Totgesagte leben länger
Die Zwote konnte im letzten und entscheidenden Spiel um den Klassenerhalt gegen die bereits abgestiegene U23 des MSV Duisburg den Klassenerhalt in der Regionalliga West in buchstäblich letzter Sekunde noch sicherstellen.
Vor dem Anpfiff wurden der langjährige Co-Trainer Amir Ben Said, der sein Amt aus familiären und beruflichen Gründen niederlegt und dessen Aufgaben in der neuen Saison der ehemalige Fortuna-Profi Matthias Jack übernehmen wird, sowie die Spieler verabschiedet, die den Verein verlassen werden: Sebastian Michalsky, ehemaliger Zwote-Kapitän (wechselte bereits in der Winterpause zu den Sportfreunden Baumberg), Alexander Nandzik (wechselt zum SV Wehen Wiesbaden), Pascal Schmidt, Dennis Krol, David Machnik, Taiki Hirooka, Tobias Klemt, Robert Norf (wechselt zu TuRU Düsseldorf), Dennis Zaworski, Jules Schwadorf (wechselt zur TSG 1899 Hoffenheim II) und Justin Walker. Unter den Zuschauern auch Jeron Hazaimeh, der ehemalige Innenverteidiger der Zwoten, der mittlerweile für den Chemnitzer FC spielt.
Die bei schönem Wetter ins Paul-Janes-Stadion gepilgerten 2200 Zuschauer, in großer Überzahl Fortuna-Anhänger, die eine rot-weiße Kulisse bildeten, die man bei Zwote-Spielen nur selten erlebt, sahen kein gutes aber dafür ein bis zur letzten Sekunde spannendes und nervenaufreibendes Kampfspiel. Die Gäste aus Duisburg verteilten keine Geschenke, denn sie wollten nach einigen herben Niederlagen ihren vorletzten Tabellenplatz vor dem FC Kray verteidigen und sich mit Anstand aus der Regionalliga verabschieden. Die Zwote tat sich, wie häufig in der Saison, schwer damit, selbst das Spiel machen zu müssen. Sie begann zwar druckvoll und kam zu zwei guten Chancen durch Ihlas Bebou (11.) und Bastian Müller (13.), verlor danach aber gegen die tief stehenden und auf Konter lauernden Duisburger immer mehr ihre Präzision im Angriff. Die Gäste hatten ihrerseits zwei gute Chancen durch Ismael Öztürk (37.) und Eren Taskin (40.), die aber ebenfalls nicht genutzt wurden. Nachdem Evans Nyarko noch eine gefährliche chaotische Situation im Strafraum der Zwoten bereinigt hatte, ging es in die Halbzeitpause.
Die Gästeführung kam überraschend. Eren Taskin zirkelte einen Freistoß von der rechten Seite auf den langen Torwinkel, der abgewehrte Ball landete bei Rijad Tafilovic, der Tim Boss mit einem Flachschuss aus rund sechzehn Metern keine Chance ließ. Die Flingeraner verdauten diesen Schock gut und versuchten, ihrem Spiel mehr Druck zu verleihen. Ihren Aktionen wirkten aber über weite Strecken zu nervös und überhastet, was zu vielen unnötigen Ballverlusten führte. Fast schien es, als sei die Zwote gefangen in ihrer eigenen in Auswärtsspielen erfolgreich praktizierten Taktik, tief in der Abwehr zu stehen und über schnelle Konter zum Erfolg zu kommen. Gegen einen Gegner, der genau mit dieser Taktik agierte, gelang es ihr nicht, auf eine aggressive Spieldominanz umzuschalten. Höhepunkte waren bis kurz vor dem Schlusspfiff ein Flachschuss von Tugrul Erat (79.), den der MSV-Keeper mit einer Glanzparade vor der Linie abfing, und eine reaktionsschnelle Fußabwehr von Tim Boss gegen Ismael Öztürk (81.). Mittlerweile wussten alle im Stadion aufgrund der Ergebnisse in den