Nur Wille, aber kein Weg
Kurz vor der nahenden Winterpause hat die Zwote es mit ihrer Heimniederlage gegen ihren direkten Tabellennachbar versäumt, sich deutlicher von den Abstiegsrängen abzusetzen. Dabei wäre ein Punktgewinn gegen die SG Wattenscheid durchaus machbar gewesen, hätten sich die Flingeraner auf ihre fußballerischen Qualitäten besonnen, statt über weite Strecken der Begegnung weit unter ihrem eigentlichen Niveau zu agieren.
Dabei begannen die Fortunen vielversprechend und hatten bereits früh (5.) eine todsichere Chance. Zwote-Keeper Thorsten Stuckmann spielte einen weiten Abschlag auf Jerome Kiesewetter, der legte nach einem kurzen Lauf quer auf Kianz Froese, der den Ball aber über die Querlatte schoss. Es folgte eine Kollektivchance der Fortunen (13.), bei der Tarsis Bonga, Dario Bezerra Ehret und weitere Flingeraner es mit Schüssen aus aussichtsreichen Positionen versuchten, die aber immer wieder aus der der SGW-Abwehr zurückkamen, bis Moritz Montag schließlich den letzten Nachschuss ins Toraus drosch. Es entwickelte sich ein insgesamt ausgeglichenes Spiel, in dem die Gäste bis zur 25 Minute bereits sechs Foulfreistöße und eine Ecke herausholten, während die Zwote keine Standardsituationen verzeichnete. Die nächste Chance (28.) hatten aber wieder die Flingeraner. Kiesewetter setzte den ehemaligen Zwote- Torwart Edin Sancaktar am kurzen Pfosten unter Druck, passte quer auf Froese, der aber auch diesmal den Ball nicht kontrolliert verwerten konnte. Kurz darauf kam der kanadische Nationalspieler selbst frei durch (31.) und wollte nach innen auf Joshua Laws passen, aber Sancaktar konnte den Ball noch abfangen. Rund zehn Minuten vor dem Pausenpfiff sah sich Taskin Aksoy gezwungen, den gelb-rot-gefährdeten Gökhan Gül vom Platz zu nehmen; für ihn kam Tom Zündorf. Die Gäste erspielten sich im zweiten Abschnitt des ersten Durchgangs zwar eine leichte optische Überlegenheit, die klareren Torchancen aber hatten die Fortunen.
Kurz nach dem Wiederanpfiff (49.) erlebten die 130 Zuschauer den letztlich entscheidenden Moment des Spiels. Stuckmann konnte gegen den schnellen und immer gefährlichen SGW-Stürmer Joseph Boyamba noch bravourös retten, aber im folgenden Kampf im Strafraum sah Schiedsrichter Andreas Steffen ein Foul von Montag an Angelo Langer und entschied auf Strafstoß, den Manuel Glowacz, der regelmäßig gegen die Zwote trifft, sicher verwandelte. Ein zweiter Treffer der Gäste (53.) wurde von Steffen, nach Rücksprache mit seinem Assistenten an der Linie, wegen Abseits nicht anerkannt. Die Wattenscheider ruhten sich auf ihrer Führung nicht aus, sondern drängten die Fortunen immer mehr in die Defensive. Man konnte den Flingeranern, wie auch Aksoy anschließend in der Pressekonferenz anmerkte, den Willen nicht absprechen, aber in der fußballerische Umsetzung fehlten die zündenden Ideen. Bis auf zwei annähernden Chancen durch Schüsse von Montag (61. und 78.), die beide von Sancaktar pariert wurden, kam von den Flingeranern nichts Erwähnenswerte mehr. Auszeichnen konnte sich nur noch Stuckmann, der zunächst (67.) seine ganze Erfahrung auspackte und einen Lupfer des allein vor ihm auftauchenden Boyamba seelenruhig aus der Luft pflückte, und danach (71.) einen Fernschuss von Demir Tumbul reaktionsschnell über die Latte lenkte. Der 36-jährige Neuzugang und inzwischen auch Mannschaftskapitän erweist sich bereits nach kurzer Zeit als ein wichtiger Rückhalt der Zwoten, da er eine Sicherheit ausstrahlt, die sich auf die von ihm lautstark dirigierte Mannschaft vor ihm überträgt. Die Abwehr der Fortunen zeigte auch eine durchaus ordentliche Leistung, denn die Gäste konnten sie nur per Elfmeter überwinden. Was fehlte, waren Phantasie, Inspiration, Gedankenschnelligkeit und Präzision im Offensivspiel. Qualitäten, ohne die man eine gut organisierte und disziplinierte Mannschaft wie die der SG Wattenscheid nicht besiegen kann. (RR)
Zwote-Trainer Taskin Aksoy: „Wie Farat richtig sagte, geht der Sieg der Wattenscheider aufgrund der zweiten Halbzeit in Ordnung. In der ersten Hälfte war ich durchaus zufrieden mit meiner Mannschaft. Wir haben defensiv wenig zugelassen und vorne die eine oder andere Torchance gehabt. Wir waren präsent, auch wenn die fußballerische Qualität beim letzten und vorletzten Pass und im Durchsetzungsvermögen noch gefehlt hat. Wir hätten das Spiel im ersten Durchgang erst gewinnen können, dann wurde es zu einem typischen 0:0-Spiel, von dem wir in der Halbzeitpause gesagt haben, dass wir dieses Ergebnis zunächst halten müssen, da sich zum Ende des Spiels wohl noch die Räume für unsere schnellen Spieler ergeben würden. Doch dann verursachen wir den Elfmeter, und so ein Spiel kann man wahrscheinlich nur durch ein solches Tor gewinnen. Danach war ich maßlos enttäuscht von meinen Spielern, denn diese zeigten kaum eine Reaktion, kein Durchsetzungsvermögen und keine Leidenschaft. Den Willen will ich ihnen nicht absprechen, aber die fußballerische Qualität hat einfach gefehlt. Viele einfache Fehlpässe, Fehler in der Ballannahme beim ersten Kontakt, keine einzige Torchance im zweiten Durchgang. So kann man ein Spiel einfach nicht gewinnen.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
StuckmannMontagGül (36. Zündorf)SchneiderLucoquiBezerra EhretKiesewetter (85. Arifi)LawsFroeseMajic (59. Hashimoto)Bonga
Gelbe Karten
Schneider, Gül, Bezerra Ehret, BongaTrainer
Taskin Aksoy
SG Wattenscheid 09
SancaktarLangerJakubowskiTunga MalandaErwig-Drüppel (90. Demircan)Boyamba (89. Neustädter)GlowaczObstTumbul (77. Tietz)CleverSchneider
Gelbe Karten
CleverTrainer
Farat Toku
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
130
Schiedsrichter
Andreas Steffen