Die Startaufstellung der Fortunen musste wieder einmal auf vielen Positionen verändert werden. Im Tor, das zuletzt zweimal von Lars Unnerstall gehütet wurde, stand diesmal Justin vom Steeg. Ihre Debüts in der Anfangsformation feierten Rico Weiler als linker Innenverteidiger und Hayrullah Alici als Sturmspitze. Die rechte defensive Außenbahn besetzte Tobias Lippold nach abgelaufener Gelb-Rot-Sperre, und Hendrik Lohmar rückte nach überstandener Erkältungskrankheit auf die offensive Sechserposition. Weitere Vertreter aus dem Lizenzkader waren Taylan Duman, Marlon Ritter und Emmanuel Iyoha.

Die Zwote setzte mit dem Anpfiff auf Offensive und hatte schon früh (2.) eine gute Chance, doch Alici verpasste eine Hereingabe von Ritter nur knapp mit dem Kopf. Die Gäste, die im ersten Durchgang nur eine Chance (10.) mit einem Schuss ans Außennetz von Benedikt Zahn hatten, igelten sich dagegen erst einmal ein und warteten mit einer massiven Fünferabwehrkette und einer vorgelagerten ebenfalls defensiv eingestellten Viererkette auf die Angriffe der Flingeraner. Die kamen auch regelmäßig einer nach dem anderen, häufig eingeleitet von Kapitän Christian Weber mit weiten Diagonalpässen auf die rechte Außenbahn zu Iyoha oder Lippold oder über links über Ritter, aber die Querpässe ins Zentrum wurden zu häufig verdribbelt und endeten immer wieder in der vielbeinigen Abwehr der Siegener. Einen platzierten Distanzschuss von Taoufiq Naciri (11.) konnte SFS-Torwart Dominik Poremba gerade noch abwehren. Ein Beispiel für die misslungenen Abschlüsse war ein schöner Angriff (20.) über Iyoha und Ritter mit Querpass auf Duman, der aber trotz einer guten Schussposition mit dem Abschluss zu lange zögerte und den Ball schließlich verlor. Kurz darauf (23.) reagierte Duman schneller, aber Poremba reagierte blitzschnell. Es war aber trotzdem nur eine Frage der Zeit, wann der erste Treffer der Zwoten fallen würde, und schließlich (34.) war es soweit: Ein Eckball von Duman kam zu Lohmar, der an der zentralen Strafraumgrenze diesmal nicht lange zögerte und mit einem Flachschuss durch die Abwehrreihen hindurch die hochverdiente Führung markierte, die danach trotz weiterer guter Chancen bis zum Pausenpfiff unverändert Bestand hatte.

Die zweite Spielhälfte zeigte zunächst das gleiche Bild. Die Fortunen stürmten und die Siegener verteidigten. Ein schneller Konter durch Weber (49.) hätte eigentlich zum nächsten Treffer der Zwoten führen müssen. Der Kapitän fing einen Ball in der Abwehr mit der Brust ab, spurtete über die gesamte Länge des Spielfelds und bediente dann Lohmar, der mit seinem Schuss aber an Poremba scheiterte. Nach einer Stunde Spielzeit konnte man als erstes Fazit feststellen, dass es den Fortunen nicht gelang, ihre gefühlten neunzig Prozent Ballbesitz in Treffer umzuwandeln, weil gut herausgespielte Möglichkeiten durch Abschlussangst und Abschlussschwäche viel zu leichtsinnig verschenkt wurden. Es gehört zu einer der Binsenweisheiten des Fußballs, dass sich vergebene Torchancen rächen können, und die Flingeraner wurden davon nicht verschont. Durch einen Abstimmungsfehler in der bisher solide agierenden Abwehr (71.) erzielte Til Baumann nach einer Ecke per Kopf den Ausgleich. Es war zu befürchten, dass die Gäste ihre Abwehr nun noch massiver formieren und sich mit einem Auswärtspunkt zufrieden geben würden. Eine Aussicht, die eine erneute Führung der Flingeraner angesichts ihrer bisherigen Torausbeute eher unwahrscheinlich erscheinen ließ. Doch diese Befürchtung bewahrheitete sich nicht. Lippold, der über neunzig Minuten eine starke Leistung bot, passte von rechts in die Mitte (76.), Alici ließ den Ball durch und Iyoha überwand Poremba mit seinem platzierten Flachschuss. Aufgrund der ständigen drückenden Überlegenheit der Zwoten gingen die meisten Fortunen im Publikum nun davon aus, dass die erneute Führung nun sicher über die Zeit gebracht würde. Ein Irrtum, wie sich schon bald (81.) herausstellte. Ein zu kurz abgewehrter langer Ball aus der Hälfte der Gäste landete vor den Füßen von Julian Jakobs, der den Ball aus dem linken Halbfeld über den sich vergeblich streckenden vom Steeg hinweg zum erneuten Ausgleich unter die Querlatte zirkelte. Die Flingeraner wollten nun mit aller Macht doch noch den Dreier holen, gingen dabei aber zu hektisch vor, so dass sie wertvolle Zeit durch überhastete Aktionen verloren. Niemand hätte geglaubt, dass die Fortunen nach dem bisherigen Spielverlauf sogar um zumindest einen Punkt noch würden zittern müssen, aber Zahn (89.) hatte tatsächlich den Siegtreffer der Sportfreunde auf dem Fuß, doch vom Steeg konnte diesen noch verhindern. Nach dem Schlusspfiff herrschte auf Seiten der Fortunen allgemeine Ratlosigkeit, wie ein souverän und drückend  überlegen geführtes Spiel mit Torchancen, die für drei Spiele gereicht hätten, gegen einen spielerisch limitierten Gegner am Ende fast noch verloren gehen konnte.

Nach den Spielen gegen Wuppertal, Bonn, Rödinghausen und Dortmund führt die Zwote ihre Negativserie der verschenkten Punkte weiter fort. Damit bringt sie sich nicht nur erneut um die Früchte ihrer eigentlich guten Leistungen, sondern auch in reale Abstiegsgefahr. (RR)