Zwote schreibt Geschichte in Wuppertal
Wenn die Zwote es mit dem Wuppertaler SV zu tun bekommt, schwant den Anhängern meist nichts Gutes. Zwar gab es im Jahr 2011 einen Heimsieg, alle anderen 15 bisherigen Begegnungen konnten hingegen nicht gewonnen werden. Die Personalsituation machte vor dem Spiel nur wenig Hoffnung auf Besserung: Torwart Maduka Okoye fiel verletzt aus, Moritz Montag und Kianz Froese nahmen angeschlagen zunächst auf der Bank Platz, dazu musste Dario Bezerra Ehret eine Gelbsperre absitzen. Ersetzt wurden sie durch U19-Torwart Mario Zelic, Vincent Schaub und Kaito Miyake sowie Profileihgabe Aymen Barkok.
Es war gut ersichtlich, dass die Mannschaft von Trainer Nico Michaty eine Menge Selbstvertrauen aus dem jüngsten 3:2-Erfolg bei der U21 des 1. FC Köln mitgenommen hat; gänzlich unbeeindruckt von Kulisse und Stadion verteidigte sie von Minute eins an hochkonzentriert. Zwar gehörten die ersten Torannäherungen den Gastgebern, jedoch konnten diese den Debütanten Mario Zelic im Tor nicht ernsthaft in die Bredouille bringen. In der Folgezeit gewann die Zwote immer mehr Sicherheit in ihren Aktionen, auch im Spiel nach vorn wurden immer wieder gefällige Kombinationen vorgetragen. Dennoch war es eine Standardsituation, die die erste gute Einschussmöglichkeit brachte. Nach einem scharf hereingebrachten Freistoß von Taylan Duman tauchte Joshua Endres (19.) frei vor WSV-Torwart Joshua Mroß auf, dieser wehrte den Abschluss stark ab. In der Folgezeit hatten die Gastgeber zwar den Ballbesitz auf ihrer Seite, die Fortunen aber die Kontrolle über das Spiel. So war es nur folgerichtig, dass die Zwote sich vor der Halbzeit für ihren Aufwand belohnte, die Art und Weise wie sie das tat, war wohl auch für neutrale Zuschauer beeindruckend. Zunächst setzte der fleißige Nick Galle zu einem Flankenlauf über links an, fand in der Mitte Endres, der im Strafraum cool blieb und im Stile eines echten Mittelstürmers zum 1:0 einschob (37.). Nur vier Minuten später gab es einen Freistoß links vom Strafraum der Wuppertaler, sehr nah an der Grundlinie. Während das ganze Stadion mit einer Hereingabe rechnete, zog Aymen Barkok den Ball selbstbewusst direkt aufs Tor und traf damit zum 2:0 (41.). Weitere vier Minuten später der nächste Treffer: Eine Flanke von Davor Lovren wurde per Kopf zu kurz abgewehrt, Kaito Miyake ließ sich nicht zweimal bitten und versenkte den Ball von der Strafraumgrenze zum 3:0 mit rechts in den Winkel (45.).
Für die mitgereisten Fortunen waren die letzten zehn Minuten dieser ersten Halbzeit ein bisher nie dagewesenes Spektakel im Stadion am Zoo, allerdings war klar, dass die Gastgeber einen derartigen Spielverlauf ungern auf sich sitzen lassen würden.
Dennoch machte die Zwote zu Beginn der zweiten Halbzeit genau da weiter, wo sie aufgehört hatte. Endres hatte gar auf Vorlage von Gökhan Gül die Möglichkeit, die Vorentscheidung herbeizuführen (55.), doch sein Abschluss traf nur das Außennetz. In der nächsten Situation wurde es unübersichtlich: Vincent Schaub begann ein Foul im Strafraum, woraufhin Schiedsrichter Alexander Schuh auf den Punkt zeigte. Im gleichen Moment prallte der Ball jedoch weiter zu Stürmer Christopher Kramer, der Abseits stand. Auf Anraten seines Assistenten zeigte Schuh dann Freistoß für die Fortunen an. Nach längerer Beratung nahm er diese Entscheidung jedoch erneut zurück und es gab einen Strafstoß für den WSV, den Gaetano Manno sicher zum 1:3 (57.) verwandelte. Auch dieser Rückschlag brachte keine Unruhe ins Spiel der Zwoten, wieder gehörte ihr die nächste gute Aktion. Lovren zog aus 17 Metern knapp vorbei (60.). Den Gastgebern fehlte nach wie vor die nötige Kreativität, die gut stehende Abwehr zu überwinden. Diese brachte dann der eingewechselte Marco Cirillo, der technisch anspruchsvoll per Lupfer in den Winkel über Zelic hinweg auf 2:3 verkürzte (72.). Nach einer fragwürdigen Roten Karte gegen Kapitän Leander Goralski (78.) war es wenig überraschend, dass nun eine regelrechte Abwehrschlacht anstand, schnell schien das 3:3 nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Die zehn verbleibenden Spieler der Zwoten zerrissen sich jedoch für diesen Sieg, schmissen sich leidenschaftlich in jeden Zweikampf und in jeden Abschluss. Selbst mit fünf Abschlüssen der Gastgeber innerhalb des Strafraums in einer Szene (90.+ 2) funktionierte es irgendwie mit vereinten Kräften, das Tor sauber zu halten. So war es am Ende doch geschafft, Geschichte zu schreiben und den lang ersehnten ersten Sieg auf Wuppertaler Boden einzufahren. (PL)
Zwote-Trainer Nico Michaty: „Wir haben in der ersten Halbzeit unglaubliche Effektivität gezeigt und drei sehr schöne Tore erzielt. In der Pause war uns schon klar, dass das Spiel noch nicht durch ist und der WSV noch einmal kommen wird. Nach den beiden Toren hat der WSV Druck ohne Ende gemacht, wir haben es zuvor auch vielleicht etwas versäumt, unsere Möglichkeiten zu nutzen. Hätten wir das 4:0 oder das 4:1 gemacht, wäre das Spiel wohl entschieden gewesen. Nach der zweiten Halbzeit wäre ein Unentschieden absolut verdient gewesen, aber wir haben den Sieg mit Glück und Geschick über die Zeit gebracht. Es war ein wichtiger Sieg für uns, aus dem meine Mannschaft sicherlich viel mitnehmen kann.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Wuppertaler SV
MroßLangerUphoff (71. Cirillo)HagemannManno (C)Erwig-DrüppelKramerAlabas (46. Pagano)Meier (46. Windmüller)SchünemannMalura
Trainer
Adrian Alipour
Fortuna Düsseldorf U23
ZelicSchaub (69. Montag)Goralski (C)KwadwoGalleBarkokGülLovren (75. Kaminski)MiyakeDumanEndres (90.+1 Froese)
Rote Karten
Goralski (78.)Trainer
Nico Michaty
Stadion:
Stadion am Zoo
Zuschauer
1579
Schiedsrichter
Alexander Schuh