Eiseskälte und kein Feuer
In einem Spiel, in dem sie es über weite Strecken an Feuer und Leidenschaft vermissen ließ, unterlag die Zwote bei eiskaltem aber sonnigen Wetter mit dem SC Wiedenbrück verdient einem Gegner, der nicht unschlagbar war, aber die erwähnten Tugenden mit auf den Rasen brachte.
Mit Lars Unnerstall, Robin Bormuth, Justin Toshiki Kinjo, Marlon Ritter, Kemal Rüzgar und Emmanuel Iyoha standen gleich sechs Spieler aus dem Lizenzkader im Aufgebot. Wieder dabei waren auch die im letzten Spiel gesperrten Hendrik Lohmar uns Leander Goralski. Eine Formation also, die aufgrund der Namen und Ambitionen nach höheren Aufgaben durchaus einige Erwartungen an ein spannendes und letztlich auch erfolgreiches Spiel wecken konnte. Doch diese Erwartungen blieben schließlich unerfüllt.
Die Zwote hatte bereits früh (3.) eine Großchance durch Rüzgar, der aber aus kurzer Distanz frei vor dem Tor an einer Fußabwehr von SCW-Torwart Marcel Hölscher scheiterte. Diese Gelegenheit blieb zunächst auch die einzige sehenswerte Szene der Flingeraner, denn es waren die Gäste, die mit einem druckvollen Spiel die Regie übernahmen und zu Chancen kamen. So musste Unnerstall (11.) gleich in höchster Not mit zwei Glanzparaden einen Treffer von Gökan Lekesiz verhindern. Eine weitere im Ansatz aussichtsreiche Szene (26.) hatten die Fortunen, als Ritter in den Strafraum eindrang und dort zu Fall kam. Rüzgar konnte den Ball erobern, doch sein Schuss wurde von einem Gegenspieler geblockt. Gerade als die Fortunen begannen, sich ein wenig vom Druck des Gegners zu befreien, kam Lekesiz (30.) auf der halbrechten Abwehrseite durch und ließ Unnerstall mit einem Flachschuss aus rund fünfzehn Metern zum Führungstreffer der Gäste keine Chance. Trotz des Rückstands schienen die Flingeraner besser ins Spiel zu kommen, doch fehlten ihnen in der Offensive die Durchschlagskraft und Konsequenz im Abschluss. Bezeichnend dafür eine Szene (37.), in der sie im Strafraum den Ball über vier Stationen spielten, statt den durchaus möglichen schnellen Torerfolg zu suchen. Eher überraschend fiel dann kurz vor dem Pausenpfiff doch der Ausgleichstreffer. Kaan Akca schlenzte einen Freistoß aus dem Mittelfeld in hohem Bogen über die Abwehrreihe der Wiedenbrücker, Goralski rannte nach vorne und beförderte den Ball knapp am rechten inneren Torpfosten vorbei ins Netz.
Nach dem Wiederanpfiff hatte Iyoha (53. und 58.) die ersten Aktionen, die aber nicht zum Erfolg führten. Zuerst scheiterte er nach einem sehenswerten Sololauf an Hölscher, und auch seinen platzierten Weitschuss nach einer Ecke von Akca machte der SCW-Keeper mit einer Glanzparade zunichte. Danach „fanden wir nicht mehr statt“, wie Taskin Aksoy in der späteren Pressekonferenz feststellte. Ein kollektiver Abstimmungsfehler in der Abwehr (60.) besiegelte schließlich die Niederlage der Zwoten. Paterson Chato Nguendong kam nach einer Flanke von rechts sträflich frei im 5-Meter-Raum an den Ball, hatte sogar noch die Zeit, diesen ungestört unter Kontrolle zu bringen und über die Torlinie zu schieben. Wer jetzt erwartet und gehofft hatte, die Flingeraner würden sich aufbäumen und vielleicht zur Abwechslung einmal einen Ausgleich in den letzten Spielminuten erzielen statt kassieren, wurde enttäuscht, denn sie agierten bis zum Schlusspfiff ohne Feuer und Leidenschaft. Man hatte teilweise den Eindruck, als sei noch nicht zu allen Spielern durchgedrungen, dass sich die Mannschaft mittlerweile im Abstiegskampf befindet und ernsthaft Gefahr läuft, den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze zu verlieren. (RR)
Zwote-Trainer Taskin Aksoy: „Wieder ein sehr ernüchterndes Spiel. Ich glaube, ich kann hier langsam eine Platte auflegen, weil ich jede Woche das gleiche erzählen muss. Eigentlich kommen wir mit einer Riesenchance ganz gut ins Spiel, doch danach war Wiedenbrück klar überlegen. Gerade als wir wieder besser nach vorne gespielt haben, fällt aus dem Nichts der Treffer, weil wir nicht konsequent dazwischen gegangen sind. Nach dem Ausgleich hätte das Momentum auf unsere Seite kippen können. Anfangs war es auch so, denn wir sind mit zwei guten Chancen von Iyoha, die der Torwart aber sehr gut vereitelt hat, gut in die zweite Spielhälfte gekommen. Wären wir in Führung gegangen, läuft das Spiel wahrscheinlich anders, aber wir fangen uns den zweiten Treffer. Chato hat sogar trotz Annahmefehler noch die Zeit, sich den Ball zurecht zu legen. So ein Tor darf einfach nicht fallen, aber wir kassieren diese wöchentlich. Danach haben wir nicht mehr stattgefunden. Es fehlten der Glauben und die Leidenschaft. Das habe ich meiner Mannschaft in der Kabine auch vorgeworfen. Man kann fußballerisch einmal unterlegen sein, aber fehlende Leidenschaft darf man sich als U23 nicht vorwerfen lassen. Wiedenbrück hat dagegen Feuer gemacht und Leidenschaft gezeigt, während bei meinen Jungs jeder sein eigenes Süppchen gekocht hat. Somit geht die Niederlage, so bitter es für uns ist, in Ordnung.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
UnnerstallLippold (C, 61. Biade)GoralskiBormuthBongaKinjoLohmarAkca (67. van Santen)Ritter (78. Can)IyohaRüzgar
Trainer
Taskin Aksoy
SC Wiedenbrück
HölscherSpinrathMerkelBatarilo-CerdicRogowski (C)ZechTwyrdyLekesiz (88. Loose)LaurettaChato NguendongLatkowski
Trainer
Alfons Beckstedde
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
166
Schiedsrichter
Selim Erk