Starke Leistung mit einem Wermutstropfen
Der Zwoten stand zuletzt bis zur Winterpause noch ein schweres Programm ins Haus. Nachdem das Auswärtsspiel letzte Woche beim Wuppertaler SV wegen der dortigen Bodenverhältnisse abgesagt wurde, empfing sie mit dem aktuellen Tabellenzweiten und designierten Aufstiegskandidaten Viktoria Köln im Paul-Janes-Stadion den nächsten starken Gegner. Während in der Woche darauf alle anderen Mannschaften der Liga den Spielbetrieb bis zum neuen Jahr einstellen, muss die Zwote zu Hause noch ein Nachholspiel gegen Rot-Weiss Essen bestreiten.
Da die Erste Mannschaft der Fortuna bereits am Vortag in einem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg angetreten war, wurden mit Lars Unnerstall, Justin Kinjo, Anderson Lucoqui, Christian Gartner, Kemal Rüzgar, Marlon Ritter und Emmanuel Iyoha gleich sieben Lizenzspieler in die Zwote abgestellt. Überraschend war die Berufung von Kinjo auf die Position des rechten Verteidigers, doch der gelernte Mittelfeldspieler erledigte seine ungewohnte Aufgabe sehr ordentlich. In den Reihen der Domstädter gab es ein Wiedersehen mit dem ehemaligen Fortuna-Spieler Timm Golley.
Die Gäste machten mit dem Anpfiff deutlich, dass sie das Paul-Janes-Stadion nicht mit leeren Händen verlassen wollten, begannen aggressiv und legten gleich ein hohes Tempo vor. Doch die von Anfang an geforderten Flingeraner waren ebenfalls sofort hellwach, reagierten auf Augenhöhe und hatten auch die erste gute Chance. Ein schöner Spielzug (10.) von Ritter über Rüzgar erreichte Iyoha, der den Ball aber aus guter Position über das Tor schoss. Es entwickelte sich ein sehenswertes Spiel von zwei Mannschaften, die engagiert und mit hohem Körpereinsatz vorgingen. Da beide Seiten sehr massiv und robust im Mittelfeld und in der Abwehr standen, waren Torchancen jedoch dünn gesät. In dieser Hinsicht lagen die Vorteile eindeutig bei den Flingeranern. Zuerst durch eine Doppelchance (24.) durch Iyoha und Lucoqui, die sich kurz hintereinander erfolgreich durch die vielbeinige Viktoria-Abwehr dribbelten, dann aber den richtigen Moment des Abschlusses versäumten. Zehn Minuten später hatte Viktoria-Torwart Philip Kühn die erste Möglichkeit, sich auszuzeichnen. Hendrik Lohmar (34.) zirkelte den Ball aus rund zwanzig Metern in Richtung des oberen rechten Torwinkels, doch Kühn konnte ihn mit einer sehenswerten Flugparade gerade noch abwehren.
Die erste Chance nach dem Wiederanpfiff (53.) hatten zunächst erneut die Flingeraner. Rüzgar dribbelte von rechts in den Strafraum, legte quer auf Iyoha, dessen zu schwacher Abschluss aber in den Armen von Kühn landete. Wenige Minuten später (59.) war es dann Ritter, der nach einer Vorlage von Iyoha aus bester Position ebenfalls am Keeper scheiterte. Das Spiel wurde nun von Minute zu Minute intensiver und kampfbetonter, und für einen Moment gerieten die Fortunen unter verstärkten Druck. In dieser Phase hatten die Gäste die besten Chancen, ihrerseits in Führung zu gehen. Zunächst schoss Sven Kreyer frei aus kurzer Distanz den Ball direkt in die Arme von Unnerstall (62.), und kurz darauf (64.) beförderte FCV-Torjäger Mike Wunderlich, der bereits 18 Saisontore auf seinem Konto hat, den Ball aus drei Metern über die Querlatte. Turbulente Szenen prägten dann die nächsten Minuten. Schiedsrichter Markus Wollenweber (67.) ahndete ein Foul von Kreyer mit einer Gelben Karte, über die dieser sich so aufregte, dass er einige unschönen Worte über seinen Gegner verlor, die den Unparteiische dazu veranlassten, seine Verwarnung zu annullieren und den Spieler mit einer glatten Roten Karte vom Feld zu schicken. Daraufhin verlor Kreyer vollständig die Contenance und musste heftig gestikulierend sanft zum Ausgang begleitet werden. Nachdem das Spiel fortgesetzt werden konnte, war es erneut Ritter (71.), der Kühn mit einem platzierten Schuss zu einer weiteren Glanzparade zwang. Die Fortunen übernahmen nun eindeutig wieder die Regie und erspielten sich eine Chance nach der anderen, doch das erlösende Tor wollte selbst aus optimalen Positionen zunächst nicht fallen. Schließlich kam einmal mehr der Moment von Rüzgar. Der Mittelstürmer der Fortunen, den auszeichnet, dass er nicht nur im Zentrum auf gute Zuspiele wartet, sondern der sich mit starker Präsenz auf dem Platz am gesamten Spielgeschehen beteiligt, wurde von Gartner mustergültig bedient und versenkte den Ball von der Strafraumgrenze zur verdienten Führung. In den nächsten Minuten folgte ein Powerplay der Zwoten, in dem sie ein regelrechtes Scheibenschießen auf das Tor veranstaltete. Doch mit ihren teilweise sehenswerten aber oft auch überlangen Dribblings blieben sie meistens der massiven Abwehr der Kölner stecken. Mitten in diese Drangphase hinein kam die kalte Dusche. Ein abgewehrter Ball landete beim eingewechselten Fatih Candan, der sprintete auf der rechten Außenbahn über fast die gesamte Spielfeldlänge allen davon und passte dann präzise in die Mitte zum Golley, der Unnerstall mit einem Flachschuss zum Ausgleich keine Chance ließ. Die Flingeraner versuchten in den Schlussminuten, die Partie noch einmal zu drehen, hatten durch Iyoha und Ritter auch noch zwei „Hundertprozentige“, doch am Ende blieb es bei der Punkteteilung. Die Freude über eine starke Leistung wurde durch den Wermutstropfen des Ausgleichstores getrübt, so dass es bei den Spielern am Ende höchstens zu einer gedämpften Zufriedenheit reichte.
Ein Diskussionsthema am Rande des Spiels und auch in der Pressekonferenz war beim Gegner der große Anteil an „Profis“ in den Reihen der Zwoten. Taskin Aksoy wies darauf hin, dass es sich, mit Ausnahme von Gartner und Unnerstall, bei diesen Spielern um U21-Spieler handelt, die zum Teil letztes Jahr noch in der U19 gespielt haben. Sie mögen Lizenzspieler sein, seien aber alleine von ihrer Erfahrung her noch weit davon entfernt, richtige Profis zu sein. Das Konzept der Zwoten sei in dieser Saison darauf angelegt, dass diese jungen Spieler zwischen der Ersten und Zwoten der Fortuna „pendeln“ und somit auf beiden Ebenen Spielpraxis sammeln und lernen können. (RR)
Zwote-Trainer Taskin Aksoy: „Wir haben ein sehr gutes Regionalligaspiel gesehen, in dem beide Mannschaften den Sieg wollten. Es ging ständig hoch und runter. Am Ende kassieren wir durch einen Konter den Ausgleich, nachdem wir mit sechs Spiel im gegnerischen Strafraum sind. Wir waren in der ersten Spielhälfte sehr aktiv, haben die Kölner früh zugestellt, so dass sie mit langen Bällen operieren mussten. Bis aus zwei Schüssen aus dem Rückraum habe ich bei den Kölnern keine großen Chancen gesehen, während wir zwei große Gelegenheiten hatten, die Kühn sehr gut vereitelt. Den zweiten Durchgang waren wir zunächst verhaltener, während Viktoria den größeren Druck ausgeübt hat und einige Chancen hatte. Dann kamen wir wieder besser ins Spiel und laufen gleich dreimal alleine auf Kühn zu und schießen ihn auf dem Boden liegend an. Das war schon bitter, denn in diesen Situationen hätte der Ball jedes Mal aus dem Netz herausgeholt werden müssen. Im Grunde bin ich aber sehr zufrieden. Es war ein schönes Spiel und natürlich hätten wir die drei Punkte mitgenommen. Doch Köln hat individuell eine hohe Qualität.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
UnnerstallKinjoGoralski (C)WeilerLucoquiNaciriGartnerLohmarRitterIyohaRüzgar
Trainer
Taskin Aksoy
FC Viktoria Köln 1904
KühnEichmeier (19. Heister)Backszat Wunderlich (C)ReicheGottschling (67. Candan)KreyerGolleySchwarz (81. Jansen)KoronkiewiczLanius
Trainer
Marco Antwerpen
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
200
Schiedsrichter
Markus Wollenweber