Großer Kampf auf schwerem Boden
Seit vier Spielen ungeschlagen, drei Siege in Folge, zehn Punkte aus vier Spielen, Aufstieg vom zwanzigsten auf den siebzehnten Tabellenplatz, nur noch vier Zähler bis zu einem Nichtabstiegsplatz. Die bisherige Rückrundenbilanz der Zwoten kann sich wirklich sehen lassen.
Ein dreifacher Punktgewinn gegen den SC Verl war trotz des 2:0-Sieges der Zwoten in der Hinrunde im „Stadion an der Poststraße“ alles andere als eine sichere Sache, denn bei den Ostwestfalen trifft man auf eine robuste, gut eingespielte „Männermannschaft“, wie Zwote Trainer Taskin Aksoy sie nennt, die alles andere als „Laufkundschaft“ ist. Wie sehr diese Einsicht zutrifft, sollte sich vor allem in der zweiten Halbzeit zeigen.
Mit dem Anpfiff entwickelte sich ein lebhaftes Spiel, da sich keine der Mannschaften versteckte, sondern bereits früh den Torabschluss suchten. Nach dem ersten gefährlicheren Torschuss der Verler (8.) zeigte auch die Zwote (11.) einen ersten gelungenen Spielzug über Gerrit Wegkamp, Kapitän Christian Weber und Timm Golley auf Soufian Rami. SC-Torwart Arne Kampe war allerdings einen Wimpernschlag schneller am Ball als der Mittelfeldstratege der Flingeraner. In der 21. Minute nahm das Spiel für die Gäste eine plötzliche Wende. Jannick Schröder trat Soufian Rami von hinten in die Hacken, und Schiedsrichter Jörn Schäfer zögerte keine Sekunde, ihn dafür mit Rot in die Kabine zu schicken. Der seit Monaten durch eine konstant starke Leistung bestechende Alexander Nandzik war es, der die Zwote dieses Mal auf die Siegerstraße brachte. Nach einer feinen Kombination zwischen Soufian Rami und Gerrit Wegkamp kam der Ball direkt vor die Füße des heranstürmenden Zwote-Abwehrspielers, der die Kugel aus vollem Lauf heraus aus rund dreißig Metern zum Führungstreffer unter die Latte des SC-Gehäuses hämmerte. Ein Tor Marke „Tor des Monats“, das die Zwote-Supporter Kopf stehen ließ, und über das noch lange nach dem Abpfiff begeistert gesprochen wurde. Die Flingeraner, deren Führung mittlerweile durchaus verdient war, gingen weiter engagiert zu Werke, hielten die Ordnung und setzten auf einen weiteren Treffer, der auch nicht lange auf sich warten ließ. Gerrit Wegkamp spielte Timm Golley wunderbar frei (33.), aber dessen platzierter Flachschuss traf nur den Pfosten. Glücklicherweise war Tugrul Erat zur Stelle und erhöhte im Nachschuss auf den Pausenstand von 2:0.
Der Verlauf der zweiten Spielhälfte löste sowohl bei den Supportern als auch Spielern konträren Meinungen bezüglich der Leistung der Zwoten aus. Dass sie sich nach dem Wiederanpfiff auf eine Drangperiode der Ostwestfalen würde einstellen müssen, war kein großes Geheimnis. Solche Phasen erlebt man normalerweise am Anfang der zweiten Halbzeit und, je nach Ergebnisstand, nochmals in Form einer Schlussoffensive. Daher kam es überraschend, dass die bis dahin sicher spielenden Fortunen sich von einer in Unterzahl spielenden Mannschaft über die gesamte zweite Halbzeit in die Defensive drängen ließen. Die Gäste legten zudem nun auch körperlich eine härtere Gangart ein. SC-Kapitän Guerino Capretti ging gleich zweimal richtig zur Sache. Zuerst foulte er Timm Golley von hinten, der danach ausgewechselt werden musste, und kurz darauf an der Seitenlinie auch Alexander Nandzik, der aber nach kurzer Behandlung weiterspielen konnte. Der Schiedsrichter sah trotz dieser beiden Fouls der gröberen Art von einer Verwarnung ab. Wurde die erste Spielhälfte hauptsächlich von der Offensive gewonnen, so ist der dreifache Punktgewinn im zweiten Durchgang eindeutig der starken Abwehrleistung der Zwoten zu verdanken. Wie sich schon in den vorherigen Spielen abzeichnete, und was sich im Spiel