Unentschieden zwischen Punktgewinn und Punktverlust
Das Spiel der Zwoten, vor Beginn der Partie auf dem sechsten Tabellenrang, und dem derzeitigen Tabellendritten Viktoria Köln, das unter idealen Fußballbedingungen stattfand, wurde vor allem in der zweiten Spielhälfte zu einer spannenden Veranstaltung, die sicherlich mehr als nur 154 Zuschauer verdient gehabt hätte. Aber die wieder einmal fast zeitgleiche Ansetzung mit dem Spiel der Profimannschaft von Fortuna in Bielefeld wirkte sich zumindest auf Seiten der Düsseldorfer negativ auf die Besucherzahlen aus. Dass nur wenige Viktoria-Anhänger aus dem nahe gelegene Köln angereist waren, war allerdings verwunderlich.
Mathis Bolly und Justin Toshiki Kinjo waren in die Zwote abgestellt worden, so dass Hendrik Lohmar und Rafael Garcia zunächst auf der Bank blieben. Kapitän Christian Weber konnte wegen einer Erkrankung ebenfalls nicht spielen; Tugrul Erat trug für ihn die Kapitänsbinde. Ein Wiedersehen auf Seiten der Kölner gab es mit den ehemaligen Fortuna-Spielern Claus Costa und Jules Schwadorf. Letzterer stand allerdings verletzungsbedingt nicht im Kader.
Der erste Durchgang gestaltete sich eher ereignisarm, da sich beide Mannschaften taktisch verhielten und im Mittelfeld häufig neutralisierten. Eine erste Chance (5.) hatte der FCV-Torjäger Mike Wunderlich, dessen Schuss das Tor knapp verfehlte. Danach entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe, das zwar mit flotten Ballkombinationen hin und her ging, aber meistens an einer der beiden Strafraumgrenzen endete. Erst ein Vorstoß von Bolly (28.) brachte die erste wirkliche Torchance des Spiels, doch dessen Versuch, FCV-Torwart Nico Pellatz mit einem Flachschuss zu tunneln, scheiterte. Nur drei Minuten später (31.) gingen die Fortunen überraschend in Führung. Erat flankte von links in den Strafraum auf den ideal postierten Kemal Rüzgar, doch Michael Lejan kam ihm mit einem Abwehrversuch zuvor, der allerdings im eigenen Netz landete. Die Flingeraner spielten nun, mit der gewohnt souverän agierenden Abwehr um Leander Goralski und Robin Bormuth im Rücken, druckvoll nach vorne. Vor allem Marvin Ajani, der über das gesamte Spiel eine starke Leistung abrief, bereitete der Kölner Defensive einen harten Arbeitstag. Mit der insgesamt verdienten Führung der Fortunen ging es in die Halbzeitpause.
Zwei Minuten nach Wiederanpfiff (47.) stockte den Düsseldorfern für einen Moment der Atem. Tim Wiesner konnte einen Schuss aus dem Halbfeld nicht festhalten, hechtete dem Ball aber sofort hinterher und brachte ihn doch noch in Sicherheit. Die Gäste drängten natürlich auf den Ausgleich, so dass sie zwangsläufig immer mehr Räume öffnen mussten und sich gute Konterchancen für die Fortunen ergaben. Bolly (52.) startete ein sehenswertes Dribbling an der Außenlinie über die gesamte gegnerische Spielfeldhälfte, das aber schließlich in der Kölner Abwehr endete. Der Gegenangriff der Domstädter (59.) führte zu einer turbulenten Szene im Düsseldorfer Strafraum. René Klingenburg tanzte gleich fünf Gegenspieler aus, spielte auf David Jansen, der mit seinem Schuss aus kurzer Distanz aber am glänzend parierenden Wiesner scheiterte. Den Nachschuss semmelte Jules Reimerink dann aus vier Metern weit über die Querlatte. Die Gäste erhöhten ständig den Druck, das Spiel wurde immer intensiver, doch die Flingeraner standen sicher, eroberten viele Bälle und kamen immer wieder zu guten Entlastungsangriffen. Bei einem von diesen (64.) flankte Erat von links auf Ajani, doch der Ball hatte genau die Höhe, die einem Spieler die