Dreifacher Punktgewinn an der Fleischfabrik
Trotz einer von Zwote-Trainer Taskin Aksoy als „eher durchwachsen und spielerisch holprig“ bewerteten Vorbereitung in der Winterpause ist die Zwote mit einem Auswärtssieg beim SC Verl erfolgreich in die restliche Rückrunde gestartet.
Das Spiel konnte allerdings nicht in der heimischen Sportclub Arena des SC Verl ausgetragen werden, sondern wurde in die Tönnies Arena im nahegelegenen Rheda-Wiedenbrück verlegt. Den Grund dafür kann man durchaus als ein Kuriosum bezeichnen. Nach dem Neubau der Tribüne ist der Rasenplatz im Verler Stadion vollständig umschlossen, erhält weniger Durchlüftung und trocknet dadurch langsamer. Im Boden haben sich Larven von Wiesenschnaken eingenistet, die bei der örtlichen Krähenpopulation eine beliebte Nahrungsquelle sind. Das Ergebnis ist ein von Schnäbeln durchpflügter Rasen, der für Dehnungen und Risse von Bändern sowie andere orthopädische Verletzungen geradezu prädestiniert ist.
Der Fleischgroßhändler Tönnies hat sich mit seiner Betriebssportanlage ein schmuckes kleines Stadion mit Kunstrasen gebaut, das umgeben ist von zwei großen Lkw-Parkplätzen, einer Durchgangsstraße und den eigentlichen Schlacht- und Verwaltungsgebäuden. Akustisch untermalt wurde das Spiel durch das lautstarke Dauerbrummen der Kühleinheiten einer auf den Parkplätzen auf ihre Beladung oder Abholung wartenden Armada von Tiefkühlaufliegern.
Dass das Spiel auf einem Kunstrasen ausgetragen wurde, stellte für die Zwote kein Problem dar, denn sie hatte in der Vorbereitung fast alle ihre Spiele und auch Trainingseinheiten auf dem Kunstrasenplatz im Arena-Sportpark absolviert. Aufgrund der mehr als angespannten Torwartsituation bei Fortuna konnte Maduka Okoye aus der U19 im Tor der Flingeraner wertvolle Regionalligaerfahrungen sammeln.
Die erste Chance des Spiels (9.) hatten die Fortunen. Shunya Hashimoto spielte den Ball an der rechten Außenbahn mit einer Körpertäuschung geschickt frei, passte mit dem Außenrist in den gegnerischen Strafraum auf Jerome Kiesewetter, doch ein Verler Abwehrspieler konnte den Ball gerade noch abfangen. Danach hatten die Gastgeber ihre erste Chance (15.) durch einen Kopfball von Cinar Sahil Sansar aus rund zehn Metern, den Okoye aber mit einer schönen Parade zur Ecke abwehren konnte. Die 278 Zuschauer sahen ein insgesamt ausgeglichenes Spiel, das rasant in beide Richtungen lief, aber nur wenige Torszenen bot. Nach einem Kopfballduell (22.) zwischen Anderson Lucoqui und Nico Hecker blieben beide Spieler am Boden liegen und mussten mehrere Minuten behandelt werden. Der SCV-Spieler musste ausgewechselt werden, während Lucoqui weiterspielen konnte. Gefährlich wurde es dann wieder für die Westfalen (27.). Taylan Duman eroberte den Ball im Mittelfeld, passte präzise quer über das Spielfeld auf Hashimoto, doch dessen Schuss aus halblinker Strafraumposition konnte SCV-Keeper Sebastian Lange mit den Füßen abwehren. Noch gefährlicher (34.) wurde es aber anschließend für die Flingeraner bei einem hohen Ball der Verler in den Strafraum. Eingekeilt zwischen zwei Gegnern stieg Okoye hoch, hatte den Ball schon fast im Griff, wurde dann aber umgestoßen und verlor ihn wieder. Ein Verler kam zum Schuss, doch Moritz Montag rettete auf der Linie. Kurz vor dem Pausenpfiff (44.) musste Montag gemeinsam mit Okoye nochmals die Führung der Gastgeber auf der Linie verhindern. Mit leichten Vorteilen für die Westfalen ging es in die Halbzeitpause.
Lucoqui hatte nach dem Kopfballduell in der ersten Spielhälfte doch zu große Schmerzen und musste in der Halbzeit ausgewechselt werden. Für ihn kam Tim Krafft. In den ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff wurden die Flingeraner durch ein druckvolles Angriffsspiel der Gastgeber weit in die eigene Hälfte gedrückt, doch nach und nach konnten sie sich aus dieser Umklammerung wieder befreien. Trotz ihrer optischen Überlegenheit kamen die Verler aber kaum zu Chancen, denn die Abwehr der Fortunen stand hervorragend. Kapitän Jannik Schneider, Leroy Kwadwo, Lucoqui und später Krafft glänzten durch eine bärenstarke Leistung, die von einem überragenden Montag, der auch das Angriffsspiel belebte und zum besten Mann auf dem Platz avancierte, noch getoppt wurde. Duman, Kiesewetter und Kianz Froese leisteten ebenfalls viel Abwehrarbeit, während Dario Bezerra Ehret der auffälligste Offensivspieler im Mittelfeld war. Nur im Angriff fanden die Flingeraner gegen die ebenfalls gut organisierte und körperlich robuste SCV-Abwehr kein wirksames Mittel. Trotzdem hatte Hashimoto die nächste nennenswerte Torchance (65.), als er auf der linken Seite frei durchkam, mit einem Flachschuss aber erneut an Lange scheiterte. Kurz durchatmen mussten die Düsseldorfer bei einem Schuss von Viktor Maier (83.), der das Tor nur um Millimeter am unteren langen Pfosten verfehlte. Eine Minute später (84.) wechselte Aksoy und brachte Kaito Miyake für Justin Toshiki Kinjo. Dieser Wechsel brachte die Entscheidung, denn Miyake, der noch einmal für viel Wirbel im Angriff sorgte, legte kurz darauf (86.) von der linken Außenbahn zurück in die Mitte zu Bezerra Ehret, und dieser zirkelte den Ball mit einem Kunstschuss aus rund zwanzig Metern unhaltbar für Lange zum Siegtreffer ins Tor. Die Zwote bekam danach gegen bedingungslos stürmende Verler mehr Platz und erspielte sich weitere gute aber ungenutzte Möglichkeiten. Da den jungen Spielern manchmal noch die Routine fehlt, eine knappe Führung am Ende clever über die Zeit zu bringen, musste durch unnötige Ballverluste auf Düsseldorfer Seite noch etwas gezittert werden. Am Ende aber verbuchten die Fortunen durch eine engagierte kämpferische und im zweiten Durchgang auch spielerisch ansprechende Leistung gegen einen starken Gegner drei durchaus verdiente Punkte auf der Habenseite. (RR)
Spiele der Teams
Aufstellung:
SC Verl
LangeKurtHaeder (70. Özkara)LiehrChorobaHecker (22. Muhovic)MaierStöcknerSchmidtSansarMüller (62. Mikic)
Gelbe Karten
SchmidtTrainer
Guerino Capretti
Fortuna Düsseldorf U23
OkoyeMontagSchneiderKwadwoLucoqui (46. Krafft)Kinjo (83. Miyake)Bezerra EhretKiesewetterDumanFroeseHashimoto (90. Majic)
Gelbe Karten
Bezerra Ehret, FroeseTrainer
Taskin Aksoy
Stadion:
Tönnies Arena
Zuschauer
278
Schiedsrichter
Jörn Schäfer