gegen Verl mehr als bestätigte, ist Christian Weber, der im offensiven wie defensiven Mittelfeld viel Ruhe und Stabilität ins Spiel bringt, für alle Standards zuständig ist und mit durchdachten Pässen häufig gute Angriffe einleitet, ein wertvoller Gewinn für die Mannschaft. Zum „Turm in der Abwehrschlacht“ wurde Evans Nyarko, der in der Innenverteidigung alles wegköpfte, was in seine Nähe kam. Tobias Klemt, Alexander Nandzik und der seit Wochen ebenfalls unspektakulär aber auf konstant hohem Niveau spielende Jörn Zimmermann ließen ebenfalls wenig zu, so dass die Flingeraner zwar unter Dauerdruck standen, die Gäste aber zu keiner wirklichen Torchance kamen. Zwote-Torwart Tim Boss strahlte wie gewohnt Ruhe aus und war immer präsent. Es war klar, dass die Fortunen mit einem gelungenen Konter das Spiel endgültig für sich entscheiden würden. Der vielversprechendste Angriff in dieser Hinsicht wurde jedoch vom Mann an der Linie wegen Abseits abgewunken. Das Match war schon lange kein Kandidat mehr für einen Schönheitspreis, lebte aber aufgrund seines Verlaufs von einer nervenaufreibenden Spannung, die drei Minuten vor dem Abpfiff eine weitere Steigerung erfuhr, als die Ostwestfalen durch einen von Guerino Capretti ausgeführten Strafstoß nach einem Foul von Marcel Hofrath an Matthias Haeder auf 1:2 verkürzten. Die Flingeraner ließen sich aber auch dadurch nicht verunsichern und brachten den wichtigen Sieg im Abstiegskampf schließlich sicher nach Hause. Lässt man einmal die Frage beiseite, ob sich die Zwote im zweiten Durchgang zu sehr von einer in Unterzahl spielenden Mannschaft hat unter Druck setzen lassen, kristallisiert sich eine andere nicht unwesentliche neue Erkenntnis heraus: eine beeindruckende mannschaftliche Geschlossenheit und Kampfbereitschaft, die man in der Hinrunde so nicht hat erkennen können. Genau diese beiden Faktoren begründen die Tatsache, dass die Zwote auch in der zweiten Halbzeit eine großartige Leistung gezeigt hat. Wie der gut gelaunte Schütze des wichtigen Führungstors nach dem Schlusspfiff nach alter Musketier-Manier anmerkte, lautet das Motto: „Einer für alle, alle für einen!“
SC-Trainer Raimund Bertels: „Ich muss vorsichtig sein mit dem, was ich sage, denn ich bin mehr als aufgewühlt. Wir haben ein packendes Spiel gesehen, aber das Manko auf dem Platz war der Schiedsrichter, der bei seiner Entscheidung zur Roten Karte auch die Platzverhältnisse hätte berücksichtigen müssen. Wir geraten durch einen Sonntagsschuss in Rückstand, haben aber auch in Unterzahl noch alles versucht. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen.“
Zwote-Trainer Taskin Aksoy: „Zuerst einmal ein Riesenkompliment an meine Mannschaft. Trotz einer angespannten Personalsituation haben wir eine maximale Punktausbeute geschafft. In der ersten Halbzeit haben wir ordentlich gespielt. Das Führungstor war vielleicht ein Sonntagsschuss, aber vorher auch perfekt herausgespielt. Im zweiten Durchgang haben wir uns zu sehr in die Defensive drängen lassen, aber ich mache der Mannschaft da keinen Vorwurf, denn sie hat eine große kämpferische Leistung gezeigt und letztlich auch das nötige Quäntchen Glück gehabt.“ (RR)
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
BossWeberKlemtZimmermannNandzik (81. Hofrath)NyarkoMüllerEratRamiGolley (56. Fahrian)Wegkamp (86. Norf)
Gelbe Karten
Boss, MüllerTrainer
Taskin Aksoy
SC Verl
KampeSchmidtCaprettiBertram (72. Budak)KaminskiSchröderBrinkerGroßeschallau (81. Safonov)Bömer-SchulteKunstmann (59. Krause)Haeder
Gelbe Karten
Schmidt
Rote Karten
Schröder (20., grobes Foulspiel)Trainer
Raimund Bertels
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
100
Schiedsrichter
Jörn Schäfer (Iserlohn)