zwoten nicht genutzten Eckballchance einen überfallartigen Angriff, den der kurz zuvor eingewechselte Enzo Wirtz mit dem Ausgleichstreffer abschloss. Der Jubel im Stadion war noch nicht verstummt, da stürmte Ajani in hohem Tempo in den gegnerischen Strafraum und konnte in aussichtsreicher Position nur durch ein Foul gestoppt werden. Kemal Rüzgar trat zum fälligen Strafstoß an und verwandelte diesen sicher zur erneuten Führung. Nachdem Kampmann (85.) mit einer sehenswerten Parade einen Gewaltschuss von Stefan Thelen aus rund 25 Metern über die Latte gelenkt hatte, folgten noch einigen turbulenten Szenen. Durch einen Querpass von Sangaré (87.) kam Erat fast auf der Torlinie frei an den Ball, passte aber, statt selbst den Torerfolg zu suchen, quer auf Rüzgar, der aus kürzester Distanz nur Nettekoven traf. Im Gegenzug wäre fast der Ausgleich gefallen, aber David Azin schoss knapp vorbei, und kurz vor dem Abpfiff wollte Erat den weit herausgelaufenen Nettekoven mit einem Heber aus dem rechten Halbfeld überwinden, aber der Ball flog über das Tor. Am Ende stand zwar ein verdienter Sieg der Zwoten, der aber ihre Schwächen im Mittelfeld und Angriff nicht verdecken konnte. Insofern sollte man den aktuellen fünften Tabellenplatz nicht überbewerten, denn die Leistungskurve zeigt eher nach unten. Auch wenn die Verletztenliste der Zwoten weiterhin lang ist, kann diese nicht als Entschuldigung gelten, denn auch in der Mannschaft, die in Wegberg angetreten ist, steckt weit mehr Potenzial, als sie abgerufen hat. Die gemischten Gefühle vor dem Spiel waren also nicht unberechtigt gewesen, und die Realität lag schließlich irgendwo zwischen den beiden genannten möglichen Abläufen. (RR)
FCW-Teamchef Friedel Henßen: „Natürlich ist es bitter, dass Spiel noch zu verlieren, oder anders ausgedrückt, wenn Düsseldorf das 3:1 nicht machen will, dann muss man zwingend in den beiden Aktionen, die wir noch hatten, den erneuten Ausgleich erzielen. Trotz einiger guter Möglichkeiten haben wir gut verteidigt und gegen den Ball gespielt, und es wäre keinem eingefallen, dass Düsseldorf ein frühes Tor macht. Aber in den entscheidenden Augenblicken zieht Ajani frei durch, und vielleicht stellen wir uns noch etwas zu grün an und müssten cleverer agieren. Es ist natürlich enttäuschend, wieder mit leeren Händen dazustehen. Wir haben einen hohen Aufwand betrieben, die Mannschaft hat alles versucht, und in der Hinsicht kann man ihr keinen Vorwurf machen.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
FC Wegberg-Beeck 1920
NettekovenP. AjaniKaramarko (74. Wirtz)RibeiroBerkigt (C, 64. Bolivard)WalbaumRichter (64. Dagistan)LambertzKüppersThelenAzin
Gelbe Karten
Berkigt, RibeiroTrainer
Friedel Henßen
Fortuna Düsseldorf U23
KampmannM. AjaniGoralskiBormuthBudde (32. Pluntke)Weber (C)Lippold (62. Fejzullahu)SangaréGarciaRüzgar (89. Rybacki)Erat
Gelbe Karten
M. Ajani, SangaréTrainer
Taskin Aksoy
Stadion:
Waldstadion
Zuschauer
313
Schiedsrichter
Dustin Sikorski