Psychologisch wichtiger Sprung über die Abstiegslinie
Nach dem Wuppertaler SV und Tabellenführer Borussia Mönchengladbach II traf die Zwote in ihrem dritten Auswärtsspiel in Folge mit Rot-Weiss Essen auf einen weiteren schweren Gegner. Mit einem erneuten verdienten Punktgewinn vor einer Kulisse von 6117 Zuschauern haben die Flingeraner, trotz ihrer hohen Niederlage im Stadion am Zoo, ihre schweres Auftaktprogramm nach der Winterpause mehr als gut bewältigt und den ersten Abstiegsrang aufgrund ihres besseren Torverhältnisses gegenüber dem FC Schalke 04 II verlassen. Die Nachwuchsknappen haben zwar ein Spiel weniger, aber die aktuelle Momentaufnahme der Tabelle hat sicherlich einen psychologischen Wert und kann den Fortunen durchaus als Ansporn dienen, diesen Tabellenplatz durch weitere gute Leistungen zu bestätigen.
Aus dem Lizenzkader mitgereist an die Hafenstraße waren Justin vom Steeg, Anderson Lucoqui, Gökhan Gül, Justin Toshiki Kinjo und Taylan Duman. In der Stammformation der Abwehr fehlte Leander Goralski wegen einer Gelb- und im Mittelfeld Kaan Akca wegen einer Rotsperre.
Die Zwote ließ sich von der ungewohnt großen Zuschauerkulisse nicht beeindrucken und begann selbstsicher und schwungvoll mit einer Reihe von gut kombinierten Angriffen. Die Gastgeber mussten sich daher erst einmal in der Defensive orientieren und kamen kaum zu eignen Vorstößen. Da beide Abwehrreihen sicher standen, sahen die Zuschauer die erste große Chance, in diesem Fall für die Hausherren, erst in der 26. Minute. Kamil Bednarski spielte auf den am Elfmeterpunkt postierten Marcel Platzek, doch der RWE-Torjäger konnte diese gefährliche Vorlage nicht zum Treffer nutzen. Eine noch größere Chance (30.) hatten allerdings die Fortunen etwas später. Rico Weiler spielte einen langen Steilpass auf Malte Berauer, der völlig frei auf das Tor zulief. Der Neuzugang der Zwoten versuchte, den Ball aus dem Lauf heraus zu lupfen, doch der weit herausgelaufene Robin Heller, ehemals Torhüter der Fortuna, konnte reaktionsschnell klären. Einen vielversprechenden Durchbruch in den Strafraum schaffte dann Shunya Hashimoto (38.), doch Richard Weber konnte ihn kurz vor dem Abschluss gerade noch ablaufen und zur Ecke klären. Die Flingeraner zeigten während des ersten Durchgangs eine starke Präsenz auf dem Spielfeld. Sie strahlten mit flüssigen Kombination eine große Spielfreude aus, waren immer schnell am Gegner, eroberten viele Bälle im Mittelfeld, und auch das schnelle Umschaltspiel gelang gut. Folglich gingen sie auch als die Mannschaft mit den größeren Spielanteilen in die Halbzeitpause.
