Rüzgars Doppelpack reicht nicht
Der erste große Knall fiel schon, bevor die Partie überhaupt angepfiffen wurde. Die Fans von Rot-Weiß Ahlen hatten sich was ganz besonderes für ihre Mannschaft ausgedacht und ließen beim Einlaufen der beiden Teams hinter der Gegentribüne ein buntes Feuerwerk in den Nachthimmel schießen. Dazu entrollten sie ein Banner samt Choreographie, auf dem stand: „Die Kugel spiegelt wieder, Ahlen ist der Sieger.“ Zwar war diese Prognose lyrisch nicht einwandfrei, dennoch sollten die Ahlener Anhänger am Ende Recht behalten.
Aber der Reihe nach: Trainer Taskin Aksoy musste seine Startelf erneut umkrempeln. Der zuletzt formstarke Nazim Sangaré fiel kurzfristig aufgrund von Adduktorenproblemen aus und erlebte die Begegnung ebenso in Zivil wie der noch immer angeschlagene Leander Goralski. Für Sangaré rückte Aram Abdelkarim auf die linke Offensivseite, während Mahsun Jusuf nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre im Sturm neben Kemal Rüzgar in die erste Elf zurückkehrte.
Die Partie begann, wie es das Düsseldorfer Trainerteam erwartet hatte: Der Tabellensechzehnte aus Ahlen spielte direkt aggressiv und körperbetont nach vorne und versuchte schnell, ein erstes Ausrufezeichen zu setzen. Allerdings rutschte Gianluca Marzullo nach drei Minuten knapp an einer flachen Hereingabe von Christopher Herrmann vorbei. Die Flingeraner brauchten eine Weile, um sich an die Begebenheiten anzupassen. Vor allem der große Anfangsdruck der Hausherren bereitete ihnen sichtlich Probleme. So wurde der Ball mehrere Male planlos nach vorne geschlagen, anstatt einen ruhigen Spielaufbau aufzuziehen. Hinzu kam, dass sich die Rot-Weißen viel zu sehr hinten einigelten, um so den Ahlenern wenig Raum zum Kombinieren zu geben. Dadurch litt jedoch das Umschaltspiel, so dass Jusuf und Rüzgar kaum in Erscheinung treten konnten. Erst nach 20 Minuten wurde es ein wenig besser. Aram Abdelkarim tankte sich auf der linken Seite in den Strafraum durch und spitzelte das Kunstleder in die Mitte. Ahlens Torhüter Sören Stauder konnte das glitschige Spielgerät nicht richtig festhalten und ließ es stattdessen nach vorne zum einschussbereiten Rüzgar abklatschen. Dessen Versuch konnte Julian Wolff gerade so eben vor der Torlinie klären. Auf der anderen Seite stand nach einem Konter Aygün Yildirim plötzlich völlig frei vor Tim Wiesner, der den schwachen Abschluss jedoch mühelos entschärfen konnte (23.). Zwei Zeigerumdrehungen später war es dann doch geschehen. Nach einem Einwurf von der linken Seite konnte die Zwote - trotz Überzahl im eigenen Strafraum - die Situation nicht klären, so dass Ahlens Ihab Darwiche das Gastgeschenk dankbar annahm und zu allem Überfluss den herauseilenden Wiesner auch noch tunnelte. Auch nach dem Rückstand wirkte die Aksoy-Elf reichlich verunsichert und erlaubte den Hausherren nach langen Bällen einige Angriffe, die jedoch folgenlos blieben. Kurz vor der Pause hätten die Fortunen den Rückstand wieder egalisieren können. Kapitän Christian Weber schickte mit einem feinen Pass den durchstartenden Marvin Ajani auf die Reise. Seine flache Hereingabe an den zweiten Pfosten verpasste der bis dato glücklose Rüzgar nur um Haaresbreite.
Dies sollte sich nach dem Seitenwechsel jedoch ändern. Die jetzt deutlich engagierter auftretenden Düsseldorfer erzwangen nach einer starken Einzelaktion von Tugrul Erat den Ausgleich. Die Profileihgabe setzte sich gekonnt gegen drei Gegenspieler durch und flankte zu Rüzgar, der mit viel Willen sein viertes Saisontor erzielte (61.). Wer jetzt aber geglaubt hatte, dass dieses 1:1 den Gästen endlich Sicherheit verlieh, sah sich spätestens in der 70. Minute getäuscht. Erneut war es ein Einwurf, der nicht konsequent genug verteidigt wurde. Nutznießer am Ende war Ahlens Kapitän Felix Backszat, der mit einem satten Schuss aus rund 18 Metern Tim Wiesner keine Abwehrchance ließ. Und als Aygün Yildirm kurz darauf auch noch das 3:1 für den Aufsteiger nachlegte, schien die Entscheidung bereits gefallen zu sein. Allerdings wachte die U23 danach endlich aus ihrer Lethargie auf und suchte nun (vielleicht zu) spät ihr Heil in der Offensive. Jedenfalls führte der erste Versuch prompt zum Erfolg, als erneut das Duo Erat und Rüzgar eiskalt zuschlug. Anschließend entwickelte sich eine ebenso offene wie hektische Schlussphase, in der beide Teams beste Chancen zur endgültigen Entscheidung versiebten. Erst legte Gianluca Marzullo den Ball knapp am linken Torpfosten vorbei (88.), dann zielte der eingewechselte Julien Rybacki auf der Gegenseite ein bisschen zu genau und verpasste um wenige Zentimeter den möglichen Ausgleichstreffer (90.). So blieb es für die Fortunen bei der knappen 2:3-Niederlage.
Rot-Weiss-Trainer Marco Antwerpen: „Wir sind erst einmal alle froh, dass wir diese Negativserie beenden konnten. Wenn du das jedes Mal vorgerechnet bekommst, wie viele Spiele du nicht gewonnen hast, nervt das natürlich und tut den Jungs auch nicht gut. Wir haben die letzten Spiele ja nicht mit einer Klatsche verloren, sondern immer unsere Möglichkeiten gehabt. Beim heutigen Spiel ist so viel passiert auf dem Platz, viele Torchancen – vor allem in der ersten Halbzeit, wo wir den Sack schon hätten zu machen können. Insgesamt waren wir aber sehr präsent, sehr gallig und giftig in den Zweikämpfen. Man hat gemerkt, dass die Mannschaft unbedingt wollte, auch nach dem 1:1. Es war ein typisches Flutlichtspiel. 3:2 gewonnen, hinten heraus noch ein wenig Glück gehabt. Aber das gehört dazu und die Mannschaft hat sich endlich mal dafür
belohnt, ein Spiel zu gewinnen."
Spiele der Teams
Aufstellung:
Rot Weiss Ahlen
StauderAchenbach (63. Wiese)LindnerWolffHeermannBackszat (C)Meschede (76. Klauke)DarwicheIvancicevic (66. Bechtold) YildirmMarzullo
Trainer
Marco Antwerpen
Fortuna Düsseldorf U23
WiesnerAjani (75. Rybacki)LippoldBormuthRoeber (75. Budde)AldersonWeber (C)EratAbdelkarim (75. Fejzullahu)RüzgarJusuf
Trainer
Taskin Aksoy
Stadion:
Wersestadion
Zuschauer
851
Schiedsrichter
Florian Steuer