Doppelter Punktverlust in letzter Sekunde
In ihrem ersten Heimspiel der neuen Saison traf die Zwote nach dem Bonner SC mit dem Wuppertaler SV erneut auf einen Aufsteiger und Erzrivalen, gegen die sowohl sie als auch die Profimannschaft über die Jahre schon viele Spiele in diversen Ligen und Pokalwettbewerben bestritten hat.
In den Reihen der Gäste liefen mit Babacar M’Bengue, Peter Schmetz und Kai Schwertfeger gleich drei ehemalige Zwote-Spieler auf. Der vierte im Bunde, Davide Leikauf, konnte verletzungsbedingt nicht antreten. Auf Seiten der Flingeraner waren Anderson Lucoqui, Taylan Duman und Kemal Rüzgar aus dem Profikader abgestellt worden. Das veranlasste Zwote-Coach Taskin Aksoy, seine Mannschaft in der Rauten-Formation spielen zu lassen. Hendrik Lohmar übernahm die offensive und Lewis Biade die defensive Sechser-Position. Beide Spieler fühlten sich, wie ihre starke Leistung über neunzig Minuten zeigte, in ihren Rollen sichtlich wohl. Duman und Lucoqui fanden ebenfalls schnell Bindung zur Mannschaft, und Rüzgar und Mike van Duinen harmonierten gut im Angriff.
Bereits die ersten Minuten des Spiels deuteten darauf hin, dass die ansehnliche Kulisse von 1150 Zuschauern, bei denen die Gästefans eindeutig in der Überzahl waren, ein gutes und interessantes Fußballspiel zu sehen bekommen würde. Die Fortunen hielten sich nicht mit Vorgeplänkel auf und suchten sofort ihre Chance. Die ließ auch nicht lange auf sich warten. Nach einem Pass von Biade spielte Lucoqui (7.) von der linken Seite quer in die Mitte auf Lohmar, dessen Schuss aber ganz knapp am rechten unteren Torpfosten vorbei im Aus landete. Danach blieben zwingende Torchancen aber in einem mittlerweile ausgeglichenen Spiel auf beiden Seiten aus. WSV-Torjäger Ercan Aydogmus (24.) kam mit einem Kopfball, der aber über Zwote-Keeper Michael Kampmann und die Torlatte hinwegsegelte, einem Treffer der Gäste noch am nächsten. Eine weitere für die Fortunen brenzlige Situation (34.) klärte Leander Goralski, als er dem alleine in den Strafraum eingedrungenen Aydogmus souverän und ohne Foulspiel den Ball wegspitzelte. Im Gegenzug (36.) kamen die Flingeraner zu ihrer bis dahin größten Einschussmöglichkeit. Kapitän Christian Weber flankte von links zu van Duinen, der legte ab auf Rüzgar, dessen Schuss von der Ecke des Fünf-Meter-Raums der WSV-Torwart Sebastian Wickl aber mit dem Fuß gerade noch abwehren konnte. Die Diskussion über diese vergebene Chance war unter den Fortunafans noch nicht ganz beendet, da landete der Ball schließlich doch noch im gegnerischen Netz. Goralski, der aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenkende Innenverteidiger der Zwoten, der in den letzten beiden Jahren eine starke Entwicklung durchlaufen hat, stand bei einem Eckball von Lohmar goldrichtig und erzielte per Kopf den überfälligen Treffer der Flingeraner. Mit einer insgesamt verdienten Führung der Zwoten ging es in die Halbzeitpause.
