Entspannte Abschlussfahrt nach Westfalen
Das Auswärtsspiel beim SC Wiedenbrück wurde im Verlauf der Rückrunde lange Zeit als das wohl entscheidende Spiel um den Klassenerhalt gehandelt. Da aber die Zwote mit ihrem Sieg gegen die TSG Sprockhövel den sportlichen Verbleib in der Regionalliga West bereits eine Woche früher als erwartet sichergestellt hatte, konnte sie ganz entspannt die Reise in das beschaulich-gemütliche Jahnstadion antreten.
Spiele beim SC Wiedenbrück sind immer ein angenehmer Terminpunkt im Zwote-Kalender, denn das Umfeld ist freundlich, der Stadionsprecher quält die Zuschauer nicht mit dem unlustigen und unsportlichen „Danke-Bitte“-Blödsinn und noch nie haben die Fortunen die Heimreise ohne wenigstens einen Punkt im Gepäck angetreten. Die Bilanz der Zwoten gegen die Westfalen liest sich mehr als gut, denn in den letzten zehn Begegnungen gab es sieben Siege, zwei Unentschieden und nur eine Niederlage im heimischen Paul-Janes-Stadion. Da auch für die Gastgeber der Klassenerhalt sicher war, ging es in diesem Spiel, wenn überhaupt, nur noch um die Frage, wer von beiden Mannschaften die Saison auf dem höheren Tabellenplatz beenden würde. Mit ihrem Sieg zog die Zwote nicht nur an den Hausherren vorbei, sondern ließ sogar noch den SC Verl hinter sich und landete schließlich auf einem dem Saisonverlauf nach nicht unbedingt erwarteten 12. Tabellenplatz. Wie beeindruckend die Aufholjagd der Flingeraner in der Rückrunde war, lässt sich daran ablesen, dass sie diese mit einem Rückstand von acht Punkten auf den Dauerrivalen und Gradmesser FC Schalke 04 II gestartet und mit einem Vorsprung von sieben Punkten auf die Knappen abgeschlossen hat. Die Zwote hat in allen Saisons mit Taskin Aksoy als Trainer die Liga sportlich gehalten und keine mit weniger als 41 Punkten abgeschlossen.
Das erste Mal in der Anfangsformation der Fortunen stand U19-Spieler Moritz Montag, der den verletzten Malte Berauer ersetzte und mit einer sehr starken Leistung über 90 Minuten überzeugte.
Bei angenehmen Vorfrühlingswetter starteten die Fortunen selbstbewusst mit flüssig kombinierten Angriffen, die zu einer frühen Führung führten. Arianit Ferati (6.) spielte nach außen auf Montag, der passte nach einem kurzen Lauf zu Kianz Froese, der den Ball aus kurzer Distanz über die Linie beförderte. Die Zwote setzte munter nach und ließen die Gastgeber kaum ins Spiel kommen. Eingeleitet wurden die Angriffe der Flingeraner entweder von Rico Weiler, der im 222. Regionalligaspiel seiner Karriere lange Pässe quer über den Platz auf die linke Seite zu Montag oder den omnipräsenten Ferati spielte, oder von Taylan Duman, Hendrik Lohmar und Taoufiq Naciri, die aus dem Mittelfeld mit Steilpässen entweder Froese oder Shunya Hashimoto in Szene setzten. Es blieb jedoch bei vielen guten Ansätzen, die aber am Ende nicht konsequent ausgespielt wurden. Da die Flingeraner scheinbar mühelos ihre Überlegenheit ausspielen konnten, wurden sie übermütig, versuchten einige Kabinettstückchen und wurden prompt bestraft. Die Gastgeber, die bisher erst einen Torschuss (12.) von David Lauretta auf der Habenseite verbucht hatten, starteten nach einem leichtsinnigen Ballverlust der Fortunen (27.) einen Konter über links. Sebastian Spinnrath flankte nach innen, Stipe Batarilo-Cerdic hatte freie Schussbahn und ließ Tim Wiesner keine Chance. Der Effekt des Ausgleichs war, dass die Gastgeber jetzt im Spiel waren und die Fortunen ihre Konzentration wiederfanden. Es entwickelte sich ein munterer Schlagabtausch, der mit einem insgesamt leistungsgerechten Unentschieden in die Pause ging.
