Ün, dö, troa... Fortuna!
Die Zwote rollt nach ihrem erneuten Sieg im heimischen Paul-Janes-Stadion gegen die andere Fortuna aus dem Süden des Kapellenstädtchens das Feld weiter von hinten auf und steht das erste Mal seit dem zweiten Spieltag nicht auf einem der bisher noch offiziellen Abstiegsplätze. Da Alemannia Aachen und Borussia Dortmund II eventuell in die Regionalliga West absteigen, steht die endgültige Zahl der Abstiegsplätze noch nicht fest.
Trainer Taskin Aksoy musste auf die beiden schnellen Außenspieler Timm Golley (Gelbsperre) und Tugrul Erat (Muskelproblem) verzichten, konnte dafür auf Ronny Garbuschewski und den wieder genesenen Gerrit Wegkamp zählen.
Dass der Tabellenzweite, trotz des 1:0-Sieges der Flingeraner im Hinspiel in der Südstadt, kein einfacher Gegner sein würde, war kein großes Geheimnis, aber nach den bisherigen Erfolgen in der Rückrunde hat die Zwote mittlerweile genügend Selbstvertrauen, sich gegen jeden Gegner etwas auszurechnen. Wie erwartet dominierten die Gäste dann auch nach fünfzehn Minuten das Spiel und erhöhten ständig den Druck. Unterstützt wurden sie von rund zweihundert Anhängern und einem älteren Herrn auf der Tribüne, der mit seinem merkwürdigen Anfeuerungsruf „Ün, dö, troa..., Fortuna!“, der regelmäßig lautstark durchs Stadion schallte und die Fangesänge aus dem Gästeblock übertönte, viel Aufmerksamkeit genoss. Trotz ihrer Überlegenheit kamen die SC-Fortunen im ersten Durchgang aber nur zu einer einzigen Torchance durch Timo Kialka, der aber am raektionsschnellen Tim Boss scheiterte. Einmal mehr war der Grund dafür eine glänzend disponierte Abwehr der Flingeraner, in deren Zentrum sich Evans Nyarko seit Wochen durch eine starke Leistung auszeichnet. Mit einem eigenen Angriffsspiel hielten sich die Flingeraner erst einmal zurück, denn durch das Fehlen der Flügelstürmer Erat und Golley und die dauerhaft in die Abwehrarbeit eingebundenen Alexander Nandzik und Jörn Zimmermann waren schnelle Konter zunächst nur selten eine Option. Auch das Mittelfeld um Kapitän Christian Weber war mehr damit beschäftigt, gegnerische Angriffe zu unterbinden, als eigene Attacken einzuleiten. Mit einem aufgrund der starken Defensivleistung der 95er-Fortunen gerechten torlosen Remis ging es in die Halbzeitpause.
In der zweiten Halbzeit brachte Taskin Aksoy mit Volkan Ekici für Robert Norf einen offensiver ausgerichteten Spieler. Trotzdem änderte sich erst einmal nicht viel am Geschehen. Die spielstarken Gäste setzten, anders als zuletzt die Sportsfreunde aus Lotte, nicht auf einen ruppigen Körpereinsatz, sondern auf ihr ansehnliches technisches Können. Sie dominierten weiter das Geschehen gegen eine aufmerksame und stabil agierende Zwote-Abwehr. Dass die Flingeraner dabei aber immer auf ihre Chance lauerten, machte sich in der 70. Minute bezahlt. Alexander Nandzik rannte mit einem eroberten Ball pfeilschnell die linke Außenlinie entlang, umdribbelte in Strafraumhöhe den SC-Fortunen Jan-André Sievers und spielte quer auf Gerrit Wegkamp. Dieser legte zurück auf Ronny Garbuschewski, der souverän den Führungstreffer markierte. Die konsternierten Südstädter mussten nun zwangsweise ihre Abwehr lockern und die Angriffsbemühungen noch verstärken. Eine der dadurch in der Defensive entstandenen Lücken nutzte Christian Weber. Er eroberte den Ball im Mittelfeld und spielte Gerrit Wegkamp mit einem feinen Steilpass in die Spitze frei. Gerrit Wegkamp lief allein auf SC-Torwart André Poggendorf zu, umspielte ihn und wurde zu Fall gebracht. Keiner der Gäste protestierte, als Schiedsrichter Martin Thomsen, der in diesem Spiel keine Gelbe Karte verhängen musste, die Notbremse von Poggendorf mit Rot ahndete und auf Elfmeter entschied. Da der Kölnern Trainer Uwe Koschinat sein Auswechselkontingent bereits ausgeschöpft hatte, musste Maurice Kühn als Feldspieler das Torwart-Trikot überstreifen. Gegen den von Ronny Garbuschewski sicher ausgeführten Strafstoß zum 2:0-Endstand hatte er aber keine Chance.