Nach dem Wiederanpfiff setzten die Flingeraner da an, wo sie die erste Spielhälfte beendet hatten. Sie drängten auf einen zweiten Treffer und ließen die Gäste immer weniger ins Spiel kommen. Kaan Akca, der nach einer langen auch verletzungsbedingten Durststrecke langsam wieder zur alten Ballsicherheit zurückfindet, und Duman leiteten einen Angriff nach dem anderen ein, doch die Spitze agierte häufig zu umständlich, statt den direkten Abschluss zu suchen. Schließlich gelang den Fortunen der verdiente zweite Treffer doch noch, allerdings durch die unfreiwillige Mithilfe von Schwertfeger. Van Duinen passte von rechts in den Strafraum (70.) zum einschussbereiten Lohmar, doch der WSV-Innenverteidiger grätschte den Ball vor diesem ins eigene Tor. Nur vier Minuten später hätte die Zwote „den Sack zumachen“ können, wie es so schön heißt. Akca bediente Duman (74.), doch dessen Flachschuss konnte der WSV-Schlussmann mit dem Fuß noch abwehren. Völlig unerwartet (76.) wendete sich das Blatt zugunsten der Gäste. Eine Flanke von rechts traf Tobias Lippold im Strafraum unglücklich am Unterarm und Schiedsrichter Florian Heien entschied sofort auf Elfmeter. Eine bittere Pille für den linken Innenverteidiger der Zwoten, der sich danach über seine starke Leistung über neunzig Minuten natürlich nicht mehr so richtig freuen konnte. Gaetano Manno trat zum Strafstoß an und verwandelte unhaltbar zum Anschlusstreffer der Gäste. Diese versuchten nun, auch noch den Ausgleich zu erzielen, zunächst aber mit wenig Erfolg, da die junge Mannschaft von Aksoy die Bergischen immer wieder mit Kontern in Schach hielt. Das Drama ereignete sich dann in der dritten Minute der Nachspielzeit. Dazu sei vorweggeschickt, dass es einen Satz gibt, den man in allen Spielberichten der Zwoten finden kann, wenn beim Gegner ein ganz bestimmter Spieler auf dem Platz steht. Dieser Satz lautet: „Dann war da noch Aydogmus“. Der mittlerweile fast 37-jährige Stürmer ist ein langer Wegbegleiter und ein ebenso beliebter wie respektierter „Freund des Hauses“ der Zwoten, der in vier verschiedenen Ligen mit mittlerweile sieben Vereinen (VfB Homberg, SV Straelen, Bonner SC, SF Lotte, Viktoria Köln, Fortuna Köln und nun WSV) auf der Gegenseite stand. Seinem Beinamen „Gegen uns trifft der immer“ wurde er zum Leidwesen der Fortunen auch diesmal gerecht. Kurz vor dem Abpfiff schlug Wickl den Ball über fünfzig Meter auf die linke Seite zu Niklas Heidemann, der passte halbhoch quer in den Strafraum und Aydogmus drückte den Ball mit einem langen Bein über die Linie. Dieser Treffer löste allerdings auch emotionsgeladene Diskussionen bei den Fortunen aus, denn Kampmann war vorher bei dem Versuch, den Ball abzufangen, durch einen Rempler zu Boden gegangen. Viele hatten einen Pfiff des Schiedsrichters wegen Foulspiel erwartet, der aber ausblieb.
Somit endete ein von der Zwoten souverän und überlegen geführtes Spiel nur mit einem Unentschieden, das sich natürlich wie eine Niederlage anfühlte und ein großes Gefühl der Frustration hinterließ. Sieht man aber über die Frage ob Foul oder nicht hinweg, muss man auch feststellen, dass die Situation, die zum Ausgleich führte, erst gar nicht entstanden wäre, wenn die Fortunen die letzten Minuten cleverer heruntergespielt hätten. Diese Cleverness fehlt der jungen Mannschaft jedoch noch, so dass sie Lehrgeld an einen erfahrenen Spieler wie Aydogmus zahlen mussten. Positiv sollte daher im Gedächtnis hängen bleiben, dass die Zwote in ihrem erst zweiten Ligaspiel bereits eine sehr gute individuelle und mannschaftliche Leistung gezeigt hat, auf der sich mit Sicherheit aufbauen lässt. (RR)
Zwote-Trainer Taskin Aksoy: „Es fühlt sich natürlich wie eine Niederlage an, mit der letzten Aktion ein grenzwertiges Gegentor zu bekommen, wo unser Torwart vorher auf dem Boden liegt und der Schiedsrichter einfach weiterspielen lässt. Trotzdem müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Wenn man mit zwei Toren führt und das Spiel über neunzig Minuten klar im Griff hat, muss man den Dreier auch holen. Ansonsten war das, was wir heute gezeigt haben, schon sehr, sehr ordentlich für die frühe Phase der Saison. Wir haben gute Torchancen herausgespielt und hätten, um mehr Ruhe in unser Spiel zu bringen, den dritten Treffer machen müssen. Wir hätten den langen Ball in der Nachspielzeit besser verteidigen müssen. So aber kassieren wir den Ausgleich, und das tut schon weh. Ich bin insgesamt aber mit der Leistung meiner Jungs sehr zufrieden. Sie hat einen hohen läuferischen Aufwand betrieben, technisch ordentlich gespielt und gute Ballpassagen gezeigt. Angesichts der kommenden beiden schweren Spiele wäre es schön gewesen, alle drei Punkte hier zu behalten, aber wir können aus dieser Situation nur lernen. Wir haben eine sehr junge Truppe, und da fehlt in einigen Situationen einfach noch die Festigkeit.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
KampmannWeber (C)GoralskiLippoldLucoquiBiadeDumanAkcaLohmarvan DuinenRüzgar (86. Bonga)
Gelbe Karten
Lippold, AkcaTrainer
Taskin Aksoy
Wuppertaler SV
WicklBayrakM’BengueSchmetzHeidemann (63. Wirtz)Pagano (46. Ilbay)Grebe (72. Er)SchwertfegerHagemann AydogmusManno (C)
Gelbe Karten
Manno, ErTrainer
Stefan Vollmershausen
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
1150
Schiedsrichter
Florian Heien