anderen Spielen, dass den Fortunen ein einziger Punkt zum Klassenerhalt reichen würde. Die Spannung wurde fast unerträglich. Den Flingeranern lief nun die Zeit davon, und sie schienen trotz ihrer ehrlichen Bemühungen und der lauten Anfeuerungsrufe von den Rängen meilenweit vom Ausgleichstreffer entfernt. Der fast schon unerwartete glückliche Ausgang war schließlich zwei Personen zu verdanken, die sich in dieser angespannten Situation durch Mut zur Entscheidung auszeichneten. Ausgerechnet dem Torschützen der Gäste, Rijad Tafilovic, unterlief bei einem Abwehrversuch im Strafraum ein Handspiel. Schiedsrichter Jörn Schäfer hatte den Mut, in der 90. Minute auf Strafstoß zu entscheiden, und Alexander Nandzik zögerte keine Sekunde, die Verantwortung für die auf Messers Schneide stehende Entscheidung zwischen Abstieg oder Klassenerhalt zu übernehmen. Der rechte Verteidiger trat zur Ausführung an, behielt die Nerven und verwandelte sicher. Kurz darauf beendete der Referee die Partie unter dem grenzenlosen Jubel aller Düsseldorfer.
Die Zwote, zu Beginn der Saison von vielen Experten als ein sicherer Abstiegskandidat gehandelt, hat nach einer Hinrunde, die diese Prognose zu bestätigen schien, durch eine sensationelle Rückrunde den für unmöglich gehaltenen Klassenerhalt geschafft und sogar noch den 12.Tabellenplatz erobert. Ungewöhnlich und bemerkenswert ist, dass es dem Trainergespann Taskin Aksoy und Amir Ben Said in der kritischsten Phase im Abstiegskampf sogar noch gelungen ist, sechs U19-Spieler an die Mannschaft heranzuführen und, im Fall von Ihlas Bebou und Muhammet Karpuz, erfolgreich in diese zu integrieren.
MSV-Trainer Uwe Schubert: „Die Zuschauer haben ein spannendes und abwechslungsreiches Spiel mit einem glücklichen Ausgang für die Fortuna gesehen. Das Ergebnis geht in Ordnung. Wir wollten für uns als versöhnlichen Abschluss gewinnen und zu Null spielen. Nach einer längeren Abtastphase ist uns das Tor durch einen U19-Spieler gelungen. Die Fortunen mussten danach kommen. Es war ein Spiel mit vielen Zweikämpfen. Wir haben unser Ziel letztlich nicht erreicht, aber wir waren ja schon abgestiegen. Ich wünsche den Fortunen viel Glück für die kommende Saison.“
Zwote-Trainer Taskin Aksoy: „Das war ein Herzschlagfinale, das ich mir gerne erspart hätte. Nach unserer großartigen Rückrunde wäre ein Abstieg bitter gewesen. Alle konnten die Nervosität und Verkrampfung meiner Mannschaft spüren. Wir haben aber bis zum Ende an den Klassenerhalt geglaubt. Kompliment an Alexander Nandzik dafür, wie er in dieser angespannten Situation die Nerven bewahrt hat, und insgesamt ein Riesenkompliment an die Mannschaft. Wir werden auch nächstes Jahr wieder, mit einer wohl noch jüngeren Mannschaft, wieder versuchen, Fußball zu spielen.“ (RR)
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
Boss Fahrian (66. Akca)NyarkoKlemtNandzikWeber (C)EratEkici (77. Aydin)Hofrath (79. Fejzullahu)Bebou
Trainer
Taskin Aksoy
MSV Duisburg II
Lenz (C) MißbachStepanek (41. Tafilovic)AkarcaTsourakis (85. Yolasan)SoumahTaskinGjasulaReinertÖztürkGoralski (90. Hitpaß)
Gelbe Karten
Stepanek, AkarcaTrainer
Uwe Schubert
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
2200
Schiedsrichter
Jörn Schäfer (Iserlohn)