Die nach dem Schlusspfiff viel diskutierte Frage, ob es gerecht ist, dass eine Mannschaft mit den wesentlich größeren Spielanteilen am Ende als Verlierer vom Platz geht, ist eigentlich müßig, denn wie die allseits bekannte Binse lautet: „Am Ende zählen die Tore“. In der Hinrunde hat die häufig unglücklich und unter Wert geschlagene Zwote, mit Ausnahme im Südstadion bei den SC-Fortunen, mehrmals diese leidvolle Erfahrung machen müssen. Man darf außerdem nicht vergessen, dass die Flingeraner sich diesen Erfolg aufgrund einer starken Abwehr- und disziplinierten Mannschaftsleistung sowie einer effizienten Nutzung ihrer Chancen verdient haben.
SC-Trainer Uwe Koschinat: „Wir haben heute einen extremen Rückschlag nach einem großartigen Spiel in Essen hinnehmen müssen. Nach dem Sieg von Lotte in letzter Minute ist dieser Spieltag komplett gegen uns gelaufen. Die Mannschaft der Düsseldorfer war in den letzten Wochen extrem erfolgreich, aber wir haben bis zum Rückstand ein herausragendes Auswärtsspiel bestritten. Bis dahin haben wir den Ball gut laufen lassen, nach dem Tor der Düsseldorfer, die im Zentrum viel Routine und Qualität zeigten, wurden wir aber zu hektisch. Meine Mannschaft hat bis zum Ende alles gegeben, konnte das Spiel aber nicht mehr drehen. Läuferisch und kämpferisch kann ich ihr keinen Vorwurf machen. Für mich war es ein Déjà-vu-Erlebnis zum Hinspiel, bei dem wir das auch Spiel dominiert haben und am Ende mit leeren Händen dastanden.“
Zwote-Trainer Taskin Aksoy: „Ich freue mich über die drei Punkte, die teilweise etwas glücklich zustande gekommen, aber auch das Ergebnis des Selbstvertrauens meiner Mannschaft sind. Unsere Abwehr hat gegen einen starken Gegner gut gestanden. Mit Tugrul Erat und Timm Golley fehlten uns zwei wichtige Entlastungsspieler für Konter. Ich habe bei Fortuna Köln trotz Überlegenheit keine einzige herausgespielte Torchance gesehen. Wir haben mit Geduld agiert und versucht, den Gegner zu Fehlern zu zwingen. Ein gut ausgespielter Konter hat dann gereicht. Ein großes Kompliment geht an meine Mannschaft für ihre Lauf- und Kampfstärke.“ (RR)
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
BossZimmermannJuananNyarkoNandzikNorf (46. Ekici)MüllerGarbuschewskiWeberRamiWegkamp
Trainer
Taskin Aksoy
Fortuna Köln
PoggenborgFinkFlottmannLaux (76. Kessel)SieversSchaafKühnNottbeckZinkeKraus (67. Lejan)Kialka (67. Montabell)
Rote Karten
Poggenborg (81., Notbremse)Trainer
Uwe Koschinat
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
232
Schiedsrichter
Martin Thomsen (Kleve)