Unfassbare Serie von Punktverlusten hält an
Das Meisterschaftsspiel gegen den Aufsteiger und direkt hinter der Zwoten auf einem Abstiegsplatz positionierten TSG Sprockhövel war gleichzeitig eine Premiere, denn noch nie waren beide Vereine im Seniorenfußball gegeneinander angetreten. Somit war die Anreise in das idyllisch gelegene Baumhof-Stadion, das inzwischen den sperrigen Namen GermanFLAVOURS Travel Arena trägt, für die meisten Groundhopper unter den Zwote-Supportern eine willkommene Gelegenheit, ihrer Sammlung einen Punkt, über den zumindest sie sich freuen können, hinzuzufügen.
Trotz ihrer Personalnot durch den Ausfall von neun Spielern aufgrund von Verletzungen oder Sperren las sich die Aufstellung der Zwoten nicht wirklich schlecht. Unterstützung aus dem Lizenzkader erhielt sie durch Lars Unnerstall, Kemal Rüzgar, Emmanuel Iyoha, Justin Kinjo und Marlon Ritter, die alle auch schon Erfahrung mit Einsätzen bei der U23 haben. Außerdem kehrte mit Tobias Lippold, der in Vertretung von Christian Weber auch die Kapitänsbinde trug, ein wichtiger Stammspieler in die Abwehr der Mannschaft zurück. Weber und der gesperrte Leander Goralski waren zur Unterstützung ihrer Mannschaft angereist. Die Voraussetzungen für den Gewinn von drei wichtigen Punkten gegen den Abstieg waren also alles andere als schlecht.
In den ersten zwanzig Minuten wirkten die Gastgeber optisch leicht überlegen, aber wirkliche Gefahr ging nicht von ihnen aus. Mit der Zeit erhöhten die Flingeraner auf dem ungewohnten Kunstrasen mit einem schnellen Kombinationsspiel den Druck, gewannen immer mehr die Oberhand und erspielten sich einige gute Chancen. Nur einmal wurde Unnerstall von den Gastgebern geprüft (22), als er sich bei einem Flachschuss von Patrick Polk nach einer Ecke mächtig strecken musste. Die erste Möglichkeit für die Fortunen hatte Ritter (27.), der mit einem gut gezirkelten Freistoß aus dem linken Halbfeld aber nur das Außennetzt traf. Die nächste noch eindeutigere Chance (36.) hatte Rico Weiler nach einer Ecke von Kaan Akca, doch sein Kopfball sprang von der Querlatte zurück ins Feld. Es folgte eine schöne Kombination von Iyoha über Rüzgar und Ritter über die rechte Seite (39.), die aber erneut mit einem Schuss ans Außennetz endete. Trotz des torlosen Unentschiedens am Ende der ersten Spielhälfte ließ der Auftritt der Zwoten berechtigten Raum für positive Erwartungen an den zweiten Durchgang.
Nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff (51.) schien der bisherige Spielverlauf zunächst auf den Kopf gestellt zu werden, denn März setzte sich auf der linken Seite durch und flankte weit auf den langen Pfosten. Alpay Cin war zur Stelle und erzielte die überraschende Führung der Gastgeber. Die Reaktion der Flingeraner kam jedoch postwendend, denn noch in derselben Spielminute traf Rüzgar nach einer feinen Vorarbeit von Iyoha zum Ausgleich. Die folgenden Minuten wurden zu einem wahren Rüzgar-Festival, denn es folgte ein lupenreiner Hattrick des Zwote-Stürmers. Zunächst markierte er nach Vorarbeit von Akca (59.) die Führung seiner Mannschaft, die er anschließend mit einem Strafstoß nach einem Foul an Ritter (65.) auf 3:1 erhöhte. Es gab zu diesem Zeitpunkt trotz gegenteiliger Erfahrungen aus der Vergangenheit keinen Anlass, an einem sicheren Sieg der Fortunen zu zweifeln. Die Abwehr hatte, trotz des Fehlens der Stammspieler Weber und Goralski, bisher solide agiert, zumal auch Weiler in der Innenverteidigung immer besser in Tritt kommt und einige gute Szenen hatte. Im Mittelfeld lieferte Akca, von dem viele Impulse ausgingen, eine starke Partie, und schließlich lief es mit Rüzgar auch in der Offensive besser als in den letzten Spielen. Die Flingeraner hatten Spiel und Gegner also vollkommen sicher im Griff, so dass das Geschehen in den letzten zehn Minuten am Ende die Fortunen am Spielfeldrand und auf den Rängen einmal mehr fassungslos machte. Das „Unfassbare“, wie es von allen Fortuna-Seiten später bezeichnet wurde, begann mit einem haarsträubenden Abwehrfehler nach einem langen Ball des Gegners (81.), durch den Cin völlig frei vor Unnerstall auftauchte. Der Zwote-Keeper konnte den ersten schwachen Abschluss noch abwehren, aber im Nachschuss konnte der TSG-Stürmer zum Anschlusstreffer verwandeln. Damit hatten die Flingeraner die sichere Siegerstraße verlassen und wurden die unangenehmen Erinnerungen an vergangene Spiele geweckt, denn wieder einmal setzte bei der Mannschaft die „große Flatter“ ein, die Weber von der Seitenlinie aus durch lautstarke Anweisungen leider vergeblich zu verhindern versuchte. Zunächst konnte Unnerstall (87.) den Ausgleichstreffer durch März mit einer Glanzparade verhindern, doch in der Nachspielzeit (90.+2) dribbelte sich derselbe Spieler durch die völlig konfuse Abwehr der Flingeraner und erzielte den Ausgleich. Damit hatte die Zwote bereits zum vierten Mal einen sicher geglaubten Sieg in Endspurt noch aus der Hand gegeben. Es versteht sich von selbst, dass sich niemand über den einen am Ende sogar nur geretteten Punkt freuen konnte. Dem Gegner muss man Respekt dafür zollen, dass er sich trotz einer scheinbar aussichtslosen Situation nie aufgegeben hat und dafür auch zu recht belohnt wurde.
Es war im Vorfeld der neuen Saison allen Beteiligten klar, dass es aufgrund des Neuaufbaus der Mannschaft und des jungen Alters vieler Spieler ein schwieriges Jahr werden würde. Doch rückblickend auf die bisherigen Spiele, die überwiegend von einer starken Leistung geprägt waren, muss man feststellen, dass die Zwoten in allen ihren bisherigen Kombinationen zwar eindeutig das Potenzial für einen sicheren Tabellenplatz im Mittelfeld hat, sich aber durch ihre mangelhafte Leistung in den Schlussphasen vieler Spiele selbst um wichtige Punkte und damit in höchste Abstiegsgefahr bringt. (RR)
TSG-Trainer Andrius Balaika: „Ich habe meinen Spielern vor dem Spiel gesagt, dass im Fußball nicht nur die Qualität entscheidend ist, sondern auch der Kampfgeist, und dass man in jedem Spiel an die Grenzen gehen muss, wenn man etwas Zählbares mitnehmen will. Das haben wir heute teilweise sehr gut umgesetzt. Mit diesem Punkt, der vielleicht nicht ganz unverdient war, müssen wir leben.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
TSG 1881 Sprockhövel
BenzBuddePolkOberdorfMärzAntwi-AdjejDuddaBentaleb (75. Claus)GremmeCinWasilewski
Gelbe Karten
PolkTrainer
Andrius Balaika
Fortuna Düsseldorf U23
UnnerstallGalleskiLippoldWeilerBongaBiade (46. Can)KinjoAkcaRitterIyohaRüzgar
Trainer
Taskin Aksoy
Stadion:
GermanFLAVOURS Travel Arena
Zuschauer
350
Schiedsrichter
Philip Holzenkämpfer