Das Überraschungsmoment einer selbstsicher auftretenden Zwoten hatte im ersten Durchgang gegriffen, aber wie zu erwarten war, hatten die Gastgeber inzwischen realisiert, dass sie es mit einem starken und gut eingestellten Gegner zu tun hatten. Nach dem Wiederanpfiff drängten die Hausherren nun merklich aggressiver in die Offensive und verstärkten ständig den Druck auf die Abwehr der Flingeraner, die den Anstürmen aber gut standhielt. Trotz der guten Abwehrleistung kamen die Essener natürlich nun auch zu mehr Chancen. Die erste hatte Benjamin Baier (55.) nach einer guten Vorarbeit von Platzek, doch er verpasste haarscharf das Tor. Die nächste Großchance hatte nur zwei Minuten später (57.) Bednarski, doch Tobias Lippold konnte den Schuss mit einer anatomisch fast unmöglichen Körperhaltung gerade noch zu einer Kerze abblocken. Dieses Szenario setzte sich für die nächsten zehn Minuten fort. Die fast ausschließlich mit langen Bällen in die Spitze agierenden Gastgeber kamen serienweise zu Chancen, scheiterten aber immer wieder an den mit Mann und Maus verteidigenden Flingeranern, denen ihrerseits aber auch einige Entlastungsangriffe gelangen, so dass das Spiel auf dem Platz hin und her ging. Hendrik Lohmar (69.) versuchte es aus rund zwanzig Metern, doch Heller konnte den Flachschuss noch zur Ecke ins Toraus lenken. Wenige Minuten später (72.) brandete dann doch lautstarker Torjubel durch das Stadion. Zwote-Keeper vom Steeg konnte einen Kopfball von Bednarski aus kurzer Distanz nur abklatschen, Platzek war zur Stelle und hämmerte den Ball im 5-Meter-Raum ins Tor. Dem aufmerksamen Schiedsrichter Jonas Seeland war aber nicht entgangen, dass vom Steeg beim Schuss bereits seine Hand auf dem Ball hatte. Somit versagte er dem Treffer unter lautstarkem Protest des Essener Anhangs seine Anerkennung. In der Pressekonferenz räumte aber auch RWE-Trainer Sven Demandt später ein, dass die Entscheidung des Schiedsrichters korrekt gewesen sei. Die Stimmung auf den Rängen heizte sich danach immer mehr auf, und auch auf dem Rasen gingen die Hausherren nun ruppiger zur Sache. Doch auch hier hielten die Fortunen mit, ließen sich durch die nun härtere Gangart nicht beeindrucken und gingen auch weiterhin dahin, wo es wehtat. Der eingewechselte Kianz Froese (79.) hatte es schließlich auf dem Fuß, die Zwote für ihren Einsatz zu belohnen. Nach einem Zuspiel von Duman setzte er sich im rechten Halbfeld des 16-Meter-Raums durch, kam frei zum Schuss, doch der Ball flog knapp über den oberen rechten Winkel ins Toraus. „Im Training macht der den blind“, kommentierte später Taskin Aksoy. Langsam aber ebbte die Dauerangriffswelle der Ruhrstädter ab, so dass sich die Fortunen immer mehr aus der Umklammerung befreien und den Punkt ohne Dauerdruck über die Zeit bringen konnte. Lucoqui, der während des Spiels einige schmerzhafte Begegnungen mit seinen Gegenspielern hatte einstecken müssen, klärte in der Nachspielzeit noch einen Freistoß von Bednarski, und kurz darauf konnte sich die Zwote über einen sowohl erspielten als auch erkämpften und insgesamt verdienten Punktgewinn freuen. (RR)
RWE-Trainer Sven Demandt: „Es war ein Spiel, wie wir es mittlerweile schon ein einige Male hier erlebt haben, mit vielen Möglichkeiten für uns. In der ersten Halbzeit haben wir nicht gut gespielt, waren nicht aggressiv genug, haben auch kein gutes Positionsspiel gehabt und uns so gut wie keine Torchancen erspielt. Die zweite Halbzeit war komplett anders. Wir hatten genügend Möglichkeiten. Ich denke schon, dass wir vier, fünf Möglichkeiten hatten, aus denen wir unter normalen Umständen ein Tor machen. Das ist uns nicht gelungen, daher müssen wir leider mit dem einen Punkt irgendwie leben. Es ist eine alte Weisheit: Macht man kein Tor, kann man auch nicht gewinnen. Da muss man eventuell auch froh sein, den Punkt mitzunehmen. Es war ein Spiel, bei dem man hinten raus auch mal noch einen kriegt, obwohl ich da eigentlich nicht das Gefühl hatte. Trotzdem fand ich die zweite Halbzeit richtig gut, weil wir da auch griffiger waren und uns eben die Möglichkeiten herausgespielt haben. Aber uns hat das Tor gefehlt."
Spiele der Teams
Aufstellung:
Rot-Weiss Essen
HellerMaluraWeberZeigerCokkosan (76. Rabihic)BaierLucas (80. Ngankam)GrundPlatzekLöningBednarski
Gelbe Karten
Baier, PlatzekTrainer
Sven Demandt
Fortuna Düsseldorf U23
vom SteegKinjoLippoldGülWeilerLucoquiNaciri (90. Bonga)BerauerDuman (86. Galleski)LohmarHashimoto (76. Froese)
Gelbe Karten
Lohmar, Hashimoto, KinjoTrainer
Taskin Aksoy
Stadion:
Stadion Essen
Zuschauer
6117
Schiedsrichter
Jonas Seeland