Großes Spiel vor kleiner Kulisse
Nach drei Auswärtsspielen trat die Zwote endlich das erste Mal nach der Winterpause im heimischen Paul-Janes-Stadion an. Das wichtige Spiel um Punkte im Abstiegskampf gegen den SV Rödinghausen hätte sicherlich eine größere Kulisse als magere 161 Zuschauer verdient gehabt, zumal die Wetterbedingungen für diese Jahreszeit angenehm waren und das Match der Zweitligamannschaft, was selten genug vorkommt, nicht zeitgleich stattfand. Die Besucher aber, unter denen kaum Anhänger aus Rödinghausen auszumachen waren, die den Weg nach Flingern gefunden hatten, wurden mit einem spannenden, unterhaltsamen, torreichen und am Ende für die Zwote erfolgreichen Regionalligaspiel belohnt.
Neben Lars Unnerstall standen aus dem Lizenzkader auch Gökhan Gül, Justin Kinjo, Taylan Duman, Anderson Lucoqui und Arianit Ferati in der Anfangsformation. Die Aufgaben des Mannschaftskapitäns der Zwoten hat Tobias Lippold in Vertretung des langzeitverletzten Christian Weber übernommen.
Kurz nach Spielbeginn (2.) hatten die Flingeraner bereits ihre erste Großchance. Ferati spielte auf der rechten Seite steil auf Hendrik Lohmar, der Shunya Hashimoto mit einem weiteren Steilpass auf die Reise schickte. Der Mittelstürmer der Zwoten legte quer in den Strafraum auf Duman, der frei zum Schuss kam, aber knapp am rechten Torpfosten vorbei zielte. Die Flingeraner setzten nach, schienen schnell die Oberhand im Spiel zu gewinnen und gerieten trotzdem plötzlich und völlig unerwartet in Rückstand. Zunächst zog SVR-Stürmer Konstatin Möllering (11.) aus rund zwanzig Metern ab, traf den Ball so perfekt, dass dieser unhaltbar für Unnerstall knapp am Torpfosten vorbei in den rechten unteren Torwinkel sauste. Die Fortunen hatten diesen ersten Nackenschlag noch nicht ganz verdaut, da spitzelte Stefan Langemann (13.) nach einer Unaufmerksamkeit in der Abwehr den Ball aus kurzer Distanz zum zweiten SVR-Treffer ins Netz. In den folgenden rund fünfzehn Minuten stand die weitere Entwicklung des Spiels der Flingeraner auf der Kippe. Zunächst sah es aus als würden sie einbrechen und vom Gegner „abgeschossen“, wie Zwote-Trainer Taskin Aksoy später kommentierte, doch die Mannschaft stabilisierte sich wieder und nahm den Kampf gegen die drohende Niederlage an. Der Erfolg ließ auch nicht lange auf sich warten. Lippold (27.) schlug von der rechten Außenbahn eine Flanke in den Strafraum, und Hashimoto donnerte den Ball in bester Manier eines Mittelstürmers ins Tor. Die nächste Großchance hatte Kinjo (34.), der mit einem Kopfball aus rund drei Metern am Blitzreflex des SVR-Torwarts Tim Paterok scheiterte. Kurz darauf musste Unnerstall (36.) sein ganzes Können aufbieten, als er mit einer sehenswerten Flugparade einen Weitschuss von Lars Hutten aus dem linken oberen Torwinkel ins Toraus lenkte. Lippold, der über neunzig Minuten eine bärenstarke Leistung zeigte und, gemeinsam mit Lohmar, einen großen Anteil daran hatte, dass die Zwote nach dem doppelten Rückschlag wieder in die Spur fand, sorgte mit weiten Einwürfe im Stil des legendären Harald Katemann immer wieder für höchste Gefahr im Strafraum der Gäste. Mit einem insgesamt unglücklichen Rückstand gingen die Fortunen in die Halbzeitpause, aber die Stimmung unter den Supportern war aufgrund der Leistung ihrer Mannschaft durchaus zuversichtlich.
