Zehn fatale Minuten
Die Anreise der Zwoten ins Bergische Land war begleitet von dichtem Schneetreiben, die Rückfahrt von fast frühlingshaftem Sonnenschein. Dazwischen lagen neunzig Spielminuten im Stadion am Zoo, die am Ende nur bei den Gastgebern für gute Laune sorgten.
Der Wuppertaler SV durchläuft nach dem Rücktritt seines langjährigen Mäzens Friedhelm Runge und dem anschließenden Verlust von Leistungsträgern, wie Knappmann, Quotschalla, Moosmayer und Landers, aktuell eine Zeit des Umbruchs. Den Verantwortlichen auf Seiten der Zwoten war aber klar, dass diese Situation für sie kein Vorteil sein würde, da die verbliebene WSV-Mannschaft nun umso mehr alles daran setzen würde, das „Erste Spiel nach Runge“, wie die Partie weitläufig tituliert wurde, siegreich zu beenden.
Es waren kaum zehn Minuten vergangen, da hatte Zwote-Torwart Tim Boss die Flingeraner bereits durch souveräne Rettungstaten in Eins-gegen-Eins-Situationen mit Mehmet Boztepe und Danny Cornelius vor einem frühen Rückstand bewahrt. Anschließend erspielten sich die Fortunen immer mehr Spielanteile, aber gute Kombinationsansätze blieben häufig in der soliden Abwehrreihe der Gastgeber hängen. Trotzdem wäre die Führung fast gelungen, als ein von Tugrul Erat als Flanke gedachter Ball plötzlich seine Flugbahn in Richtung Tor änderte, aber über den bereits geschlagenen WSV-Keeper Christopher Semmler hinweg nicht im Netz, sondern von der Unterkante der Querlatte abprallte. In der 36. Minute spielte Jules Schwadorf einen wunderschönen Steilpass auf Gerrit Wegkamp, der aber frei vor dem Tor diese Führungschance mit einem Kullerball ins Toraus vergab. Dann kam es für die Zwote in den folgenden zehn Minuten knüppeldick. Im direkten Gegenzug nach der Wegkamp-Chance köpfte der sonst immer solide Alexander Nandzik, der wohl einen total gebrauchten Tag erwischt hatte, den Ball bei einem missglückten Abwehrversuch direkt in den Lauf von Laurenz Wassinger, der sich für dieses Geschenk bedankte und ungehindert die Führung der Gastgeber markierte. Fünf Minuten später nutzte Mehmet Boztepe nach einer Flanke in den Strafraum eine Unaufmerksamkeit der Zwote-Abwehr und erhöhte aus spitzem Winkel auf 2:0. Der dritte Schlag folgte kurz vor dem Halbzeitpfiff nach einem Eckball der Gastgeber. Der abgewehrte Ball kam zu Jan-Steffen Meier, der ihn aus rund zwanzig Metern volley ins Netz hämmerte. Zu allem Überfluss verletzte sich noch Jules Schwadorf, der bis dahin für die meiste Unruhe in der WSV-Abwehr gesorgt hatte. Für ihn kam Oliver Hampel.
Die zweite Spielhälfte begannen die Gastgeber aufgrund ihrer komfortablen Führung erst einmal damit, das Ergebnis aus einer sicheren Abwehr heraus zu verwalten. Die Flingeraner versuchten nun, vor allem über Christian Weber, die WSV-Abwehr vermehrt mit langen Pässen nach vorne zu überwinden. Ein vom neuen Zwote-Kapitän (55.) aus der Abwehr weit auf die rechte Seite vor das Tor geschlagener Pass erreichte Timm Golley, der aber den idealen Abschlussmoment verpasste und diese Mustervorlage schließlich vertändelte. Ein weiterer unglücklicher Moment traf die Zwote in der 70. Minute, als Neuzugang Volkan Ekici mit einer schweren Mittelfußprellung ausscheiden musste. Timm Golley konnte zwar in der 72. Minute eine von Christian Weber getretene Ecke mit einem Schuss aus rund 16 Metern noch zum Anschlusstreffer verwerten, dieser blieb letztlich aber nur Ergebniskosmetik, denn weitere Torchancen hatten die Flingeraner nicht mehr. Die Wuppertaler, denen offensichtlich bewusst wurde, dass es nach einem weiteren Gegentreffer noch einmal eng für sie werden könnte, mobilisierten nochmals ihre Kräfte und verteidigten ihre Führung bis zum Schlusspfiff. Somit genügten zehn für die Zwote fatale Minuten, dass sie ohne Punkte die Heimreise antreten musste.
Taskin Aksoy: „Wir haben dieses Spiel innerhalb von zehn Minuten abgeschenkt. Bis zum ersten Gegentreffer waren vorwiegend wir in Ballbesitz und hatten zwei gute Chancen durch Tugrul Erat und Gerrit Wegkamp. Durch einen Riesenfehler in der Abwehr wird Wassinger der Ball ideal aufgelegt. In der zweiten Halbzeit haben wir noch einmal alles versucht. Timm Golley macht zwar ein Tor, aber seine erste Chance hätte er auch nutzen müssen. Wir spielen immer gefällig bis zum Strafraum, aber im Abschluss fehlt uns einfach die Qualität.“
WSV-Trainer Peter Radojewski: „Für uns war dieses Spiel eine Standortbestimmung, denn wir wussten noch nicht, wie wir drauf sind. Zum Glück tragen die Ereignisse im Umfeld des Vereins keine Unruhe in den sportlichen Bereich. Wir haben versucht, ins Spiel zu kommen, haben dem Gegner aber zunächst zu viele Räume gelassen. In dieser Abtastphase hatte die Fortuna die größeren Spielanteile. Dann haben wir diese drei Tore gemacht. In der zweiten Halbzeit haben wir uns wieder zu lethargisch verhalten, und es fällt der Gegentreffer. Mit einem weiteren Gegentor wäre es für uns noch einmal gefährlich geworden.“ (RR)
Spiele der Teams
Aufstellung:
Wuppertaler SV Bor.
SemmlerSchumacherSchlieterReichert (C)HerzenbruchEl HammouchiAbelMeierCornelius (84. Wolf)Boztepe (72. Weggen)Wassinger (65. Kyei)
Gelbe Karten
MeierTrainer
Peter Radojewski
Fortuna Düsseldorf U23
BossWeber (C)EratUrbanNandzikMüllerNyarkoSchwadorf (45. Hampel)Rami (46. Golley)Ekici (70. Aydin)Wegkamp
Gelbe Karten
SchwadorfTrainer
Taskin Aksoy
Stadion:
Zuschauer
1529
Schiedsrichter
Florian Visse (Hörstel)