Kurz nach dem Wiederanpfiff (49.) wurde Wiesner mit einem Kopfball von Nguendong Chato das erste Mal ernsthaft geprüft und vereitelte die Führung der Gastgeber durch eine reaktionsschnelle Parade. Im Gegenzug legte Froese (50.) einen guten Ball für Duman auf, doch dessen Schuss strich knapp über das lange Toreck. Die Fortunen drehten nun richtig auf und wurden, wie schon im ersten Durchgang, auch sofort belohnt. Der für den verletzten Hendrik Lohmar in der Pause eingewechselte Kaan Akca (55.) spielte Hashimoto mit einem Steilpass frei, und der Torjäger der Zwoten ließ sich die Chance zu seinem siebten Saisontreffer nicht entgehen und brachte seine Mannschaft mit einem Flachschuss ins lange Eck wieder in Führung. Danach gaben die Flingeraner das Spiel nicht mehr aus der Hand. Die Abwehr mit Tom Zündorf, Weiler, Newcomer Montag und Tobias Lippold, der die Mannschaft in Vertretung von Christian Weber als starker Kapitän fast durch die gesamte Saison geführt hat, zeigte sich auch nochmals von ihrer besten Seite und war ein sicherer Rückhalt für die Offensive, die noch zwei Riesenchancen zum Ausbau der Führung hatten. Aber sowohl Froese (87.) als im Nachschuss auch Hashimoto trafen nur den Pfosten. Schließlich beendete die Zwote das Spiel siegreich und damit eine Saison, die man aufgrund ihrer emotionalen Achterbahnfahrt so schnell nicht vergessen wird. Die erfolgreichsten Torschützen der Zwoten waren Kemal Rüzgar, Kianz Froese und Shunya Hashimoto mit jeweils sieben Treffern.
Im Rahmen einer kleinen Saisonabschlussfeier in der bar95 drückte Taskin Aksoy der Mannschaft gegenüber seinen Dank und Respekt für ihre großartige Leistung in der Rückrunde aus. NLZ-Leiter Frank Schaefer verabschiedete die Spieler, die den Verein verlassen werden. In einer kurzen Ansprache bedankte sich bei der Mannschaft für ihre unglaubliche Aufholjagd und den Klassenerhalt und gab allen Spielern mit auf den Weg, diese Saison in ihrer weiteren Karriere nicht als ein verlorenes Jahr im Abstiegskampf, sondern als eine positive und lehrreiche Erfahrung mit einer respektablen Leistung im Gedächtnis zu behalten.
SCW-Trainer Alfons Backstedde: „Glückwunsch an die Fortuna und Respekt dafür, wie sie nochmal ihren Kopf aus der Schlinge gezogen hat. Zum Spiel sei gesagt, dass nicht alle meine Spieler von ihrer Einstellung her heute bereit waren, noch einmal alles zu riskieren. Das fand ich eher negativ und hat mich etwas enttäuscht. Aber als Trainer muss man die Dinge manchmal sehen, wie sie sind. Ich wünsche dem SCW und meinem Nachfolger für die Zukunft alles Gute.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
SC Wiedenbrück
WeekeSpinrath (83. Kadric)MerkelBatarilo-Cerdic (59. Volkmer)Rogowski (C)Zech (64. Lekesiz)BüyüksakaryaTwyrdyLaurettaChato NguendongWolff
Gelbe Karten
Zech, TwyrdyTrainer
Alfons Beckstedde
Fortuna Düsseldorf U23
Wiesner (87. Kampmann)Montag (87. Haub)ZündorfWeilerLippold (C)NaciriDumanFeratiLohmar (46. Akca)FroeseHashimoto
Trainer
Taskin Aksoy
Stadion:
Jahnstadion
Zuschauer
385
Schiedsrichter
Mario Heller