Mit dem Wiederanpfiff knüpfte die Zwote nahtlos an ihr druckvolles Spiel an, das sie zum Ende des ersten Durchgangs gezeigt hatte. Man merkte der Mannschaft an, dass sie daran glaubte, das Spiel noch zu ihren Gunsten drehen zu können. Gestärkt wurde dieser Glaube (57.) durch den Ausgleichstreffer von Kinjo, der einen von Ferati ausgeführten Freistoß mit dem Kopf verwandelte. Das Spiel wurde nun immer intensiver geführt, und die Gäste setzten ihre körperliche Robustheit immer stärker ein. Während ebenso robusten Spieler, wie Lippold, Lohmar, Lucoqui oder Leander Goralski, dem gewachsen waren und selbst gut austeilen konnten, musste sich so mancher Nachwuchsspieler erst an die schmerzhaftere Seite des Fußballs gewöhnen. Die härtere Spielweise artete jedoch nicht in grobe Fouls aus, und der souverän leitende Schiedsrichter Jörn Schäfer hatte die Partie immer gut im Griff. Ein weiterer Freistoß von Ferati (69.) leitete die mittlerweile hochverdiente Führung der Flingeraner ein. Der Ball landete bei Gül, der aus rund 25 Metern eine Bogenlampe in Richtung des langen oberen Torwinkels zielte. Paterok konnte den Ball zwar abwehren aber nicht festhalten. Goralski war zur Stelle und köpfte die Kugel ins Tor. Bis eine Minute vor Ablauf der regulären Spielzeit hatten die Fortunen das weitere Geschehen gut im Griff. Dann war es den beiden besten Spielern auf dem Platz vorbehalten, ihre starke Leistung mit einer gemeinsamen Aktion zu krönen. Lohmar setzte sich auf der linken Seite durch und legte dann zurück in die Mitte auf den heranstürmenden Lippold, der nach einem Anlauf von rund fünfzig Metern den Ball mit einem Gewaltschuss zum 4:2 in die Maschen jagte. Trotz einer bis dahin souveränen Spielführung und eines Vorsprungs mit zwei Toren in der Nachspielzeit ersparten die Fortunen ihrem Anhang nicht das in dieser Saison übermäßige Zittern vor späten Gegentreffern, denn den Gästen gelang tatsächlich noch der Anschlusstreffer, und in der vierten Minute der Nachspielzeit hatten sie noch einen Freistoß, der nochmals hätte gefährlich werden können. Schließlich aber besiegelte der erlösende Schlusspfiff einen Dreipunktegewinn, mit dem die Zwote ihre Position auf einem Nichtabstiegsplatz untermauert hat.
Man kann nach einer guten Mannschaftsleistung nur schwerlich einzelne Spieler hervorheben. Nach dem Spiel gegen Rödinghausen ist es jedoch angebracht, auf die starke Leistung von Lippold und Lohmar hinzuweisen, mit der sie ihr Team, das nach dem frühen Rückstand in ein Loch zu fallen drohte, wieder aufgerichtet und zum verdienten Sieg geführt haben. (RR)
Zwote-Trainer Taskin Aksoy: „Eigentlich hat das Spiel für uns mit der Riesenchance nach zwei Minuten sehr gut begonnen. Wenn man dann gleich mit zwei Toren plötzlich in Rückstand gerät, fühlt man sich wie in einem Alptraum. Dass die Mannschaft aber so gut reagiert hat, ist gegen ein robustes Team wie Rödinghausen nicht selbstverständlich. Doch die Jungs und auch wir haben weiter an einen Erfolg geglaubt, und wichtig war natürlich der Anschlusstreffer noch in der ersten Spielhälfte. Sehr gut auch, dass wir ausgehend von Standards noch zwei Tore machen, denn dafür sind wir nicht gerade berühmt. Als junge Mannschaft will man dann noch den fünften Treffer machen, statt den Vorsprung zu verwalten. So fangen wir uns noch den Anschlusstreffer und geraten noch einmal in Gefahr, weil immer noch mal ein Ball, durchrutschen kann. Damit hätten sich die Jungs fast um ihren Lohn gebracht. Bis auf die Phase zwischen der fünften und zwanzigsten Minute, in der wir drohten, abgeschossen zu werden, hat sich die Mannschaft durch ihren leidenschaftlichen Einsatz den Sieg verdient.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
UnnerstallLippold (C)GülGoralskiLucoquiNaciriKinjo (60. Froese)Duman (90.+3)LohmarFeratiHashimoto (83. Berauer)
Trainer
Taskin Aksoy
SV Rödinghausen 1970
PaterokHarderVelagicHutten (71. Steffen)BülterSchlottke (57. Kargbo)LangemannKnystockKacinoglu (C)Möllering (63. Bernhardt)Kunze
Trainer
Alfred Nijhuis
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
161
Schiedsrichter
Jörn Schäfer