Entscheidung schwierig macht, es mit einem Flugkopfball oder Volleyschuss zu versuchen. Der Abwehrspieler entschied sich für die zweite Möglichkeit und verfehlte knapp den Ball. Der nächste Konter lief über Rüzgar und Bolly, aber Pellatz konnte den Schuss von Erat zur Ecke ablenken. Mitten in diesem guten Lauf (68.), in dem der zweite Treffer der Flingeraner nur noch eine Frage der Zeit zu sein schien, geschah Goralski ein Missgeschick, als er den Ball im eigenen Strafraum an den Unterarm bekam. Schiedsrichter Sven Heinrichs, der direkt in der Blickachse zum Innenverteidiger der Zwoten postiert war, entschied sofort auf Strafstoß, den Wunderlich unhaltbar zum Ausgleich verwandelte. Der Gegentreffer führte zu einem vorübergehenden Bruch im Spiel der Fortunen, die nun unsicherer agierten und dadurch unter Druck gerieten. Doch auch die Gäste gingen nun immer hektischer zur Sache. Plötzlich bekam das Spiel auch eine größere körperliche Härte, die schließlich auch zu einer Schubserei zwischen Roeber und Candan führte und in die sich dann auch Lohmar einmischte. Der Schiedsrichter verwarnte zunächst Lohmar und Candan mit einer Gelben Karte, doch der Viktoria-Stürmer warf in einem Wutanfall den Ball weg und wurde dafür mit Gelb-Rot in die Kabine geschickt. Die Zwote hatte sich mittlerweile wieder gefangen, spielte sicherer und hatte noch eine todsichere Chance (90.) zur Führung, als Bolly mit einem unglaublich schnellen Sprint alle Gegner hinter sich ließ, völlig frei von rechts in den Strafraum eindrang, aber den Ball dann knapp am langen Pfosten vorbei ins Toraus schoss. Doch auch die Viktorianer hatten in der Nachspielzeit noch die Siegchance durch einen Kopfball von Jansen, den der schnell abgetauchte Wiesner aber gerade noch auf der Torlinie abfangen konnte. Nach dem Abpfiff war den Zwote-Spielern die Enttäuschung über einen knapp verpassten Sieg anzusehen, und in der Tat war sich niemand sicher, ob das Ergebnis nun ein Punktgewinn oder ein Punkteverlust für die Zwote war, aber angesichts eines soliden fünften Tabellenplatzes und keiner Niederlage im Jahr 2016 gibt es keinen wirklichen Grund, enttäuscht zu sein. (RR)
Zwote-Trainer Taskin Aksoy: „Wir haben heute als Mannschaft sehr gut gegen den Ball gearbeitet und eine spielstarke Mannschaft wie Viktoria nicht ins Spiel kommen lassen. Gefahr brachten nur die langen Bälle auf Jansen, die sich nicht immer einfach verteidigen lassen. Aus dem Spiel heraus haben wir die Räume gut zugemacht, aggressiv verteidigt und nach vorne immer wieder Nadelstiche gesetzt. Unsere Führung war zwar kurios aber nicht unverdient. Im zweiten Durchgang hatten wir das Spiel bis zu dem Elfmeter gut im Griff. Insgesamt waren wir dem Sieg einen Tick näher als Viktoria, aber trotzdem nehmen wir das Remis gerne mit. Ich bin unheimlich stolz auf meine Mannschaft und ihre Entwicklung, die man daran ablesen kann, dass wir uns nicht uneingeschränkt über ein Unentschieden gegen eine Spitzenmannschaft freuen können, weil mehr drin war.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
WiesnerAjaniGoralskiBormuthRoeberAldersonKinjo (61. Lohmar)Sangaré (77. Garcia)EratBollyRüzgar (86. Hombach)
Gelbe Karten
Roeber, Sangaré, LohmarTrainer
Taskin Aksoy
FC Viktoria Köln 1904
PellatzMalura (82. Koronkiewicz)CostaReicheLejanNottbeckSchwarz (46. Klingenburg)CandanWunderlichReimerink (86. van Santen)Jansen
Gelbe Karten
Nottbeck, Wunderlich, Klingenburg
Gelb-Rote Karten
Candan (81.)Trainer
Tomasz Kaczmarek
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
154
Schiedsrichter
Sven Heinrichs